Zu sagen, dass Marcel Sabitzers erstes Jahr im Bayern-Trikot holprig war, wäre ein riesiges Understatement.
Der Steirer kam am Ende des letzten Transfersommers als großer Wunschspieler von Julian Nagelsmann um eine Ablösesumme von 15 Millionen Euro aus Leipzig zum deutschen Rekordmeister.
Damals prophezeite sein Trainer, dass der ÖFB-Teamkicker "keine lange Eingewöhnungszeit benötigen" würde, was sich als großer Irrtum herausstellen sollte.
LAOLA1 blickt auf Sabitzers hartes erstes Jahr in München zurück und zeigt, wie der Mittelfeldmann in diesem Sommer alles umdrehte und was das für einen möglichen Laimer-Transfer nach München bedeutet.
Bayern-Legenden sparen nicht mit Kritik
In der Bundesliga-Saison 2021/22 war der 28-Jährige nur ein einziges Mal für 90 Minuten am Platz, am Ende der Spielzeit standen magere 944 Minuten auf dem Zettel.
Die schwachen Leistungen blieben auch mehreren Bayern-Legenden nicht verborgen. Gerade einmal einen Monat nach Sabitzers Ankunft hinterfragte Didi Hamann den Transfer öffentlich.
"Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich hätte ihn nicht geholt. Mir ist er zu undiszipliniert. Die Frage ist auch, was seine beste Position ist. Auf der Acht schießt er wahrscheinlich nicht genügend Tore. Auf der Sechs ist er mir zu hitzköpfig, weil da braucht man jemanden, der Ruhe ausstrahlt", sparte der 143-fache Bayern-Spieler bei "Sky" schon früh nicht mit seiner Kritik.
Auch der langjährige Bayern-Kapitän Lothar Matthäus äußerte sich bereits im Dezember im "Krone"-Interview zur Personalie Sabitzer: "In Leipzig war alles um ihn herum aufgebaut, er war Kapitän, geschätzt. Bei den Bayern ist er einer von vielen, ein Ergänzungsspieler. Aber wenn du auf der Sechser-Position hinter Kimmich und Goretzka antrittst, muss man sich hinten anstellen."
Und weil aller guten Dinge drei sind, ergriff dann auch noch Kult-Stürmer Mario Basler bei "Sport1" das Wort und verglich Sabitzer mit anderen gescheiterten Stars: "Es haben schon viele Spieler bei Bayern probiert. Auch Lukas Podolski und Mario Götze konnten sich nicht durchsetzen. Ich glaube nicht, dass Bayern bei Sabitzer noch lange zuguckt."
Interesse aus ganz Europa
Auch bei Nagelsmann riss schon Ende 2021 langsam der Geduldsfaden. Als Sabitzer gegen Augsburg von Beginn an spielen durfte, gab es eine bittere 1:2-Klatsche, an der der ÖFB-Teamspieler nicht unbeteiligt war.
"In Sabi steckt viel, viel mehr als wir aktuell sehen. Das heutige Spiel war eigentlich prädestiniert für ihn, er hatte so viel Raum. In Leipzig hat er das so oft weltklasse gemacht. Diese Verlagerungen haben wir dauernd von ihm gesehen, die spielt er eigentlich herausragend - heute kein einziges Mal", erinnerte der Bayern-Coach an Sabitzers Stärken aus der gemeinsamen Leipzig-Zeit.
Da sich die Leistungen auch im Frühjahr nicht merklich besserten, suchten die Bayern bereits eifrig nach einem Abnehmer für den Mittelfeldmann.
Vom FC Arsenal über Atletico Madrid bis AS Roma waren mehrere europäische Top-Adressen an Sabitzer interessiert, der über seinen Berater aber mehrmals mitteilen ließ, dass er unbedingt in München bleiben möchte.
Sommer-Vorbereitung als Turning Point
Am Ende der Saison bekam Sabitzer dann auch von seinen Spielerkollegen die Rechnung für sein desaströses Jahr präsentiert. Die Bundesliga-Spieler wählten den 28-Jährigen in der jährlichen "Kicker"-Umfrage zum "Verlierer der Saison", er erhielt dabei mehr als drei Mal so viele Stimmen wie sein zweitplatzierter Teamkollege Dayot Upamecano.
Davon unbeirrt startete der 64-fache Nationalspieler in die Sommervorbereitung und zeigte sich dort von einer ganz anderen Seite. Das gefiel auch Trainer Nagelsmann.
"Er ist einer der besten Spieler in der Vorbereitung. Er hat seinen Spielstil im Vergleich zur Vorsaison etwas verändert, spielt jetzt nicht mehr in dieser Häufigkeit die sicheren Bälle zurück zu seinen Verteidigern, sondern sucht vermehrt den tiefen Weg ins letzte gegnerische Drittel. Damit bin ich sehr zufrieden", streute der 35-Jährige seinem Akteur während der US-Tour Rosen und kürte ihn letztendlich auch zum "Gewinner der Vorbereitung".
Die Leistungssteigerung war nicht nur für den Coach klar ersichtlich, auch sein "Nachbar" im defensiven Mittelfeld, Joshua Kimmich, geriet im Gespräch mit dem "Kicker" ins Schwärmen: "In der letzten Saison liefen ein paar Sachen unglücklich für ihn. In dieser hat man von Anfang an gemerkt, dass er hungrig ist im Training. Er ist immer einer der Besten. Er gibt uns ein gewisses körperliches Spiel, ist ein intelligenter Spieler, torgefährlich, mit einem guten Torschuss."
Verhindert Sabitzers Hoch den Laimer-Transfer?
Mit starken Leistungen beim Supercup-Triumph gegen Leipzig sowie beim 6:1-Auftaktsieg in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt zementierte Sabitzer seine Position in der Startelf vorerst ein. Gerade der Bundesliga-Auftakt, bei dem der Steirer 100 Prozent seiner Zweikämpfe gewann, war ein besonderes Ausrufezeichen.
Ein Ausrufezeichen, das auch Auswirkungen auf einen anderen ÖFB-Teamspieler haben könnte. Der FC Bayern flirtet bekanntermaßen schon seit Wochen mit Konrad Laimer, der selbst gerne bei den Münchnern landen würde.
Da die Leipziger aber auf eine Ablösesumme von 30 Millionen Euro beharren, geriet der Wechsel ins Stocken. Aufgrund der außerordentlichen Performance von Sabitzer wird ein Laimer-Transfer im Sommer immer unwahrscheinlicher. Besonders vor dem Hintergrund, dass der verletzte Leon Goretzka in ein paar Wochen wieder einsatzfähig sein wird und auch Ajax-Neuzugang Ryan Gravenberch als Kandidat für das Zentrum gilt.
Die Münchner "Abendzeitung" berichtete jüngst, dass ein Sabitzer-Verbleib nun auch von den Verantwortlichen abgesegnet ist. Und auch Didi Hamann entschuldigte sich am Sonntag bei "Sky 90" für seine Kommentare und steht der Personalie Sabitzer mittlerweile positiv gegenüber.
Der Grundstein für eine erfolgreiche Bayern-Zukunft ist also gelegt.