Der SV Darmstadt ist zurück in der deutschen Bundesliga!
Sechs Jahre musste das deutsche Fußball-Oberhaus ohne die "Lilien" auskommen, ehe vergangene Saison die Rückkehr fixiert wurde. Einen großen Anteil daran hatten mit Mathias Honsak und Emir Karic auch zwei Österreicher.
Letztgenannter etablierte sich in der abgelaufenen Spielzeit als unumstrittene Stammkraft bei den Hessen. Unter Cheftrainer Torsten Lieberknecht war der variabel einsetzbare Außenbahnspieler vor allem in der Rückrunde nicht mehr aus der Startelf wegzudenken.
Nun geht der 26-jährige Oberösterreicher in seine erste Saison in der deutschen Bundesliga. Im Interview mit LAOLA1 spricht Karic über seine Erwartungen an die Bundesliga sowie seine Hoffnungen auf eine Nominierung fürs ÖFB-Nationalteam.
Darmstadt im Freudentaumel! Die Bilder zur Aufstiegsfeier
LAOLA1: Wie läuft die Vorbereitung für deine erste Saison in der deutschen Bundesliga?
Karic: Die ersten Testungen sind alle positiv verlaufen. Und seit dem ersten Training auf dem Platz wurde richtig Gas gegeben. Wir hatten bislang nur Doppeleinheiten und am vergangenen Samstag das erste Testspiel, wobei das eher ein lockerer Aufgalopp in der Region gewesen ist. Am Mittwoch geht es dann zum ersten richtigen Test gegen Norwich City bei uns im Stadion.
LAOLA1: Der Aufstieg war für den Verein natürlich eine gewaltige Sache. Der SV Darmstadt geht heuer in die insgesamt fünfte Bundesliga-Saison seiner Klub-Geschichte. Wie sehr spürt man die Euphorie in der Stadt?
Karic: Ich denke, die Euphorie spürt man eigentlich überall, seit wir aufgestiegen sind Ende Mai. Klar ist es in der Pause wieder etwas ruhiger geworden, aber jetzt merkt man, dass es bei uns und im Umfeld schon bei allen kribbelt. Spätestens im Derby in Frankfurt (1. Bundesliga-Spieltag, Anm.) werden alle Leute wieder elektrisiert sein. Natürlich dürfen wir aber auch das DFB-Pokal-Spiel zuvor nicht vergessen (14. August gegen FC Homburg, Anm.).
LAOLA1: Der Jubel vergangene Saison, als ihr den Aufstieg fixiert habt, war grenzenlos. Die Fans haben den Platz gestürmt und auch die Mannschaft hat gezeigt, wie man richtig feiert. Ihr seid nach der Aufstiegsparty sofort weiter auf Mallorca geflogen.
Karic: Ich muss sagen, ich war nicht die ganze Zeit mit der Mannschaft in Mallorca. Der Großteil ist schon am Samstag zu Mittag hingeflogen. Ich habe ihnen schon im Vorhinein gesagt, ich bin nur am Montag für eine Nacht auf Mallorca. Das ist nicht ganz meine Welt. Deshalb habe ich auch nicht viel mitgekriegt, außer das, was in die Gruppe geschickt wurde. Und vielleicht will ich auch gar nicht alles so genau wissen (lacht).
LAOLA1: Die Mallorca-Reise fand ja noch vor dem letzten Saisonspiel gegen Greuther Fürth statt. Dort hast du krankheitsbedingt leider gefehlt. Aber deinen Antworten zufolge, ist das bei dir wohl nicht auf das zu heftige Feiern zurückzuführen?
Karic: Nein, nein, nein. Ich bin am letzten Spieltag ganz normal mitgefahren nach Fürth, im Bus habe ich aber schon ein bisschen Schüttelfrost bekommen – ich weiß nicht, woher das kam. Am Abend ist es mir überhaupt nicht gut gegangen, da habe ich 39 Grad Fieber gehabt. Ich bin dann nach Darmstadt zurück, dort ist bei mir eine Mandelentzündung festgestellt worden. Da bin ich leider relativ sensibel.
LAOLA1: Dieses letzte Saisonspiel war tatsächlich das einzige Spiel der gesamten Rückrunde, das du verpasst hast. Du hast jetzt schon zwei Spielzeiten in Darmstadt verbracht, aber erst im vergangenen Halbjahr hast du dir so richtig einen Platz in der Stammelf erarbeitet. Wie stolz macht dich das?
"Ich bin mir relativ sicher, dass das beste Halbjahr in meiner Profikarriere bis jetzt war. Aber ich hoffe, dass jetzt der nächste Schritt und eine noch bessere Saison folgt."
Karic: Ich muss ehrlich sagen, für mich persönlich war es schon nochmal ein anderes Gefühl. Natürlich ist jeder Teil der Mannschaft wichtig, egal, wie viel du spielst. Den Aufstieg kann man nur als Team fixieren. Aber für mich persönlich war das schon ein großes Highlight, dass ich in der Rückrunde so viel auf dem Feld dazu beitragen durfte. Es war schön, dass ich mir bewiesen habe, dass ich das kann und bereit für den nächsten Schritt bin. Dass der Trainer auf mich gebaut hat und mich den nächsten Schritt gehen hat lassen. Ich hoffe, dass ich das gut zurückgezahlt habe.
LAOLA1: Du hast im Interview mit LAOLA1 vergangenes Jahr erwähnt, dass in der 2. Bundesliga schon nochmal ein Niveau-Unterschied zu erkennen war im Vergleich zur österreichischen Bundesliga. Heißt das im Umkehrschluss, dass wir vergangene Saison den besten Emir Karic bisher erlebt haben?
Karic: Das würde ich schon so unterschreiben. Ich denke, dass ich auch in Altach eine Zeit gehabt habe, wo ich wirklich gute Spiele gehabt habe. Aber die 2. deutsche Liga ist vom Niveau her wirklich nochmal ein, zwei Sprünge drüberzusetzen. Ich bin mir relativ sicher, dass das beste Halbjahr in meiner Profikarriere bis jetzt war. Aber ich hoffe, dass jetzt der nächste Schritt und eine noch bessere Saison folgt.
LAOLA1: Wie gut schätzt du deine Chancen ein, diesen Schwung auch in die Bundesliga mitzunehmen und auch dort Woche für Woche Stammspieler zu sein?
Karic: Das ist jetzt schwierig zu sagen. Wir sind jetzt am Anfang der Vorbereitung, die Karten werden neu gemischt, es kommen Spieler, es gehen Spieler. Wenn ich Gas gebe, bin ich mir sicher, dass ich meine Spielzeit kriege und auch gute Leistungen zeigen werde. Ziel ist natürlich, so viele Bundesliga-Minuten zu machen, wie möglich. Wie weit das praktisch umzusetzen ist, werden wir in ein paar Wochen sehen.
LAOLA1: Bislang hat der SV Darmstadt seine Aufstiegsmannschaft größtenteils gut beisammengehalten. Mit Patric Pfeiffer ist bislang nur ein Stammspieler der vergangenen Saison gegangen. Ist es euer Ziel, mit demselben Erfolgsrezept der vergangenen Saison auch im deutschen Fußball-Oberhaus anzugreifen?
Karic: Man kennt die budgetären Unterschiede zwischen uns und den anderen Bundesliga-Klubs. Da wird bei uns auch einfach ein bisschen Kreativität gefordert sein, auch von uns Spielern, dass wir uns noch mehr weiterentwickeln. Ich denke, dass das ein großes Erfolgsrezept war letzte Saison und auch das Jahr davor, dass wir als Truppe im Kern zusammengeblieben sind. Ich glaube, dass der Teamgedanke auch dieses Jahr wieder unser Schlüssel zum Erfolg sein muss. Deswegen bin ich auch froh, dass wir viele Spieler halten konnten.
LAOLA1: Aber natürlich ist auch bereits der eine oder andere neue Spieler dazugekommen.
Karic: Es ist natürlich klar, dass wir nicht nur mit den Spielern vom letzten Jahr angreifen können, sondern wir auch extern Verstärkungen holen müssen. Ich finde aber, dass das bis jetzt mit Fabian Nürnberger, Andreas Müller, Matej Maglica und Fraser Hornby bereits gut gemacht wurde. Sie haben bislang einen guten Eindruck hinterlassen und auch den Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft erhöht. So weiß jeder, dass es nicht sicher ist, ob man spielt. Das treibt uns auch alle einzeln an.
"Wenn wir die Champions League erreichen, wäre es auch nicht so schlecht."
LAOLA1: Ein Spieler, der in den vergangenen Wochen vermehrt mit den "Lilien" in Verbindung gebracht wurde, ist Christoph Klarer. Wie cool wäre es, bald noch einen weiteren Österreicher in Darmstadt begrüßen zu dürfen?
Karic: Ich schaue da gar nicht drauf, wo die Spieler herkommen. Solange die Spieler Qualität haben und uns weiterbringen, sind sie herzlich willkommen. Natürlich wäre das von der Sprache her vielleicht ein bisschen einfacher für mich, Honsi (Anm. Mathias Honsak) oder Nemo (Anm. Nemanja Celic), aber Christoph ist allgemein ein wirklich guter Kicker. Ich weiß aber nicht, was hinter den Kulissen passiert. Wir lesen das auch nur selber in der Zeitung. Inwieweit das Gerücht stimmt, weiß ich nicht.
LAOLA1: Habt ihr euch bis auf den Klassenerhalt eigentlich noch irgendwelche anderen Ziele gesteckt?
Karic: Wenn wir die Champions League erreichen, wäre es auch nicht so schlecht (lacht). Nein, es ist wirklich das oberste und das einzige Ziel, den Klassenerhalt zu sichern. Dem müssen wir alles unterordnen.
LAOLA1: Gibt es irgendeinen Gegner oder einen Spieler, auf den du dich nächste Saison besonders freust?
Karic: Ja, Bayern München ist seit langen Jahren mein Lieblingsverein und ich bin ein wirklich großer Fan von Kingsley Coman. Es wäre eine super Geschichte, wenn ich auf ihn treffen könnte auf dem Feld. Ingesamt warten 34 Highlight-Spiele. Es gibt kein Spiel, wo du sagst, es wird vielleicht ein bisschen fad. Es sind alle Mannschaften unfassbar unterwegs. Leverkusen, Dortmund, Leipzig und so weiter. Ich könnte jeden Verein aufzählen.
LAOLA1: Du wirst auch auf viele Gegenspieler treffen, mit denen du früher selbst noch in den U-Nationalteams von Österreich zusammengespielt hast. Wie großartig wäre es denn, künftig wieder gemeinsam aufzulaufen - also im ÖFB-Nationalteam? Ich denke, es gibt schlechtere Bewerbungsschreiben als potenzieller Stammspieler in der deutschen Bundesliga zu sein.
Karic: Ich glaube, für jeden Fußballer ist das Nationalteam ein großer Traum. Ich beschäftige mich aber ehrlich gesagt noch gar nicht damit. Ich bin gerade erst aus der 2. Liga aufgestiegen. Mein Ziel ist einfach, mit der Mannschaft die Klasse zu halten und für mich persönlich, so viele Minuten wie möglich zu sammeln. Aber wegen dem Nationalteam mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Wenn das kommt, dann kommt das von selbst mit meinen Leistungen. Alles andere kann ich nicht beeinflussen. Ein Traum wäre es natürlich, aber um den Traum zu verwirklichen, muss ich noch einiges leisten.
"Ich glaube, ich muss mich erst etablieren und in der Bundesliga meine Leistungen zeigen. Wenn das alles hinhaut, bin ich guter Dinge, dass der Rest auch von alleine kommen wird."
LAOLA1: Das österreichische Nationalteam hat sich zuletzt natürlich enorm entwickelt, wenn man aber auf irgendeiner Feldposition einen Makel finden will, dann sticht einem am ehesten die Dichte auf der Linksverteidiger-Position ins Auge. Also eigentlich alles aufgelegt für dich, oder?
Karic: Ich kann nur nochmal das gleiche sagen. Ich glaube, ich muss mich erst etablieren und in der Bundesliga meine Leistungen zeigen. Der Fokus liegt darauf, dass ich mit der Mannschaft so erfolgreich wie möglich bin. Wenn das alles hinhaut, bin ich guter Dinge, dass der Rest auch von alleine kommen wird.
LAOLA1: Dass es auch als Darmstadt-Spieler relativ schnell gehen kann, hat vergangene Saison Mathias Honsak bewiesen, als er fürs ÖFB-Team nominiert wurde. Leider konnte er nicht anreisen. Dennoch, wie sehr hast du dich mit ihm mitgefreut?
Karic: Ich habe mich extrem für Honsi (Anm. Mathias Honsak) gefreut bei der Nominierung, weil er das halbe Jahr davor durch eine richtig fiese und blöde Zeit gegangen ist, immer wieder von seiner Rückenthematik zurückgeworfen worden ist. Aber er ist dann so fulminant rausgestartet, auch mit seinen wichtigen Toren. Ich finde, zu dem Zeitpunkt war die Nominierung auch wirklich komplett gerechtfertigt. Deswegen habe ich mich auch extrem für ihn gefreut. Natürlich blöd, dass er nicht anreisen hat können. Jetzt war er auf Abruf, aber ich bin mir hundertprozentig sicher, wenn er ganz normal an seine Leistungen anknüpfen kann, die er gezeigt hat im Frühjahr, wird das nur eine Frage der Zeit sein, bis er wieder dabei ist.
LAOLA1: Gibt so eine Nominierung von einem Mitspieler, mit dem Wissen, dass man es auch von Darmstadt aus ins Nationalteam schaffen kann, vielleicht auch dir eine gewisse Portion Selbstvertrauen mit?
Karic: Natürlich. Ich habe gesehen, auf Darmstadt wird auch ein Auge geworfen – jetzt eine Etage höher wahrscheinlich noch mehr. Schauen wir einfach, was passiert.
LAOLA1: Dein Vertrag in Darmstadt läuft am Ende dieser Saison aus. Schwirrt dieses Thema bereits in deinem Kopf herum?
Karic: Das schwirrt überhaupt nicht in meinem Kopf herum. Ich bin da ganz entspannt. Ich habe meine Leistungen gebracht und schaue jetzt einfach, wie sich die Saison entwickelt. Mein Fokus liegt momentan auch nicht darauf, irgendwelche vertraglichen Themen mit mir herumzutragen, sondern darauf, dass wir gut in die Liga starten.
LAOLA1: Danke für das Gespräch und viel Glück in der Bundesliga!
Karic: Danke! Die Mannschaften können sich anhalten, es wird lustig werden mit uns (lacht).