news

Marcel Sabitzer: Auserkoren, um den BVB zu führen

Der ÖFB-Star hat sich bei Borussia Dortmund einen Stammplatz erkämpft. Künftig soll der ehemalige Bayern-Spieler noch mehr in eine Führungsrolle schlüpfen.

Marcel Sabitzer: Auserkoren, um den BVB zu führen Foto: © getty

Es ist wieder soweit: Borussia Dortmund empfängt am Samstag (ab 18:30 Uhr im LIVE-Ticker) den FC Bayern München zum großen deutschen "Klassiker".

Im Mittelpunkt des Geschehens wird unter anderem auch ein Österreicher stehen. Marcel Sabitzer reihte sich in den vergangenen Jahren in die lange Riege der Fehlkäufe des FC Bayern München ein. 

15 Millionen Euro legten die Münchner 2021 auf den Tisch, um Sabitzer von Leipzig loszueisen, der große Durchbruch bei den Bayern blieb ihm aber verwehrt. Im Sommer 2023 hatten die Bayern genug und gaben den ÖFB-Teamspieler ausgerechnet an den größten Liga-Konkurrenten - Borussia Dortmund - ab. 

Nun trifft Sabitzer erstmals seit seinem Wechsel auf seinen ehemaligen Klub und soll im großen Aufeinandertreffen mit den Münchnern auch eine tragende Rolle einnehmen, wie Jürgen Koers von den "Ruhr Nachrichten" erklärt.

LAOLA1 hat bei Koers, der seit 2011 täglich über den BVB berichtet, nachgefragt, um Sabitzers bisherige Zeit in Dortmund genauer unter die Lupe zu nehmen.

Sabitzer-Verpflichtung löste "keine Hurra-Schreie" in Dortmund aus

19 Millionen Euro überwies Borussia Dortmund im vergangenen Juli nach München, um sich die Dienste Sabitzers zu sichern - damit gab der BVB vier Millionen Euro mehr aus als der FC Bayern 2021.

"Ich muss ganz ehrlich sagen, dass die Verpflichtung von Marcel Sabitzer keine großen Hurra-Schreie oder Freuden-Gefühle in Dortmund ausgelöst hat", zeichnet Koers ein etwas harsches Stimmungsbild.

Der BVB war in den vergangenen Jahren mit spektakulären Namen und hoffnungsvollen Spielern, wie etwa Jude Bellingham, verwöhnt. Sabitzers Name konnte da zunächst nicht ganz mithalten.

Diese Spieler kickten für Dortmund und den FC Bayern

Das soll aber nicht heißen, dass man die Verpflichtung schlecht hieß. In Dortmund ordnete man den Sabitzer-Kauf als solide ein, mehr aber auch nicht.

"Marcel Sabitzer kennt man. Man weiß, was man bekommt. Das ist hohes Niveau und internationale Klasse. Aber da fehlte so ein bisschen die Fantasie bei dem Namen", sagt der Reporter der "Ruhr Nachrichten".

Die vergangenen Jahre hätten Sabitzers Image auch nicht gerade gutgetan. "Der Background mit Bayern und Leipzig hat jetzt nicht unbedingt dazu beigetragen, dass der Spieler auf Händen getragen wurde, als er ankam. Aber das musste er auch nicht, er musste durch Leistungen auf dem Platz überzeugen."

Verletzungen haben Sabitzers Fortschritt eingebremst

Und hat er das bereits getan? "Das würde ich eingeschränkt bejahen."

Warum das derzeit noch nicht komplett zu bejahen ist, sei auf Verletzungen zurückzuführen. So musste Sabitzer bereits im Sommer-Trainingslager angeschlagen etwas kürzertreten. Im September folgte dann auch noch eine Adduktorenverletzung, die ihn fast einen Monat außer Gefecht setzte.

"Ich muss ganz ehrlich sagen, dass die Verpflichtung von Marcel Sabitzer keine großen Hurra-Schreie oder Freuden-Gefühle in Dortmund ausgelöst hat."

Jürgen Koers

"Natürlich ein unglücklicher Zeitpunkt", urteilt Koers, nachdem Sabitzer in den Wochen zuvor regelmäßig zu Einsätzen kam. Nicht nur das: der 29-Jährige stand bis dato in jedem einzelnen Pflichtspiel des BVB in der Startelf.

Sein Comeback feierte Sabitzer nicht etwa in Dortmund, sondern im ÖFB-Team. Dass der Mittelfeldspieler die Reise zu Österreichs Nationalteam überhaupt antrat, überraschte.

"Es war auf den ersten Blick etwas verwirrend", rechnete Koers eigentlich damit, dass man bei Sabitzer nichts riskieren wolle. Im Nachhinein hätte es aber kaum besser laufen können: "Die Einsätze haben ihm sicherlich gutgetan. Er hat Wettkampfpraxis bekommen und das ist bestimmt immer wichtiger als Training."

Mittlerweile "kein Zweifel" mehr an Sabitzer

Seit seiner Rückkehr vom ÖFB-Team ist Sabitzer auch in Dortmund wieder gefragt, rutschte aufgrund von verletzungsbedingten Ausfällen sofort in die BVB-Startelf - und überzeugte.

In Dortmund habe man mittlerweile "keine Zweifel", dass mit Sabitzer ein guter Griff gelang. Auch wenn dem 29-Jährigen etwas mehr Rhythmus bestimmt entgegen käme, um wirklich sein volles Potenzial auszuschöpfen.

"Er ist ein Spieler, der auf jeden Fall die Verantwortung übernimmt und sich auf dem Platz zeigt. Grundsätzlich hat er sich gut integriert. Die kommenden Wochen werden erst zeigen, ob er die Erwartungen in Gänze erfüllen kann", erklärt Koers.

Jude Bellingham hinterlässt große Fußstapfen

Sabitzer übernimmt Verantwortung

Allerdings bringe Sabitzer "alle Anlagen mit", um langfristig ein Stammleiberl beim BVB zu ergattern.

"Er ist mit der festen Absicht verpflichtet worden, dass er nicht nur regelmäßig spielt, sondern auch eine zentrale Figur in Dortmund wird für die nächsten Jahre", legt sich der Redakteur der "Ruhr Nachrichten" fest.

Sabitzer sei ein "Box-to-Box-Spieler, der sich zwischen den Strafräumen wohlfühlt, so einen hatte man vorher nicht. Dementsprechend war die Wahl im Sommer relativ klar, als es im Sommer darum ging, Jude Bellingham zu ersetzen."

Im direkten Duell mit Felix Nmecha

Neben dem ÖFB-Teamspieler hat Dortmund auch Felix Nmecha vom VfL Wolfsburg geholt. Gemeinsam sollten die beiden den Abgang von Bellingham zu Real Madrid abfangen. Nmecha saß zu Saisonbeginn vermehrt auf der Bank, spielt seit Sabitzers Verletzung aber regelmäßig.

Koers unterscheidet die beiden wiefolgt: "Nmecha ist eher derjenige, der mit Pässen oder raumgreifenden Schritten das Spielfeld überbrücken kann. Sabitzer ist einer, der aufgrund seines Einsatzes, seiner Spielfreude, seiner Ballsicherheit, mit eigenen Läufen in die Tiefe Torgefahr ausstrahlt, ohne die defensive Arbeit zu vernachlässigen. Das Gegenpressing aus Leipzig steckt auch noch ein bisschen in ihm drinnen. Auch das ist ein Aspekt, der Dortmund weiterhelfen kann."

Sabitzer "auserkoren, ein Führungsspieler zu sein"

Weiterhelfen will Sabitzer dem BVB auch als Führungspersönlichkeit, wie er bereits bei seiner Verpflichtung ankündigte. Das Trainer-Team um Edin Terzic dürfte dieselbe Meinung vom ÖFB-Profi haben, wie Koers meint.

"Er ist sicher auserkoren dazu, einer der Führungsspieler dieser Mannschaft zu sein. Er hat gerade beim Trainerteam ein sehr hohes Ansehen", so der "Ruhr Nachrichten"-Reporter.

"Dementsprechend hat er einen großen Wert für die Mannschaft. Dass er mit all seiner Erfahrung und als Typ grundsätzlich in die Mannschaft passt, da ist man sich auch in Dortmund sicher."

"Es sind einige, die auf und neben dem Platz den Ton angeben sollen, dazu gehört auch Marcel Sabitzer."

Jürgen Koers

Allerdings soll Sabitzer die Last des Führungsspielers bei weitem nicht als einziger tragen. Immerhin hat man mit Mats Hummels und Marco Reus zwei gestandene Bundesliga-Topstars in den eigenen Reihen, Kapitän des Teams ist Emre Can. "Danach fügt sich nach und nach die neue Generation ein, die Führung zu übernehmen", so Koers.

Unter diesen Spielern befinde sich auch Marcel Sabitzer. Der 29-Jährige war bei RB Leipzig bereits Kapitän und auch im Nationalteam trägt er des Öfteren die Schleife. 

"Es sind einige, die auf und neben dem Platz den Ton angeben sollen, dazu gehört auch Marcel Sabitzer, der aufgrund seiner Erfahrung und bisherigen Erfolge dafür prädestiniert ist", findet der BVB-nahe Reporter. "Er ist selbstbewusst genug, um sich durchzusetzen."

Sabitzers "Paket" soll auch gegen Bayern stechen

Selbstbewusstsein bringt auch Sabitzers erstes Bundesliga-Tor im BVB-Dress am vergangenen Wochenende, als er beim 3:3 gegen Eintracht Frankfurt netzte. "Damit ist das Thema jetzt auch mal erledigt", erklärt Koers, der bereits auf den ersten Bundesliga-Treffer des Österreichers wartete - und ergänzt: "Natürlich erwartet man sich von ihm auch Torgefahr."

Somit steht einer breiten Brust gegen Bayern München nichts mehr im Wege. "Ich sehe ihn als einen wichtigen Spieler für Borussia Dortmund mit Blick auf das Topspiel am Wochenende gegen die Bayern, weil er die Erfahrung, Robustheit, gewisse Spielschläue und Sicherheit am Ball hat", sagt Koers.

"Das ist ein Paket, das ihn zu einem richtig wichtigen Spieler von Borussia Dortmund werden lässt."


Kommentare