Jetzt ging alles ein bisschen schneller, als es Christoph Freund und den Verantwortlichen bei FC Red Bull Salzburg und dem FC Bayern München lieb gewesen wäre. Zumindest in Sachen Verkündung des Sensationsdeals.
"Einen Tag davor hatte ich schon die Befürchtung, dass was kommt, weil ich eine Nachfrage von einem Medium bekommen habe. Gestern früh gab es noch eine WhatsApp von einem deutschen Medium, die ich weitergeleitet habe, an Stephan Reiter und Jan-Christian Dreesen (Bayern-Vorstandsvorsitzender, Anm.). Lustig waren die Reaktionen, eine Minute später haben beide 'puh' geantwortet", berichtet der angehende Bayern-Sportdirektor von seinem Dienstag.
Jenem Tag, an dem das gut gehütete Geheimnis publik wurde. Der Salzburg-Sportdirektor setzt seinen Weg nach acht Jahren Richtung München fort.
Das gemütliche Frühstück in der Sonne wurde gleich weniger entspannt. Aber letzten Endes ist es aus Sicht des 46-Jährigen eine frohe Kunde, welche die Öffentlichkeit nun empfangen hat. "Ich bin froh, dass es jetzt raus ist. Man will darüber reden, es beschäftigt einen", sagt Freund auf einer Pressekonferenz zum aktuellen Anlass.
"Für mich ist Bayern München eine der absoluten Top-Adressen im internationalen Fußball. Ein Verein, der für Werte und Vorstellungen steht, wie auch ich Fußball sehe und wie ein Verein geführt werden soll."
Auch die Mama segnet ab
Nach der Anfrage der Bayern vor einigen Wochen gab es neben den Gesprächen mit Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Dreesen nur Absprachen mit den Salzburg-Verantwortlichen und Freunds Familie.
Dementsprechend lang blieb der große Karriereschritt unter Verschluss. "Das war eine ganz kleine Runde. Entscheidend dafür, dass nichts rausgekommen ist. Es war tatsächlich am Tegernsee in netter Atmosphäre, hat sofort ein gutes Gefühl in mir ausgelöst, die Chemie hat gepasst."
Die Entscheidung sei dadurch eine einfache gewesen. "Mir selbst habe ich eigentlich gesagt: 'Christoph, Wahnsinn, geil das machen wir'. Für mich war es von Anfang an ein richtig gutes Gefühl, wenn so eines entsteht und es die Möglichkeit gibt, dann lass es uns machen."
Und auch die Frau Mama habe diesen Schritt abgesegnet: "Sie hat gesagt: München ist schöner als London und auch nicht so weit, das passt gut."
Was die Bayern größer macht als Chelsea
Immerhin hat im Herbst mit dem FC Chelsea schon einmal ein internationaler Spitzenverein angeklopft. Die damalige Absage sei keine Entscheidung gegen die "Blues", sondern für den FC Red Bull Salzburg gewesen. Genau wie jene nun eine für die Bayern, nicht gegen Salzburg war.
Nach der Anfrage der Londoner habe Freund entschieden, sich die "nächsten zwei, drei Jahre" auf Salzburg zu konzentrieren, eine Untermauerung der Vertragsverlängerung bis 2026 vor einem Jahr.
Die Bayern sind aber eine andere Hausnummer für Freund. Das lässt sich der Noch-Salzburg-Fädenzieher unverhüllt anmerken. Intern habe er immer gesagt: Interesse der Bayern, das wäre eine große Auszeichnung, mit der er sich intensiv auseinandersetzen würde.
"Für mich ist Bayern München eine der absoluten Top-Adressen im internationalen Fußball. Ein Verein, der für Werte und Vorstellungen steht, wie auch ich Fußball sehe und wie ein Verein geführt werden soll. Das hat mich immer beeindruckt. Und auch die Gespräche haben mich darin bestätigt, dass das ein spezieller, herausragender Verein ist, der unglaublich große Ziele hat und die im Weltfußball auch erreichen kann", schwärmt Freund.
"Wir ermöglichen Karrieren, verhindern sie nicht"
Einer der ersten Wege nach der Anfrage ging natürlich zu Stephan Reiter. Der Geschäftsführer verliert seinen bisherigen Wegbleiter mit etwas Wehmut.
"Es war für mich nicht einfach, etwas zu verhandeln, was man gar nicht weghaben will. Aber Veränderung ist eine Chance, darum freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit Bernhard (Seonbuchner, Nachfolger von Christoph Freund als Sportdirektor, Anm.). Wir sind ein Klub, der Karrieren ermöglicht und nicht verhindert. Darum haben wir uns entschlossen, den Vertrag, der ursprünglich noch bis 2026 gelaufen wäre, vorzeitig aufzulösen", so Reiter.
Dabei gebe es natürlich finanzielle Kompensation, aber "finanziell haben wir schon bessere Deals gemacht, strategisch auch. Aber wir haben für beide Seiten ein vernünftiges Paket gefunden."
Das werden die letzten Stellschrauben sein
Sechs Wochen der Zusammenarbeit bleibt den beiden Spezis noch, denn Freund tritt den neuen Posten erst mit 1. September an. In dieser Zeit soll der Salzburger Kader den letzten Feinschliff für die neue Saison bekommen.
"Meinen Job werde ich machen wie die letzten Jahre auch. Natürlich wird es Austausch mit München geben, aber ich bin hundertprozentig bei der Sache", verspricht Freund.
So könne auf der Position des Linksverteidigers noch zugangstechnisch etwas passieren. "Wenn uns das gelingt, sind wir mit dem Kader qualitativ und quantitativ gut aufgestellt, wird eher auf der Abgangsseite noch das eine oder andere passieren. So hat etwa Noah Okafor ja den Wunsch, den nächsten Schritt zu machen", kündigt Freund schon an.
Mitarbeiter mit nach München zu nehmen, stehe nicht auf Freunds Plan: "Das ist gar nicht mein Thema. Ich weiß, welche Mitarbeiter hier arbeiten und wie wohl sie sich fühlen. Darum ist dieser Verein auch gut aufgestellt, wenn ich nicht mehr da sein werde. Der Verein wird weiterhin richtig erfolgreich sein und seinen Weg nicht verlassen. Es ist auch sehr schön, dass ich dieses Gefühl habe, weil mir dieser Verein sehr wichtig ist."
Und sollte es sich einrichten lassen, werden etwas über 100 Kilometer Fahrt für Freund auch kein Hindernis darstellen, sich hin und wieder an alter Wirkungsstätte blicken zu lassen. Der kurze Weg, er freut nicht nur die Mama.