Der erste Saisontitel ist eingefahren, die persönliche Situation aber nicht ganz erfreulich: Christoph Baumgartner droht nach dem 3:0-Erfolg von RB Leipzig gegen Bayern München im deutschen Supercup auch zum Start der Bundesliga bei Bayer Leverkusen am Samstag (15:30 Uhr im LIVE-Ticker) die Zuschauerrolle.
Eine Muskelverletzung im Oberschenkel macht den Anfang für den ÖFB-Teamspieler bei den "Bullen" nicht leicht, seit Montag befindet er sich immerhin wieder im Mannschaftstraining.
"Ich mache noch nicht alles bis zur letzten Übung mit, aber große Teile, und das funktioniert auch sehr gut", sagte der 24-Jährige am Mittwoch im APA-Gespräch. Man versuche einen guten Weg zwischen möglichst viel Belastung und Risikominimierung zu finden.
Die Chance auf einen Einsatz in Leverkusen ist zumindest intakt, eine Entscheidung werde nach dem Freitag-Abschlusstraining fallen. "Wenn da alles perfekt läuft, wird es letztendlich der Trainer entscheiden. Mein Fokus liegt aber darauf, dass ich zu 100 Prozent fit werde, das ist für mich das Allerwichtigste", betonte Baumgartner.
Baumgartner-Blessur: Vorteil für die Konkurrenz
Die Blessur bremste ihn in einer wichtigen Zeit der Vorbereitung aus. "Es war nicht so einfach für mich, weil du gerade als neuer Spieler dabei sein und so viele Trainingseinheiten wie möglich absolvieren möchtest", sagte der Niederösterreicher.
Die Konkurrenz in der Offensive hat sich so Vorteile im Kampf um einen Stammplatz erarbeitet. "Es gibt sehr viel Qualität und Konkurrenz, das war aber genau mein Ziel, auf das ich hingearbeitet habe. Die Situation ist sehr gut wie sie ist, das ist genau das, was dich weiterbringt als ambitionierter Spieler", gab Baumgartner Einblick.
Ein großer Vorteil des ÖFB-Teamspielers ist, dass er im Mittelfeld sowie Angriff universell einsetzbar ist. "Es gibt drei bis vier Positionen, die ich gut bekleiden kann", so Baumgartner. Dazu zähle auch die für ihn ungewöhnliche Sechserposition.
"Ich glaube aber schon eher, dass ich als Offensivspieler gekommen bin und da meine größten Qualitäten habe", so Baumgartner. Offen sei er für alles. "Ich möchte mich im Training so präsentieren, dass der Trainer mich so oft wie möglich in der Startelf einsetzt - egal auf welcher Position. Das ist mein Ziel."
Fußstapfen von Nkunku, Szoboszlai & Co sollen gemeinsam ausgefüllt werden
Nicht mehr in seinem Team sind mit Christopher Nkunku (Chelsea) und Dominik Szoboszlai (Liverpool) zwei Ex-Offensiv-Stützen. Von der Qualität ist das her ein herber Verlust für den Dritten der abgelaufenen Saison, der auch Innenverteidiger Josko Gvardiol in Richtung Manchester City ziehen ließ.
"Es sind viele junge, hoch talentierte Spieler neu beim Klub. Jeder muss versuchen, seinen Teil beizutragen, um diese großen Fußstapfen so gut es geht gemeinsam auszufüllen", verlautete der Waldviertler.
Vergleiche mit Vorgängern hätten wenig Sinn. "Jeder neue Spieler muss seine eigene Qualität bringen und nicht das, was der Spieler davor gemacht hat." Mit Lois Openda, Xavi Simons oder etwa Fabio Carvalho wurden weitere Offensivkräfte geholt, um die Lücken zu schließen.
Baumgartner selbst stieg mit kolportierten 27 Millionen Euro zu Österreichs Rekordtransfer auf. "Druck mache ich mir persönlich, weil es mir wichtig ist, dass ich mich weiterentwickele und Leistung bringe, aber nicht wegen der Ablösesumme", sagte der Ex-Hoffenheim-Kicker.
Die Top 50 der teuersten ÖFB-Transfers aller Zeiten
In seinem neuen Umfeld gebe es im Vergleich zu seinem bisherigen Arbeitgeber "Unterschiede in allen Bereichen". Dazu würden etwa auch die höhere individuelle Klasse sowie auch Trainingsqualität zählen. Mit Xaver Schlager und dem aus Salzburg gekommenen Nicolas Seiwald steht er auch mit ÖFB-Teamkollegen am Rasen.
Meistertitel? "Man muss die Kirche im Dorf lassen"
Gemeinsam konnte man am Samstag über den Supercup-Triumph jubeln. "Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich nicht groß als Supercup-Sieger sehe, da ich nicht wirklich viel dazu beigetragen habe", sagte Baumgartner. Ein Triplepack von Dani Olmo (3., 44., 68./Elfmeter) sorgte für klare Verhältnisse.
"Es ist ein super Zeichen an die Konkurrenz und gibt uns als Team ein super Gefühl, dass wir trotz der vielen Qualität, die wir verloren haben, auf einem guten Weg sind", erläuterte der 29-fache ÖFB-Teamspieler. Zu hoch hängen dürfe man den Erfolg aber nicht. "In der Bundesliga geht es jetzt erst so richtig los."
Dort soll zum sechsten Mal in Folge ein Top-Vier-Platz, der einen Champions-League-Startplatz bringt, erreicht werden. "Sich Jahr für Jahr in der Champions League mit den besten Mannschaften Europas zu messen, ist das große Ziel", sagte Baumgartner.
Vom Meistertitel wie auch dem dritten DFB-Pokal-Triumph in Folge ist keine Rede. "Man muss realistisch sein und die Kirche im Dorf lassen. Wenn so etwas möglich ist, wollen wir die Chance nutzen. Wir wissen aber schon, dass da sehr viel zusammenpassen und auch die Konkurrenz ein bisschen schwächeln muss, um Titel zu holen."
"Ich will am Dienstag oder Mittwoch nicht nur vor dem Fernseher zu sitzen"
Als erste Ligahürde wartet das Gastspiel in Leverkusen, für Baumgartner "eines der spannendsten Teams dieser Saison" - nicht zuletzt wegen der Transfers von Granit Xhaka und Jonas Hofmann. "Auf uns wartet eine Riesenaufgabe, es ist aber unser klares Ziel, dort etwas mitzunehmen", gab der Neo-Leipziger die Marschroute vor.
Noch mehr fiebert er seinem Debüt in der Champions League - ein großes Karriereziel - entgegen. "Die Vorfreude ist sehr groß. Ich will Spiele gewinnen und es genießen, am Dienstag oder Mittwoch nicht nur vor dem Fernseher zu sitzen, sondern auch die Hymne auf dem Feld zu hören", sagte Baumgartner.
Mit 1. September bezieht er mit seiner Freundin eine Wohnung. Die schwierige Zeit im Hotel und aktuell im Appartement hat bald ein Ende.