Adi Hütter und Eintracht Frankfurt - eine Erfolgsgeschichte, wie sie im Buche steht.
Auch wenn der Vorarlberger mit den Hessen zuletzt eine Mini-Krise überwinden musste, ist Hütter mit einem Punkteschnitt von 1,61 der erfolgreichste Frankfurt-Trainer des bisherigen Jahrtausends, der länger als eine Saison am Werk war.
Bereits 710 Tage nach seinem Amtsantritt Anfang Juli 2018 steht Hütter - und auch das ist Klub-intern Rekord - vor seinem 100. Pflichtspiel. Ausgerechnet gegen den FC Bayern geht es im DFB-Pokal-Halbfinale um die letzte Chance auf das internationale Geschäft im kommenden Spieljahr.
Warum sich für Hütter beim Spiel in München am Mittwoch (20:45 im LIVE-Ticker) ein Kreis schließt und für welche SGE-Rekorde sich der Vorarlberger noch so verantwortlich zeigt, erklärt LAOLA1 in den Top-10 Magic Moments von Adi Hütter bei der Eintracht:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
12.08.2018: DFB-Supercup, gegen FC Bayern (0:5)
Das erste Pflichtspiel von Hütter mit der Eintracht war aufgrund des Ergebnisses zwar kein Magic Moment, war für die spätere Karriere des Vorarlbergers in Frankfurt aber umso prägender: Denn genauso wie das 100. Spiel mit der Eintracht bestritt Hütter auch sein allererstes gegen die Bayern. Als frischgebackener Meister mit den Young Boys Bern wurde der Vorarlberger als völlig Unbekannter in Deutschland als neuer Coach bei der Eintracht vorgestellt. Als Pokalsieger der Vorsaison unter Niko Kovac bekamen es die Hessen im DFB-Supercup mit Meister Bayern München zu tun - und gingen mit 0:5 unter. Hütter, der Kovac in Frankfurt beerbte, sprach damals in weiser Voraussicht vom "richtigen Zeitpunkt für einen Schuss vor den Bug". Für das Debakel im Supercup sollte sich Hütter ein gutes Jahr später bei Kovac und den Bayern rächen.
25.08.2018: Bundesliga, gegen SC Freiburg (2:0)
Bei den Wettanbietern war Hütter schon vor dem Saisonstart der Bundesliga 2018/19 Abschusskandidat Nummer eins. Nach dem peinlichen Aus in der ersten Pokal-Runde gegen Regionalligisten Ulm bekam man nur das 2,5-fache seines Wetteinsatzes zurück, wenn man auf Hütter als ersten entlassenen Trainer wettete. Wie so oft sollte der Vorarlberger allen das Gegenteil beweisen. Denn das 2:0 zum Start gegen den SC Freiburg war der Auftakt einer der denkwürdigsten Spielzeiten in der Historie der Eintracht.
19.10.2018: Bundesliga, gegen Fortuna Düsseldorf (7:1)
Nach dem 2:0-Auftaktsieg gegen Freiburg holperte der Eintracht-Motor noch etwas, ehe die "Adler" ab dem 6. Spieltag zum Höhenflug und einer Ungeschlagen-Serie von sieben Bundesliga-Spielen in Folge ansetzten. Vorläufiges Highlight war der 7:1-Kantersieg über Aufsteiger Fortuna Düsseldorf am 8. Spieltag - der höchste Sieg der Frankfurter in diesem Jahrtausend und zugleich die Sternstunde von Luka Jovic, der als damals 20-Jähriger zum jüngsten fünfachen Torschützen innerhalb eines Spiels avancierte. "Er hat das Potenzial zum Weltklassestürmer", bescheinigte Hütter damals dem Serben, der mittlerweile nur Reservist bei Real Madrid ist.
13.12.2018: Europa League, gegen Lazio Rom (2:1)
Die Saison 2018/19 bleibt bei der Eintracht natürlich vor allem aufgrund des sensationellen Laufes in der Europa League in Erinnerung. Angefangen hat alles schon in der Gruppenphase, in der die Hessen gegen Lazio Rom, Apollon Limassol und Olympique Lyon antraten und alle sechs Spiele gewinnen konnten - das gelang davor noch keiner deutschen Mannschaft. Am letzten Spieltag wurde die Gruppenphase mit einem 2:1 in Rom perfektioniert. Platz eins und ein Duell mit Shakhtar Donetsk im Sechzehntelfinale waren die Belohnung dafür.
14.03.2019: Europa League, gegen Inter Mailand (1:0)
Nachdem die Eintracht Shakthar Donetsk mit einem Gesamtscore von 6:3 eliminierte, wartete das große Inter Mailand im Achtelfinale. Nach einem 0:0 im Hinspiel in Frankfurt, in dem Hütter nach einem Flaschentritt des Platzes verwiesen wurde und das Rückspiel in Mailand auf der Tribüne verfolgen musste, reichte ein knappes 1:0 im San Siro für den Aufstieg. Vertreten wurde Hütter, der als Protest gegen seine Sperre alle UEFA-Medientermine absagte, von seinem steirischen Co-Trainer Christian Peintinger. Auch Martin Hinteregger war nach seinem Winterwechsel aus Augsburg zu diesem Zeitpunkt schon mit an Bord.
06.04.2019: Bundesliga, gegen Schalke (2:1)
Im Frühjahr 2019 jagte die Eintracht von einem Sieg zum nächsten und Adi Hütter durfte sich über eine neue Rekordmarke freuen, die auf seine Kappe ging: Zehn Spiele waren die Frankfurter bereits ungeschlagen, als sie am 28. Spieltag auf Schalke antraten und die Gelsenkirchner mit 2:1 bezwingen konnten. Es war der bereits sechste volle Erfolg in der Bundesliga in Serie, was eine Bestmarke in der Eintracht-Historie darstellt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Hessen klar auf Champions-League-Kurs, da aber nach dem Spiel auf Schalke keines der letzten sechs Bundesliga-Spiele der Saison 2018/19 mehr gewonnen werden konnte, schaute am Ende "nur" Rang sieben heraus.
18.04.2019: Europa League, gegen Benfica Lissabon (2:0)
Kein Wunder, dass die Frankfurter in der Bundesliga nichts mehr zustande brachten. Zu groß waren die Strapazen der Europa League, in der am 18. April in Lissabon die nächste denkwürdige Nacht folgen sollte. Nach einem 2:4 im Hinspiel waren die "Adler" der klare Underdog im Duell mit dem portugiesischem Top-Klub. Ohne den verletzten Martin Hinteregger und mit einem fanatischen Frankfurter Publikum im Rücken bezwang die Hütter-Elf aber auch Benfica und fixierte mit einem 2:0 das Duell mit dem FC Chelsea im Halbfinale. "Es war ein perfektes Spiel und ein perfekter Abend", jubelte Hütter damals.
09.05.2019: Europa League, gegen Chelsea (4:5 n.E.)
Mehr Spannung geht nicht, als im Halbfinal-Rückspiel zwischen der Eintracht und dem FC Chelsea am 9. Mai 2019. Nach einem 1:1 in Frankfurt stand es auch an der Stamford Bridge nach 120 Minuten 1:1, ein Elfmeterschießen musste her. Martin Hinteregger, der designierte Matchwinner nach einer tollen Abwehrleistung gegen die Offensiv-Stars des FC Chelsea, tritt zum vorentscheidenden vierten Elfmeter an - und vergibt! "Wir haben es einfach nicht verdient, auszuscheiden", trauerte Hütter dem Endspiel nach. Die zahlreichen mitgereisten Eintracht-Fans trösten noch in London ihr Team, vor allem in Richtung Hinteregger gab es Worte der Aufmunterung. Das Bild des Eintracht-Ultras, der den Kärntner aufmuntert, geht um die Fußball-Welt.
02.11.2019: Bundesliga, gegen Bayern München (5:1)
Auch wenn in der laufenden Saison nicht mehr alles so perfekt für Hütter und sein Team läuft und auch der Abstiegskampf noch nicht abgehakt werden kann, wird die aktuelle Spielzeit vor allem wegen eines Spiels in Erinnerung bleiben: Dem denkwürdigen 5:1-Erfolg über die Bayern Anfang November. Die "Adler" schossen den Rekordmeister - begünstig durch eine frühe Rote Karte für Jerome Boateng - nach allen Regeln der Kunst ab. Für Hütter eine späte Rache an seinem Vorgänger Niko Kovac für das böse Willkommensgeschenk beim 0:5 im Supercup: Einen Tag später ist Kovac bei den Bayern Geschichte.
20.02.2020: Europa League, gegen Red Bull Salzburg (4:1)
In der Europa League war lange wenig von einer Krisen-Saison der Frankfurter zu sehen, das musste auch der FC Red Bull Salzburg leidlich erfahren. Nachdem sich die Hessen über den zähen Weg der Europa-League-Quali von der 2. Runde bis in die Gruppenphase durchkämpften, konnten sie dort den zweiten Platz hinter Arsenal einnehmen und bekamen die "Bullen", die aus der Champions League absteigen mussten, zugelost. Für Hütter ein ganz besonderes Spiel, coachte er die Mozartstädter 2015 doch zum Double. Salzburg konnte seinem Ex-Coach aber wenig entgegensetzen, in der Commerzbank-Arena gingen die "Bullen" mit 1:4 unter. Beim Rückspiel ließen die Frankfurter mit einem 2:2 nichts mehr anbrennen. Das letzte Spiel vor der Corona-Pause verloren die Frankfurter vor einer Geisterkulisse mit 0:3 gegen den FC Basel, die sportliche Relevanz dieser Partie sei dahingestellt.