Die 2:3-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach stellte einmal mehr unter Beweis, dass der FC Bayern München in dieser Saison verwundbar ist (Spielbericht >>>). Vor der zweiten Saisonniederlage kassierten die Bayern in den acht Bundesligaspielen davor immer das erste Gegentor, konnten aber stets mindestens einen Punkt ergattern.
Nun ging es aber ausgerechnet nach einer 2:0-Führung noch schief. Im Fokus der Kritik: David Alaba. Der ÖFB-Legionär, der in den vergangenen Monaten vor allem wegen seinen stockenden Vertragsverhandlungen Schlagzeilen geschrieben hat, muss aktuell ordentlich einstecken.
"Ein Gesicht der kriselnden Defensive ist David Alaba, der bei allen 24 Gegentoren auf dem Feld stand", analysiert "Datenexperte" Patrick Hosp von "deltare" in der Montags-Ausgabe der "BILD". Auch der eigene Trainer geht mit Alaba hart ins Gericht, doch der ÖFB-Legionär sieht die Sache ganz anders.
Alaba "oft unkonzentriert"
Über weite Strecken der Vorsaison war der Wiener der Garant für die stablie Bayern-Abwehr, die letztendlich mit dem Triple ihre große Krönung erfahren hat. In der laufenden Spielzeit bietet sich hingegen ein ganz anderes Bild. Der deutsche Rekordmeister kassierte in der Bundesliga in 15 Spielen bereits 24 Gegentore.
In einer Gegentor-Tabelle wären die Bayern damit gleichauf mit Bielefeld, Bremen, Freiburg und Mönchengladbach nur auf Rang neun. Zum Vergleich: Der erste Bayern-Jäger, RB Leipzig, hat gerade einmal die Hälfte an Gegentoren kassiert.
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Die Offensive mit ihren beeindruckenden 46 Bundesligatoren und die inkonstante Konkurrenz sind dafür verantwortlich, dass die Mannschaft von Hansi Flick weiterhin an der Tabellenspitze steht.
Der "Datenexperte" belegt, dass Alaba in dieser Spielzeit nur ein Schatten seiner Top-Leistungen der Vergangenheit ist. "Letzte Saison war der Österreicher Weltklasse, gewann 60 Prozent seiner Zweikämpfe. Jetzt wirkt er oft unkonzentriert (gerade in Umschaltmomenten) und gewann lediglich 51 Prozent seiner Zweikämpfe", analysiert Hosp.
Alaba: "Läuft nicht schlecht für mich"
Keinen Grund zur Sorge sieht der Zankapfel selbst. Europas Top-Klubs rollen den roten Teppich für die Dienste des ÖFB-Legionärs aus. Das Angebot von Real Madrid zog sogar einen Disput im Kader der "Königlichen" nach sich (Alle Infos >>>).
Dass sich die Diskussionen um das Arbeitspapier des 28-Jährigen auf seine Leistungen niederschlagen, verneint Alaba. "Nein, absolut nicht", erklärt der Wiener der "BILD".
Kritik an seiner Person kann Alaba scheinbar nicht nachvollziehen: "Ich persönlich finde auch nicht, dass es für mich diese Saison so schlecht läuft, und ich habe meinen Spielstil im Gegensatz zum letzten Jahr nicht verändert."
Stattdessen nimmt der zweifache Champions-League-Sieger die gesamte Mannschaft in die Pflicht. "Defensive Stabilität erreichst du nur über eine geschlossene Mannschaftsleistung, und daher versuchen wir, immer mit elf Mann kompakt zu arbeiten. Zurzeit gelingt uns das als Mannschaft in ein paar Situationen nicht so gut", erläutert Alaba.
Sogar Flick übt Kritik
Besonders auffällig: Bayern-Trainer Hansi Flick, vor den Kulissen der größte Fürsprecher des Wieners bei den Bayern, äußerte nach der Pleite gegen Borussia Mönchengladbach erstmals öffentlich Kritik am ÖFB-Legionär. So strich der Bayern-Coach einen Fehler von Alaba bei seiner Analyse explizit hervor.
"Beim ersten Gegentor geht David ein bisschen zu früh raus und verlässt die Linie. Da muss er eher absinken und die Tiefe sichern. Aber diese Entscheidungen muss man im Bruchteil einer Sekunde treffen", so Flick, der gegen Mönchengladbach "einige nicht so gute Szenen" seines Teams gesehen hat.
Alaba hat seit den geplatzten Verhandlungen um eine Vertragsverlängerung bei den Bayern an Standing in der öffentlichen Wahrnehmung verloren. Die angeblichen Vertragsdetails stritt der Bayern-Abwehrchef seiner Zeit ab.
Die aktuelle Situation wird sich wohl nur mit deutlich verbesserten Leistungen als in den vergangenen Wochen beruhigen. Alaba betonte zuletzt, dass sein Fokus lediglich auf einer erfolgreichen Saison mit dem FC Bayern liege. Die wird wohl an den gestiegenen Erwartungen durch den Triple-Sieg der Vorsaison gemessen.
Doch bei aller Kritik am Wiener weist die Tabelle aktuell den deutschen Rekordmeister als Tabellenführer aus. Ein Umstand, der sich laut dem 28-Jährigen nicht ändern wird: "Wir sind nach wie vor Tabellenführer und ich bin mir sicher, dass wir die nächsten Spiele wieder gewinnen und am Ende auch ganz oben stehen werden."