Dem FC Bayern droht die totale Pleiten-Saison.
Nach der 1:3-Heimniederlage haben es die Münchner nicht mehr in der eigenen Hand, den elften Meistertitel in Folge zu holen. Womit sie nach dem bereits erfolgten Aus in Champions League und DFB-Pokal mit leeren Händen dastehen würden.
Borussia Dortmund, aktuell nur einen Punkt dahinter, kann die Bayern am Sonntag mit einem Sieg in Augsburg auf den zweiten Platz verweisen und kann in der nächsten Woche in der letzten Runde mit einem Heimsieg über Mainz den Rivalen entthronen.
Tuchel-Wutrede nach Niederlage
Vor allem wie die Niederlage gegen Leipzig zustande kam, stieß Bayern-Coach Thomas Tuchel sauer auf. Schließlich lagen die Gastgeber nach einem Gnaby-Treffer in der 25. Minute zur Pause komfortabel mit 1:0 in Führung.
"Es kommt auf die Kleinigkeiten an. Wenn sich keiner mehr bewegt und du die Bälle verschenkst, hat das komplett mit uns zu tun. Wir haben durch unser Verhalten das Spiel verloren. Wenn ich verliere, will ich gegen eine bessere Mannschaft verlieren. Aber nicht ein Spiel, das uns einfach durch die Hände gleitet. Da gibt es keinen Grund dafür“, wetterte Tuchel im Sky-Interview.
"Wenn du so weit unter deinem eigenen Level spielst und der Level konstant sinkt, tust du dir schwer, Spiele zu gewinnen. Die Anfangsphase hat gereicht, um verdient zu führen. Nach 30 Minuten haben wir aber aufgehört. Die zweite Halbzeit war nicht mehr da. Ich habe eigentlich keine Erklärung. Ich sehe den Spirit und die Qualität im Training – Ich habe keine Erklärung, wie so etwas passieren kann“, zeigte sich der erst im Februar für den nicht mehr erwünschten Julian Nagelsmann gekommene Tuchel etwas ratlos über das Gesehene.
Müller: "Abgezockt sieht anders aus"
Auch Routinier Thomas Müller konnte es bei Sky nicht fassen, dass ausgerechnet der große FC Bayern ein Spiel in dieser Art und Weise verlieren kann: "Abgezockt sieht anders aus. Ich weiß nicht, warum wir diese spielerische Qualität in der zweiten Halbzeit nicht mehr hatten. Wir sind 1:0 vorne und bekommen aus einem Eckball im eigenen Stadion aus einem Konter mit 4 gegen 1 den Ausgleich“, kommentierte Müller, den Ausgleichstreffer von Konrad Laimer. Der ÖFB-Teamspieler leitete die Aktion mit seinem schnellen Umschaltspiel ein und schloss nach einem abgefälschten Nkunku-Schuss selbst ab (65.).
"Das Tor war für uns ein Dosenöffner“, meinte auch Leipzig-Coach Marco Rose. Zwei durch Nkunku und Szoboszlai verwandelte Elfmeter besorgten in der Schlussphase den Rest.
"Der AS Roma am Donnerstag wäre das nicht passiert“, spielte Müller auf den Europa-League-Auftritt der Italiener gegen Leverkusen an und beklagte vor allem die fehlende Intensität bei der ersten Bayern-Heimniederlage in der Bundesliga seit Jänner 2022. "RB hat uns ja nicht weggespielt oder war besonders gut. Wir waren in der zweiten Halbzeit einfach sehr schwach – vor allem im Spielaufbau. Mit eigenen Fehlern haben wir sie eingeladen. Zwei Elfmeter und das Konter-Tor sprechen für sich.“
Laimer: "Wir sind ruhig geblieben"
Coach Tuchel ärgerte sich vor allem über das zu zaghafte Verhalten bei manchen Aktionen. So hätte man den zum ersten Treffern führenden Konter durch ein taktisches Foul im Mittelfeld oder einen aggressiveren Kopfball-Zweikampf durchaus frühzeitig verhindern können.
"Du musst in Bogenhausen anders über die Straße gehen als in New York."
"Du musst dein Verhalten anpassen an das was nötig ist. Du musst in Bogenhausen anders über die Straße gehen als in New York“, stimmte Tuchel einen bildhaften Vergleich an, der bei vielen Zuhörern wohl zum Schmunzeln anregte.
Torschütze Laimer freute sich im Sky-Interview besonders über die Leistungssteigerung der Bullen in der zweiten Hälfte. "Ich glaube, wir sind nicht gut ins Spiel gestartet. Man hat gemerkt, wie gut Bayern spielen kann, wenn es um alles geht. Wir haben aber auch gesehen, dass wir unsere Chancen kriegen, sind ruhig geblieben. In der zweiten Hälfte haben wir das besser gemacht und vor allem mehr Intensität an den Tag gelegt und dadurch schlussendlich gewonnen.“
Durch den Sieg haben die Bullen den dritten Platz in der Liga einzementiert. Auf das zweitplatzierte Dortmund fehlen ebenso vier Punkte wie auf den Tabellen-Vierten Union Berlin – der Champions-League-Startplatz ist Leipzig nicht mehr zu nehmen. Zudem hat RB noch die Chance, den Titel im DFB-Pokal zu verteidigen – im Endspiel bekommt man es diesmal mit Oliver Glasners Eintracht Frankfurt zu tun.
Rose war mit der Performance seiner Mannschaft naturgemäß zufrieden: "Wir hatten in der Pause das Gefühl, dass wir die Dinge besser machen können. Wir waren fahrig, haben zu leicht die Bälle verloren und zu viele Räume gegeben. Wir wollten kompakter sein und mehr Intensität reinlegen. Es war das Gefühl da, dass wir für uns heute was geht. Mit dem Tor ist der Glauben gewachsen und dann hatten wir das Gefühl, dass wir sie am Haken haben. Eine tolle Leistung der Jungs!“
Müller glaubt noch an den Titel
Während es für Leipzig in der Liga um nichts mehr geht, versucht Müller bei den Bayern die letzten Kräfte zu mobilisieren, um das Ruder in der Meisterschaft vielleicht doch noch herumreißen zu können.
"Wir müssen jetzt schauen, dass wir diesen Nackenschlag wegstecken. Wir haben nächste Woche auch noch ein Spiel (Anm.: in Köln), dass wir gewinnen müssen und dann muss auch Dortmund einmal zwei Spiele gewinnen. Wenn sie das schaffen, gratuliere ich. Wir können es aber immer noch packen.“
Auf die aktuelle Situation bei den Bayern wollte Müller hingegen nicht näher eingehen. Darüber könne man nach der Saison reden. Solange die Chance auf den Titel noch gegeben sei, müsse man sich darauf konzentrieren. Klar sei aber auch: "Wenn der FC Bayern nicht Tabellenführer ist, dann stimmt was nicht.“
In spätestens 24 Stunden könnte es soweit sein.