Vom TSV Hartberg zum SV Werder Bremen.
Danijel Zenkovic sorgte mit diesem Wechsel für Schlagzeilen und ist ein weiterer Beweis dafür, dass nicht nur rot-weiß-rote Kicker in Deutschland begehrt sind, sondern zunehmend auch die Expertise auf Trainer-Ebene - auch abseits der Chefcoaches Adi Hütter (Eintracht Frankfurt) und Oliver Glasner (VfL Wolfsburg).
Zenkovic ist neben Michael Angerschmid und Thomas Sageder (beide VfL Wolfsburg), Christian Peintinger (Frankfurt), Markus Hoffmann und Michael Gspurning (beide Union Berlin) sowie Rene Maric (Mönchengladbach) der siebente Assistenztrainer aus Österreich im deutschen Oberhaus.
Wie schafft man es eigentlich aus der oststeirischen Provinz in die norddeutsche Hansestadt?
In diesem Fall macht es sich bezahlt, dass Zenkovic trotz seiner erst 33 Jahre schon lange im Trainergeschäft tätig ist und auf Nachwuchs-Ebene schon für namhafte Vereine wie den FC Red Bull Salzburg und Ajax Amsterdam gearbeitet hat.
Über seine Tätigkeit beim niederländischen Traditionsverein lernte er seinen nunmehrigen Bremer Co-Trainer-Kollegen Tim Borowski kennen.
"Als ich bei Ajax war, hat mich Tim Borowski kontaktiert. Er hat damals gerade seinen Fußball-Lehrer gemacht und über Kollegen gehört, dass ich als deutschsprachiger Trainer dort arbeite. Er wollte wissen, was bei Ajax passiert, wie dort gearbeitet wird. Wir haben uns über viele Inhalte unterhalten. So war der Kontakt da", erzählt Zenkovic im Gespräch mit LAOLA1.
(Text wird unter dem Video fortgesetzt):
Borowski lässt Namen von Zenkovic fallen
Wobei dieser Kontakt nicht regelmäßig gepflegt wurde. Im vergangenen Jahr sei man etwa nicht wirklich im Austausch gewesen:
"Jetzt hat Werder aber einen Co-Trainer gesucht, und er hat meinen Namen fallen lassen. Die Verantwortlichen haben sich erkundigt. Das war alles positiv, dann haben sie sich bei mir gemeldet."
Neben Ajax und Salzburg hat Zenkovic auch Stationen im Nachwuchs von Sturm Graz und der Akademie Tirol im Lebenslauf stehen.
Dass er im Sommer 2019 Ajax verlassen hat, um in Hartberg anzuheuern, war nicht für jeden nachvollziehbar. Aber letztlich war es der Schritt aus dem Nachwuchs- ins Profi-Geschäft. Zudem übernahm er im Frühjahr auch die Agenden des Sportkoordinators, konnte also auch auf dieser Ebene Erfahrung sammeln. Dass die Oststeirer sensationell ein Europacup-Ticket gelöst haben, rundet ein gelungenes Jahr ab.
Darum war Hartberg ein guter Schritt
"Der eine oder andere hat nicht verstanden, warum ich von Ajax weggehe. Aber wenn ich merke, ich stehe irgendwo an, muss ich etwas Neues machen. Hartberg war Profibereich, die österreichische Bundesliga ist zudem eine gute Liga."
"Ich bin ein Mensch, der sich immer weiterentwickeln will, der aus seiner Komfortzone raus muss. Der eine oder andere hat nicht verstanden, warum ich von Ajax weggehe. Aber wenn ich merke, ich stehe irgendwo an, muss ich etwas Neues machen. Hartberg war Profibereich, die österreichische Bundesliga ist zudem eine gute Liga", erläutert Zenkovic und betont:
"Ich würde es so ausdrücken: In Hartberg konnte ich meine Hörner im Profibereich abstoßen. Ich habe richtig viel gelernt, habe aber auch Fehler machen können, die ich woanders vielleicht nicht hätte machen können."
Grinsender Nachsatz: "Außerdem wird nicht der FC Barcelona anrufen bei einem U13-Trainer, um im Profibereich Co-Trainer zu werden. Man muss einfach Schritte machen, um sich weiterzuentwickeln."
Es ist und bleibt Fußball
Der SV Werder ist nun fraglos ein höchst interessanter Karriere-Schritt. Zenkovic will sich jedoch in Bremen auf das konzentrieren, was unterm Strich zählt:
"Ich sehe das immer ganz einfach und nüchtern. Es ist und bleibt Fußball - unter professionelleren Bedingungen. Aber am Ende des Tages geht es um Fußball, und ich glaube, dass ich fachlich viel Qualität habe. Egal, wo ich arbeite, möchte ich selbige gerne mit den Trainern in der täglichen Arbeit teilen. Dass alles etwas größer ist, kenne ich schon aus meiner Zeit bei Ajax oder Red Bull. Ich weiß daher, was auf mich zukommt und welche Verantwortung man natürlich auch hat."
Neue Impulse für Werder
Werder Bremen hat schon rosigere Zeiten erlebt. In der abgelaufenen Saison entging der vierfache deutsche Meister nur haarscharf dem Abstieg. Von Zenkovic erwartet man sich nun neue Inputs:
"Ich sehe mich jedenfalls nicht als Passagier in einem Flugzeug, sondern als jemand, der den Trainer im Cockpit bestmöglich unterstützt, um maximalen Erfolg zu haben."
"Sie wollten jemanden von außen, der neue Impulse und einen neuen Blickwinkel einbringt. Bei meinen bisherigen Stationen habe ich mit unterschiedlichen Menschen gearbeitet, von denen ich viel mitgenommen habe. Jeder ist bei der Arbeit in seinem Tunnel. So wird es hier auch sein. Wenn ich von außen komme, werde ich Dinge automatisch anders sehen und neue Inhalte reinbringen. Ich komme also quasi mit meinem Tunnel in einen neuen Tunnel und wir werden uns gegenseitig inspirieren. Ich sehe mich jedenfalls nicht als Passagier in einem Flugzeug, sondern als jemand, der den Trainer im Cockpit bestmöglich unterstützt, um maximalen Erfolg zu haben."
Chefcoach ist mit Florian Kohfeldt ein Trainer, an dem der SV Werder trotz sportlicher Krise unbeirrt festgehalten hat. Mit 37 Jahren ist er in einem ähnlichen Altersspektrum wie Zenkovic, der eine gute Zusammenarbeit erwartet:
"Menschlich passt es auf jeden Fall, es herrscht eine gute Energie zwischen uns, wie generell im Trainerteam mit Tim Borowski und Torhütertrainer Christian Vander. Ich glaube, dass es wichtig ist, eine gute Mischung aus Jungen und Leuten mit Erfahrung zu haben. Wobei ich zwar vom Alter her jung bin, aber mittlerweile schon rund 15 Jahre als Trainer im Fußball arbeite."