Von Stuttgart über Freiburg, Frankfurt, Sandhausen, Oslo, Saint Petersburg und Norrköping nach Gelsenkirchen.
Bei Vereinen in diesen Städten stand der österreichische Tormann Michael Langer unter Vertrag, ehe er nach mehr als 13 Jahren, exakt sind es 5.020 Tage seit seinem ersten und einzigen Einsatz für den VfB Stuttgart, zu seinem Comeback in der deutschen Bundesliga kam.
Bei der 0:3-Heimniederlage des FC Schalke 04 gegen Bayer Leverkusen (Spielbericht >>) stand er nach langer Absenz wieder in einem Bundesliga-Tor - drei Jahre nach seinem letzten Pflichtspieleinsatz.
Langer als Weltenbummler
Der Weg des Michael Langer ist wahrlich kein alltäglicher. Schon mit 17 Jahren wechselt er aus der Bregenzer Heimat nach Stuttgart, wo er hauptsächlich in der Regionalliga aktiv ist, sich aber dank eines Einsatzes beim 0:0 gegen den VfL Wolfsburg 2007 "Deutscher Meister" nennen darf.
Nach zweieinhalb Jahren beim SC Freiburg, außer einem halben Jahr zwischen den Pfosten ist der Vorarlberger auch dort meist die Nummer zwei, zieht es ihn weiter zum FSV Frankfurt. Langer spielt beim "kleinen" Klub in der Main-Metropole wenig und fügt das beschauliche Sandhausen zu seinen Karrierestationen hinzu. Dort spielt er halbwegs regelmäßig, wechselt nach nicht einmal einem Jahr aber überraschend nach Norwegen zu Valerenga Oslo.
Beim Traditionsklub ist er endlich die Nummer eins. Doch die Reise geht nach etwas weniger als zwei Jahren weiter - zu den Tampa Bay Rowdies in Amerikas zweite Liga. Ein Missverständnis, wie sich herausstellen sollte, nach einem halben Jahr ohne Einsatz flüchtet er zurück nach Skandinavien. IFK Norrköping in Schweden ist die letzte Destination bevor es im August 2017 ins Revier geht. Bei Schalke ist er die klare Nummer drei, wegen seiner Persönlichkeit zwar hoch angesehen, am Rasen aber nur im Training im Einsatz.
So kommt es auch nicht überraschend, dass der Torwart nur zum Zug kommt, weil sich die in der Torhüter-Hierarchie beim Krisenklub Schalke über ihm stehenden Frederik Rönnow und Ralf Fährmann mit Verletzungen vor dem Leverkusen-Spiel abmelden.
Erstes Gegentor in der Bundesliga
An Langer, dem personifizierten Ersatztormann, liegt es jedenfalls nicht, dass er bei seinem zweiten Bundesliga-Einsatz ein 0:3 einstecken muss. Zu verfahren scheint der Karren derzeit beim Traditionsklub im Ruhrgebiet. Langer hält was es zu halten gibt, bei den drei Gegentoren ist der Torwart chancenlos.
Vor allem der erste Gegentreffer, ein Eigentor von Youngster Malick Thiaw, sorgt für Diskussionen. Von Leverkusens ÖFB-Teamspieler Aleksandar Dragovic bedrängt, lenkt Thiaw den Ball nach einer Ecke mit der Schulter am verdutzten Langer vorbei in die Maschen. Die Schalker protestieren, aber Schiri Cortus gibt den Treffer.
Für den Österreicher eine Fehlentscheidung, wie er nach dem Spiel im "Sky"-Interview klarstellt: "In der ersten Wahrnehmung war es ein Foul. Das ist dann brutal schwierig, wenn der Verteidiger den Ball vom Tor wegköpfen will, da reicht dann schon ein kleiner Stoß." Als Ausrede will er das erste Gegentor seiner Bundesliga-Karriere aber nicht gelten lassen: "Es ist brutal schwierig. Er hat es nicht gepfiffen, wir brauchen nicht weiter darüber reden."
Die Highlights von Schalke gegen Leverkusen:
Entscheidende Wochen warten auf Langer & Co.
Nach dem 26. sieglosen Ligaspiel in Folge kommt Aufgeben für den 35-Jährigen trotzdem nicht infrage: "Wir müssen genau so mit dem Einsatz weitermachen. Der Trainer gibt uns super Ansätze. Wir werden weitermachen, werden weiter kämpfen. Sonst brauchen wir morgen nicht mehr ins Training kommen."
Typen wie Langer, dessen Mentalität Schalke-Trainer Manuel Baum vor dem Spiel explizit lobte, wird es in Gelsenkirchen brauchen, um den drohenden Abstieg des einstigen Spitzenklubs zu vermeiden. Ob es Typen wie den derzeit suspendierten Amine Harit braucht, wird Baum in den kommenden Tagen entscheiden. Eine Rückkehr des umstrittenen Marokkaners, der sich immer wieder Fehltritte leistet, würde Baum zumindest eine weitere Alternative in der Offensive geben.
Dann wird man auch sehen, ob Langer zu weiteren Einsätzen in Deutschlands höchster Spielklasse kommt oder wieder ins zweite Glied rücken muss. Mit seiner Leistung gegen Leverkusen hat er jedenfalls bewiesen, dass sich sein Verein auf ihn verlassen kann. Eine Eigenschaft, die auf Schalke vor den entscheidenden Spielen vor der Weihnachtspause großgeschrieben werden sollte.
Mit Augsburg, Freiburg und Bielefeld warten in der Liga noch drei Gegner in Reichweite auf die Gelsenkirchner. Sollte die Sieglos-Serie da nicht zu Ende gehen, können Schalke und Langer langsam aber sicher in Richtung 2. Bundesliga planen.