Mit einer kolportierten Ablösesumme von 18 Millionen Euro hat Aleksandar Dragovic beim Transfer von Dynamo Kiew zu Bayer Leverkusen seinen eigenen Rekord als teuerster Fußballer Österreichs gebrochen.
Ein Umstand, der den Innenverteidiger kalt lässt: "Ich muss ehrlich sagen, das bedeutet mir nicht viel. Das sind Summen, auf die sich die Vereine geeinigt haben. Mir gibt das nicht viel, dass ich der Teuerste bin. Insgeheim weiß ich eh, dass es David Alaba wäre."
"Das ist nur eine Zahl, und eine Zahl gewinnt nicht oder bringt Leistung. Die Wahrheit liegt am Platz", stellt der 25-Jährige klar.
"Mit dem Kiew-Präsidenten war es nicht leicht"
Die Gelegenheit, sich in seiner neuen Wahlheimat umzuschauen, bot sich für Dragovic bis dato noch nicht. Er besuchte lediglich das Auftakt-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach, danach ging es sofort nach Wien zum Nationalteam. Zeit, den sich wie einen Kaugummi ziehenden Transfer Revue passieren zu lassen, blieb so gesehen wenig.
"Jeder weiß, dass ich schon vor der EM mit Leverkusen gesprochen habe und es sich dann eben über drei Monate gezogen hat. Während der EURO hat es mich eigentlich nicht beschäftigt, aber die letzten eineinhalb Monate in Kiew waren natürlich nicht leicht, weil ich nicht wusste, was passiert", gibt der Wiener zu.
Der Transfer-Hickhack wurde zu einem Poker, der nichts für schwache Nerven war: "Mit dem Kiew-Präsidenten war es nicht leicht, weil er vier Mal einen anderen Preis verlangt hat. Am Ende des Tages bin ich glücklich, dass Leverkusen so hartnäckig war und an mich geglaubt hat, dass sie den Deal machen."
Nach dem WM-Qualifikations-Spiel in Georgien wird Dragovic den Konkurrenzkampf bei seinem neuen Arbeitgeber aufnehmen. Dass mit Kyriakos Papadopoulos (RB Leipzig) und Andre Ramalho (Mainz) kurz vor Transferschluss zwei Kontrahenten den Verein verlassen haben, ist tendenziell kein Nachteil.
Titel mit Leverkusen? "Sicherlich!"
Selbiger ist freilich der Zeitpunkt des Wechsels: "Dass ich so spät gekommen bin, ist ehrlicherweise kein Vorteil für mich, weil ich die Vorbereitung verpasst habe. Aber ich habe viele Partien bei Kiew absolviert, bin also im Spielfluss. Natürlich muss ich jetzt einmal die Taktik in mich hineinbekommen, aber jeder Fußballer kann sich da schnell hineinversetzen, überhaupt da wir im Nationalteam einen ähnlichen Fußball wie Leverkusen spielen. Also glaube ich, werde ich mich nicht so schwer tun."
Für sein Alter hat Dragovic mit fünf Meisterschaften (drei Mal Basel, zwei Mal Kiew) und vier Pokalsiegen (zwei Mal Kiew, je ein Mal Basel und Austria) schon jede Menge Titel gesammelt. Leverkusen spielt zwar traditionell vorne mit, gehört jedoch nicht zum Inbegriff des erfolgsverwöhnten Klubs.
Ob er auch bei Bayer Titel sammeln könne? "Sicherlich! Natürlich weiß man, dass es gegen Bayern oder Dortmund sehr schwierig ist, aber man soll niemals nie sagen. Ich lerne aus der Vergangenheit und werde jetzt nicht sagen: Leverkusen muss oder wird Meister werden. Wir schauen einfach von Spiel zu Spiel und sehen am Ende, was rauskommt. Trotzdem glaube ich, es muss unser Ziel sein, in dieser Saison unter die Top 4 zu kommen."
Seine Zelte in Kiew kann Dragovic nach drei Jahren abbrechen. Der Blick zurück bringt gemischte Gefühle an den Tag: "Ich hatte schöne Erfolge und Zeiten in Kiew, aber natürlich war es nicht immer einfach. Die Ukrainer sind von Charakter und Mentalität her ein eigenes Volk. Aber das muss man akzeptieren, so sind sie nun mal aufgewachsen. ich wünsche Dynamo das Beste für die Saison und die Champions League."
Peter Altmann