Der Wechsel von Niko Kovac zum FC Bayern München sorgt bei seinem aktuellen Verein Eintracht Frankfurt für Ärger.
Sportvorstand Fredi Bobic ist aufgrund des Zustandekommens des Wechsels sauer auf die Münchner, die keinen Kontakt mit Frankfurt aufgenommen haben.
"Ich respektiere die Entscheidung von Niko, das ist klar, dennoch hat es uns überrascht. Für uns ist der Zeitpunkt kein sehr glücklicher, es geht für den Verein noch um viel. Die Bayern haben halt ihr Ding gemacht und an sich gedacht. Die Vorgehensweise halte ich für extrem bedenklich und respektlos", so Bobic.
Ermöglicht wurde der Wechsel des Ex-Salzburgers, der eigentlich noch bis 2019 bei der Eintracht unter Vertrag steht, durch eine vertraglich festgeschriebene Ausstiegsklausel für den FC Bayern.
"Es gibt eine Möglichkeit, diese zu ziehen für größere Klubs. Es wurde aber gar nichts gezogen, weil ja niemand mit uns gesprochen hat. Aber scheinbar verkaufen wir jetzt auch Trainer", sagt Bobic spöttisch.
Bobic: "Das ist unprofessionell"
Der Ex-Profi kritisiert heftig, dass die Informationen über den Wechsel von Kovac noch am Tag der Einigung an die Öffentlichkeit geraten sind.
"Das ist sicherlich nicht aus Frankfurt gekommen. Das ist sehr ärgerlich, unprofessionell und respektlos. Das sind Dinge, die ich auf dem Niveau noch nicht kannte und die wir nie so pflegen würden. Deshalb auch meine klare Kritik", erklärt Bobic.
Bei Frankfurt hatte man wie Kovac selbst noch vor rund einer Woche damit gerechnet, dass der Kroate auch in der kommenden Saison auf der Trainerbank der Eintracht sitzen wird.
"Vor einer Woche gab es noch keinen Kontakt zu den Bayern. Das hat sich am Donnerstag schlagartig geändert", sagt Kovac. "Im Laufe des Tages hat alles eine Dynamik angenommen, die ich in dieser Form selbst noch nicht erlebt habe. Ich habe einen Anruf aus München mit einem Vertragsangebot erhalten, das ich dann auch angenommen habe. Das habe ich dann Fredi mitgeteilt und wir haben alles besprochen." Danach habe er sich der Mannschaft gestellt.
Der Abschied aus Frankfurt nach Saisonende (Vertrag bei Bayern ab 1. Juli) wird dem 46-Jährigen nicht leicht fallen, wie er zugibt. "Ich habe hier in den letzten zwei Jahren eine schöne Zeit erleben dürfen. Dass es in Kürze zu Ende geht, fällt mir schwer. Die Möglichkeit in München kriegen nicht viele Trainer, von daher sehe ich das als Wertschätzung", so Kovac.
Kovac "der perfekte Trainer" für die Bayern
Am meisten hat sich Kovac durch seine erfolgreiche Arbeit in Frankfurt für den mit Abstand wichtigsten und herausforderndsten Trainerposten der deutschen Bundesliga empfohlen. Als Kovac die Eintracht am 8. März 2016 übernahm, stand sie noch kurz vor dem Abstieg. Vor dem Spiel beim direkten Konkurrenten Bayer Leverkusen am Samstag ist sie aber nur zwei Jahre später ein ernsthafter Champions-League-Kandidat, der in der nächsten Woche zum zweiten Mal nacheinander das Finale des DFB-Pokals erreichen könnte.
Die Eintracht trifft sein Weggang auch "wie ein Keulenschlag", wie die "Frankfurter Rundschau" am Freitag schrieb. Kovac hat diesen Verein wie auch seine Mannschaft seit zwei Jahren fest im Griff. Im Wissen um seine Ausstiegsklausel stellte sich die Eintracht aber schon länger auf einen Weggang ihres Erfolgstrainers ein. Als mögliche Nachfolger bringt die "Bild"-Zeitung Markus Weinzierl, Roger Schmidt und David Wagner ins Gespräch.
Kovac selbst muss in München aber auch gegen Vorbehalte anarbeiten. Er hat in seiner Trainerkarriere noch kein Champions-League-Spiel bestritten und auch keinen Titel gewonnen. Zudem ist bekannt, dass die Bayern zunächst unbedingt den 72 Jahre alten Heynckes zum Weitermachen überreden wollten und dann vor drei Wochen auch eine Absage von Thomas Tuchel kassierten.
Dennoch sagt Bayern Sportdirektor Hasan Salihamidzic: "Niko Kovac ist der perfekte Trainer für uns. Er arbeitet sehr akribisch und sehr fleißig. Das ist das, was wir brauchen. Niko war Spieler bei Bayern, er kennt die handelnden Personen sowie die Strukturen und die DNA des Klubs sehr gut. Wir sind überzeugt, dass er der richtige Trainer für die Zukunft des FC Bayern ist."