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Lainer bejubelt "Befreiungsschlag"

Der ÖFB-Legionär schoss Gladbach zu einem wichtigen Sieg in München.

Lainer bejubelt Foto: © GEPA

Der Rückrundenauftakt hätte für Borussia Mönchengladbach nicht besser verlaufen können.

Nach einer schwachen Hinrunde siegt die Elf vom Niederrhein in der 18. Runde mit 2:1 beim dezimierten FC Bayern. Man könnte behaupten, dass die Elf von Adi Hütter den deutschen Rekordmeister genau zum richtigen Zeitpunkt erwischt hat: 13 Spieler fehlten spielunfähig oder wegen Afrika-Cup-Reisen.

Ein Spaziergang im bayerischen Schneetreiben war das Spiel für die Gladbacher aber nicht, die Hausherren waren ein formidabler Gegner für die Truppe um Siegtorschütze Stefan Lainer.

"Es sind drei ganz wichtige Punkte - gegen Bayern München natürlich umso schöner. Für uns zählen diese wichtigen Punkte weil wir hinten in der Tabelle drinnen stecken. Es ist schon ein gewisser Befreiungsschlag im neuen Jahr", erklärt Lainer nach dem Spiel bei "Puls 24".

"Vielleicht werde ich unterschätzt"

Die Gladbacher katapultiert der Sieg vor dem restlichen Spieltag vorübergehend auf Platz elf. Fünf Spiele konnten die "Fohlen" davor nicht gewinnen.

"Normalerweise ist so ein Sieg über die Bayern ein bisschen gefährlich für die nächsten Runden, aber trotzdem überwiegt jetzt die Freude", so Lainer, der trotz der Freude weiß, dass die Hütter-Elf Verbesserungsbedarf hat.

"Von der Leistung und vom Wille her war das ein guter Auftritt. Es hat nicht alles funktioniert, wir hätten unsere Chancen besser fertig spielen können. Die momentane Situation bei den Bayern mit all den Ausfällen hat uns wohl in die Karten gespielt. Wir haben an uns geglaubt und gewusst wir können etwas mitnehmen", so der ÖFB-Legionär.

Mit seinem Tor zum 2:1 in der 31. Minute drehte der Außenverteidiger das Spiel nachhaltig. Für den 29-Jährigen ist es das vierte Tor im Gladbach-Trikot, das dritte per Kopf.

Darauf angesprochen meint Lainer: "Der Größte bin ich nicht, vielleicht werde ich unterschätzt und deswegen nicht gedeckt."

Das Tor gegen die Bayern sei ein "überwältigendes Gefühl", so Lainer. "Dass ich mit meinem Tor ein Spiel entscheide hätte ich nicht gedacht."

Für den Dauerläufer war nach 78 Minuten Schluss, die Situation mit dem vormals gebrochenen Knöchel sei delikat, so Lainer: "Ich glaube mir fehlt eine drei-, vierwöchige Vorbereitung. Nach meiner Reha bin ich trotzdem auf einem guten Weg. Die Knöchelverletzung ist ein schmaler Grat, wie sehr kann ich ihn beanspruchen, wie viel kann ich trainieren und wie viel Vollgas kann ich im Match geben. So wie heute, zehn Minuten vor dem Ende rauszugehen und eine frische Kraft zu bringen, ist bestimmt sinnvoll."

"Wohltuender Sieg"

Trainer Adi Hütter war im Interview mit "DAZN" nach dem Spiel die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.

"Es ist ein absolut wohltuender Sieg, vielleicht auch ein für viele unerwarteter Sieg nach der langen sieglosen Serie", so Hütter, der die Früchte seiner Arbeit gesehen habe.

"Die Mannschaft hat heute das umgesetzt, was wir in den letzten Tagen intensiv trainiert haben. Klar, die Bayern haben Möglichkeiten gehabt, aber auch wir hatten Möglichkeiten, um den Sack früher zuzumachen. Nichtsdestotrotz ein riesen Kompliment an die Mannschaft, so zurückzukommen und in München zu gewinnen", erzählt der Vorarlberger.

Vor allem läuferisch hat sich sein Team gesteigert, wie Hütter ausführt. "Wenn man sieht, dass wir 121 Kilometer gelaufen sind, glaube ich 234 Sprints gemacht haben, das ist weit über dem Wert, was wir gehabt haben", so der ehemalige Frankfurt-Coach der von seinem Team erhöhte Intensität gefordert hat. "Ich bin absolut zufrieden mit ihrer Leistung und auch ihrer Laufleistung."

Die ersatzgeschwächten Bayern offensiv einzudämmen ist den Gladbachern über weite Strecken nicht gelungen, zu hoch war die Qualität, die der deutsche Rekordmeister trotz einer Vielzahl an Ausfällen noch auf den Platz bringen konnte. "Wenn man die Spiele von Bayern München sieht, dass man 90 Minuten keine Torchancen zulässt, ist fast unmöglich. Dafür haben sie zu viel Weltklasse in ihren Reihen. Nichtsdestotrotz haben wir versucht gut zu verteidigen."

Nagelsmann: Niederlage unverdient

Während Hütter mit dem Sieg zufrieden sein konnte, unabhängig von den Begleitumständen, hadert Bayern-Trainer Nagelsmann mit der zweiten Pleite in Folge gegen die Gladbacher.

"Anders als im Pokal und im ersten Ligaspiel, wo eine Niederlage verdient gewesen wäre, war es heute unverdient", so Nagelsmann, den die Defensivarbeit seiner Truppe vor dem Ausgleichstreffer auf die Palme bringt.

"Das 1:1 was wir kriegen ist völliger Wahnsinn. Ich weiß nicht, warum wir das so verteidigen in der Box. Das war eine unfassbar schwache Flanke, die wir eigentlich recht simpel klären können. Da gehen wir mit der Hacke hin und kriegen den Ball nicht.

Auch mit dem 1:2 durch Laimer ist der Deutsche nicht ganz einverstanden, hat er im Vorlauf doch ein Foul erkannt. "Ein Standardgegentreffer, wo in meinen Augen ein klares Foul vorausgeht, die Blockaktion davor ist ein klares Foul. Bei dem Freistoß, der zur Ecke führt steht Lainer mit beiden Händen um Sabitzer rum. Das ist ein klares Foul, aber müßig darüber zu reden. Deswegen müssen wir kein Tor nach der Ecke bekommen", sagt Nagelsmann.

ÖFB-Legionär Sabitzer musste bei den Bayern heute auf einer für ihn gänzlich ungewohnten Position spielen, zu groß der Aderlass der vergangenen Tage und Wochen. Seine Leistung verteidigt Nagelsmann, auch weil der Steirer lange nicht mehr zum Einsatz gekommen ist: "Sabi hat glaube ich zehn Wochen nicht gespielt. Da war sehr viel Verletztenzeit davor. Da kannst du nicht erwarten, dass Sabi 35 Mal hinterläuft. Der war nach 60 Minuten mausetot, weil er sein erstes Spiel seit langer Zeit macht.

In der Liga hat man aktuell neun Punkte Vorsprung auf Borussia Dortmund, der Blick der Bayern geht jedenfalls schon wieder nach vorne.

"Jetzt schauen wir, was morgen in der Liga passiert, was Dortmund macht. Dann haben wir sechs Punkte oder neun Punkte Vorsprung und dann haben wir gegen Köln wieder einen schweren Gegner, der mutig spielt. Der 944 Flanken hoch reinschlägt, wo wir gut in der Box verteidigen müssen, wo wir eh Dinge haben, die wir verbessern müssen, wie wir heute gesehen haben", meint der Bayern-Trainer.

Müller: Bittere Niederlage

Für Thomas Müller ist die Niederlage zum Teil hausgemacht. Das Bayern-Urgestein spricht über eine "komische" erste Halbzeit. "Wir hatten das Spiel in den ersten 25 Minuten im Griff. Dann bekommen wir aus dem Nichts das 1:1 und waren die letzte Viertelstunde in der ersten Halbzeit schwach", so der Angreifer, der mit der Defensiv-Leistung seines Teams nicht zufrieden ist.

"Wir haben Gladbach zu sehr in unsere eigene Hälfte gelassen. Wir haben verteidigt, aber zu passiv. Du bekommst zwei Tore, die waren nicht brillant herausgespielt, aber man hat gesehen, dass Gladbach in der letzten Viertelstunde der ersten Hälfte ins Spiel kam. Ich gehe davon aus, dass wir unseren Teil dazu beigetragen haben, weil wir nicht mehr so passsicher waren und zu viele Bälle im Vorwärtsgang verloren haben", so Müller.

Für den 32-Jährigen handelt es sich um eine "bittere" Niederlage, es wäre mehr möglich gewesen, so der Deutsche.

"Die zweite Halbzeit geht vom Gefühl auf ein Tor. Wir haben eine Konstellation gehabt, die ist im Vorfeld bekannt gewesen, haben aber immer noch sehr viel Qualität auf dem Platz gehabt. Da darf es uns nicht passieren, dass wir so viele Ballverlust vor dem letzten Drittel haben. Trotzdem haben wir relativ viele Torchancen herausgespielt. Wir haben drei Aluminiumtreffer gehabt, Fortuna war nicht ganz auf unserer Seite", so Müller, der Gladbach im Toreschießen besser sah als sein eigenes Team.

Die eingesetzten Spieler hätten ihre Sache aber den Umständen entsprechend gut gemacht, befindet der Bayern-Angreifer.

"Wir hatten viele Spieler, die ihr erstes Spiel seit langer Zeit gespielt haben, ob Josh (Joshua Kimmich, Anm.), ob Sabi (Marcel Sabitzer, Anm.) - noch dazu auf einer anderen Position. Niki (Niklas Süke, Anm.) hat eigentlich fast gar nicht trainiert und hat heute 90 Minuten durchgehalten. Die Vorzeichen waren nicht perfekt, aber trotzdem haben sie uns scheinbar nicht gestört 30 sehr gute Minuten zu spielen.

Ein Urteil darüber, ob die Situation den Bayern gegenüber fair gewesen sei oder nicht, will Müller nicht fällen, lässt aber zwischen den Zeilen etwas Unzufriedenheit durchblitzen.

"Es war angesetzt, wir haben eine ordentliche Truppe da gehabt, die Jungs, die reingekommen sind, haben das gut gemacht. Ob es jetzt fair ist, dass eindeutig verletzte Spieler zu einer Liste (der verfügbaren Spieler, Anm) dazugehören, würde ich eher bezweifeln. Das muss die Liga wissen, was sie da tut. Aber wir hätten es genauso gut gewinnen können."

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