19:20 Uhr in Leverkusen: Florian Wirtz versenkt das 5:0 für Bayer gegen Werder Bremen.
Die BayArena wird in dieser 90. Minute am Bundesliga-Sonntag von den Fans gestürmt. Schiedsrichter Osmers wird zum Abpfiff wenige Sekunden vor dem eigentlichen Schluss gezwungen.
Tränen fließen. Tornetze werden geschnitten. Umarmungen, wo das Auge reicht. Bayer Leverkusen ist erstmals in der Geschichte deutscher Fußball-Meister. Der Begriff "Vizekusen" wird endgültig zu Grabe getragen.
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Emotionen pur in Leverkusen
Emotional zeigen sich die Spieler nach der Partie. Mann des Abends ist natürlich Triplepacker Florian Wirtz.
"Ich kann es noch gar nicht realisieren. Ich brauche noch ein bisschen jetzt gleich in der Kabine, um das wirklich in den Kopf zu kriegen, was wir erreicht haben", so der Youngster.
"Sowas kann man sich eigentlich nicht ausmalen, wenn man sieht, was die Jahre zuvor passiert ist in der Bundesliga."
Bei Jonas Hofmann fließt "irgendwie alles durch den Körper". Es ging schnell in Leverkusen. Am Anfang der Saison waren die Bayern noch der klare Favorit. Schließlich haben die Münchner die letzten elf Titel in Folge geholt.
"Sowas kann man sich eigentlich nicht ausmalen, wenn man sieht, was die Jahre zuvor passiert ist in der Bundesliga", meint Wirtz. Ähnlich sieht es Hofmann: "Das hätte ich mir vor einem Jahr nicht erträumt, es im ersten Jahr zu schaffen. Der Glaube ist aber von Spiel zu Spiel gestiegen."
Bayern-Spiel als Knackpunkt?
Hofmann erkannte das Spiel gegen die Bayern am 21. Spieltag als Knackpunkt. Leverkusen besiegte die Münchner 3:0.
"Das hat schon einen Ruck durch die Mannschaft gelassen. Hätten wir verloren, wären wir hinter den Bayern gewesen", meint der Neuzugang.
"Wenn ein Training scheiße war, haben wir uns in der Kabine zusammengesetzt, die Türen zugemacht und angesprochen, dass das Training eine Sauerei war."
Jonathan Tah sieht die in Leverkusen bediente Fußballfloskel "wir schauen von Spiel zu Spiel" als Schlüssel zum Meistertitel.
"Irgendwann dachte man, dass es mehr geben kann als nur eine gute Saison zu spielen oder sich für die Champions League zu qualifizieren", so Wirtz.
Wichtig dürfte auch der ehrliche Umgang in der Mannschaft sein. "Wenn ein Training scheiße war, haben wir uns in der Kabine zusammengesetzt, die Türen zugemacht und angesprochen, dass das Training eine Sauerei war", erzählt Hofmann.
Zufriedenheit? Ein Fremdwort!
Meistermacher Alonso habe es zudem geschafft, jedem Spieler das Gefühl zu geben, wichtig zu sein.
"Egal wer gespielt hat, wir waren immer da, immer präsent. Es ist wirklich einfach nur geil! Bei uns sieht man, dass jeder gebraucht wird", so der Ex-Gladbacher.
Zufriedenheit ist in Leverkusen ein Fremdwort. "Da hat der Trainer und das Trainerteam einen Rieseneinfluss. Wo uns alle gelobt haben, kamen sie mit etwas, das wir besser machen können", so Tah.
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"Jetzt habt ihr endlich einen guten deutschen Meister"
Elfjährige Kinder kennen erstmals einen Meister, der nicht Bayern München heißt. "Mit Fleiß kann man vieles erreichen. Das ist eine wichtige Message an junge Kids", richtet sich Hofmann an sie.
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"Wir haben gar nicht solche Partybiester. Ich würde eher die Deutschen wie Jonas Hofmann und Robert Andrich sagen."
Robert Andrich wird da schon provokanter. "Jetzt habt ihr endlich einen guten deutschen Meister", richtet er Grußworte nach München.
Jetzt darf erstmal gefeiert werden. Wer führt den Leverkusener Partyzug an? "Wir haben gar nicht solche Partybiester. Ich würde eher die Deutschen wie Jonas Hofmann und Robert Andrich sagen", meint Wirtz.
"Ich weiß schon, wie es geht", bestätigt Andrich, der verrät, dass Alonso schon unter die Bierdusche musste.
Jetzt ist Party angesagt!
Es geht aber schon wieder weiter. Am Donnerstag geht es nach dem 2:0 zuhause bei West Ham ins Rückspiel des Europa-League-Viertelfinals. Bremst Alonso die Party deswegen?
"Wir müssen es heute genießen. Nächste Woche ist ein anderes Thema", gibt es einen Freifahrtschein für die "Top-Jungs" des Spaniers.
"Wir lassen alle den Abend auf uns zukommen. Der wird ziemlich lang", macht Andrich klar.
Bald könnte aber dann schon mehr bejubelt werden. Neben der Europa League steht man noch im DFB-Pokal-Finale, in dem es gegen Kaiserslautern geht. Vielleicht ist die Meisterparty ja nur das Warm-up.
Der Held könnte dann abermals Xabi Alonso heißen. Leverkusen ist seine erste Profi-Trainerstation - und in seiner ersten vollen Saison wird er gleich Meister.
"Vielleicht ist es für mich alles zu schnell, aber ich akzeptiere es", meint der Spanier. Dem Klub hat er schon die Treue für kommende Saison geschworen.