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Martin Hinteregger: "Ich hatte Depressionen"

Der ÖFB-Teamspieler spricht offen über dunkle Zeiten in Frankfurt.

Martin Hinteregger: Foto: © GEPA

Martin Hinteregger beschreibt in einem außergewöhnlich offenen Interview mit "SportBild" die psychischen Probleme, mit denen er nach seinem Wechsel vom FC Augsburg zu Eintracht Frankfurt im Frühjahr 2019 zu kämpfen hatte. "Dass ich Depressionen hatte, wusste keiner", sagt er.

"Damals war ich in einem Teufelskreis. Da war nach vielen Geschichten über mich der Druck der Medien, deswegen wurden meine Eltern angesprochen und gefragt: 'Was ist mit eurem Bub los?' Dann hatte ich meinen Eltern gegenüber ein schlechtes Gewissen. Meine Mutter ist Kellnerin, die hat es nicht leicht gehabt. Dann habe ich mir selbst wieder einen Fehltritt geleistet und mich während der Länderspielpause auf meiner Geburtstagsfeier danebenbenommen. Da hatte ich dann ein schlechtes Gewissen gegenüber Adi Hütter. Und dann war es drei Monate komplett aus", erzählt der Kärntner.

Der 59-fache ÖFB-Teamspieler weiter: "Ich bin ins Auto gestiegen, das Radio geht an, und es stört einen schon. Es geht einem so schlecht, man möchte gar nicht weiter. Man schafft es zwar ins Training, aber auch das fühlt sich schlimm an. Man denkt dann auch an den Fall Robert Enke, das ist ja logisch - auch wenn es bei mir nicht so weit gekommen wäre, war es schon sehr dunkel. Ich war total am Limit und habe schon auch mal gedacht: Mist, ich kann nicht mehr, ich bin fertig, es ist vorbei."

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Gespräche mit Psychologin

Er sei "damals nachts aufgewacht, war zwei Stunden wach, mein Kopf ist explodiert, ich konnte nicht abschalten". Hinteregger erzählt: "Ich habe keine zwei, drei Stunden am Tag geschlafen, monatelang."

Er habe sich dann einer Psychologin anvertraut. "Die Gespräche mit ihr waren ganz wichtig, sonst wäre es wohl schlimm ausgegangen", so der 28-Jährige.

Der Abwehrspieler hat gemeinsam mit Journalist Albin Tilli das Buch "Innenansicht" veröffentlicht, in dem er 45 einzelne, sehr private Geschichten erzählt. Auch darin geht es um seine Depressionen. Der Erlös des Buchs geht an wohltätige Zwecke.

"Ich möchte nur ein paar jüngeren Spielern helfen und vor allem Menschen außerhalb des Fußballs. Ich denke, viele sind in diesem Kreis drin. Die sind auch fertig und denken sich jetzt hoffentlich: Ah, selbst der Fußball-Profi sucht sich Hilfe. Für mich ist es wichtig, dass Leute sehen, dass auch wir schlechte Phasen haben, und ich Leuten helfen kann, die das lesen", erklärt Hinteregger seine Beweggründe.

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