2:0 über Olympiakos in der Champions League, 4:0 über Borussia Dortmund im großen Bundesliga-Schlager (Spielbericht>>>) - nur eine Woche nach dem 1:5 bei Eintracht Frankfurt, welches das Ende von Niko Kovac als Cheftrainer des FC Bayern besiegelte, ist von Hangover bei den Münchnern keine Spur.
Speziell die Art, wie die Bayern das große Duell mit Schwarz-Gelb für sich entschieden, ließ keine Zweifel daran aufkommen, dass zumindest die Entscheidung der vergangenen Woche, Co-Trainer Hansi Flick mit dem Interims-Posten zu betrauen, die richtige war.
Während Spekulationen um langfristige Nachfolge-Kandidaten für Kovac die Schlagzeilen dominierten, trug der 54-Jährige die Verantwortung dafür, dass Leistung und Ergebnisse auch kurzfristig wieder passen. Und das in sehr kurzer Zeit.
"Die Situation am Montag war für alle nicht einfach. Dienstag das erste Training, Mittwoch CL-Spiel, etwas Regeneration, dann das Abschlusstraining für Dortmund - es waren nicht viele Einheiten, um Inhalte reinzubringen", meinte Flick nach dem klaren Sieg über den BVB bei "Sky".
"Aber die Mannschaft hat am Mittwoch schon angedeutet, dass sie die Initiative ergreift, sehr aktiv und von der ersten Minute an aggressiv gegen den Ball ist. Sie haben gezeigt, dass sie Fußball auch zelebrieren können."
Vom Schreibtisch zurück auf den Platz
Für den Interims-Trainer, lange auch beim DFB-Team Co-Trainer (HIER nachlesen>>>), war vor allem wichtig, defensive Stabilität ins Spiel zurückzubringen.
"Wir machen bis auf Weiteres mit Hansi weiter, er hat das jetzt gut gemacht und er hat unser Vertrauen. Hansi hat vor dem Spiel gesagt, die zwei Spiele sind jetzt erstmal die Ziellinie. Die Ziellinie hat er heute bravourös überschritten."
"Wenn man gesehen hat, wie viele Tore wir vorher bekommen haben - da war es wichtig, dass die Null steht. Mutig nach vorne verteidigen, aber alle gemeinsam. In einer kompakten Organisation gute Ordnung haben, mutig nach vorne spielen. Wenn man defensiv gut steht, hat man auch in der Offensive so manchen Pluspunkt im Selbstvertrauen, um kreativ zu sein - das ist uns heute zugute gekommen", so Flick auf die Frage nach den "Stellschrauben".
Frischer Wind, der nötig war - auch für den 104-fachen Bayern-Spieler selbst. Flick trat den Co-Trainer-Posten erst Anfang Juli an, war zuvor seit September 2014 DFB-Sportdirektor, dann zwischen Juli 2017 und Ende Februar 2018 Sport-Geschäftsführer bei der TSG Hoffenheim.
"Aber ich bin froh und muss Niko (Kovac, Anm.) noch einmal danken, dass er mich an seiner Seite ausgesucht hat. Ich habe in den letzten fünf Monaten gespürt, dass die Arbeit am Platz das ist, was ich möchte. Dass die zwei Spiele so reinfielen, war nichts, was ich so wollte, aber es ist schön die Erfahrung mitzunehmen."
Der Rotwein zur Belohnung - sonst zählt nichts
Dennoch sieht der Interims-Coach die Ergebnisse seiner zwei Auftritte als Chef an der Seitenlinie nicht als unbedingten Auftrag, weiterzumachen: "Es geht nicht um meine Person, es geht um den FC Bayern München. Es hat mich geehrt, dass ich das Vertrauen bekommen habe. Der Verein hat jetzt Zeit, sich Gedanken zu machen, nicht mehr und nicht weniger."
Absprache zwischen den Chefs, also dem scheidenden Präsidenten Uli Hoeneß und Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge, habe es nämlich keine gegeben. "Sie haben mich gebeten, diese zwei Spiele zu machen. Ich habe einen Arbeitsvertrag als Assistenztrainer, der geht bis 2021, was soll ich mir da Gedanken machen? Ich bin vollkommen relaxt und erwarte auch überhaupt nichts."
Auch ohne Erwartungen wird sich Flick aber darauf einstellen können, auch nach der nun anstehenden Länderspiel-Pause in 14 Tagen weiter Trainer des FC Bayern München zu sein. Rummenigge bestätigte nach dem Spiel, dass weiter auf ihn gebaut wird.
"Wir machen bis auf Weiteres mit Hansi weiter, er hat das jetzt gut gemacht und er hat unser Vertrauen. Hansi hat vor dem Spiel gesagt, die zwei Spiele sind jetzt erstmal die Ziellinie. Die Ziellinie hat er heute bravourös überschritten", meinte der Vorstands-Chef, der ein "großes Kompliment" aussprach.
Für Flick haben Zukunfts-Gespräche am Tag des klaren Erfolges über Dortmund aber keine Bedeutung. "Ich genieße heute eine schöne Flasche Rotwein mit meiner Frau, denn meine Familie ist gekommen."