Der geplante Investoren-Deal in der Deutschen Bundesliga ist gescheitert.
Das Präsidium der Dachorganisation der 36 Profivereine hat am Mittwoch in Frankfurt bei einer außerordentlichen Sitzung einstimmig beschlossen, die Verhandlungen zum Abschluss über den Milliarden-Deal nicht fortzuführen. Eigentlich wollten die Verantwortlichen den umstrittenen Deal in den kommenden Wochen zum Abschluss bringen.
Teile der Fanszene hatten sich zuletzt massiv gegen die Pläne gestemmt. Wiederholt standen Spiele der ersten und zweiten Spielklasse kurz vor einem Abbruch, da Tennisbälle und andere Gegenstände auf das Spielfeld geworfen wurden. Wie sich nun herausstellt, hatten die Fan-Proteste Erfolg.
"Zerreißprobe" für den Deutschen Fußball
"Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich", sagt Hans-Joachim Watzke, Sprecher des DFL-Präsidiums, in einer ersten Stellungnahme.
"Auch wenn es eine große Mehrheit für die unternehmerische Notwendigkeit der strategischen Partnerschaft gibt: Der deutsche Profifußball steht inmitten einer Zerreißprobe", meint Watzke. Die Auseinandersetzungen der letzten Wochen hätten "mit zunehmender Vehemenz den Spielbetrieb, konkrete Spielverläufe und damit die Integrität des Wettbewerbs" gefährdet.
Mit dem Private-Equity-Unternehmen CVC war nur noch ein potenzieller Geldgeber zum Einstieg bereit. Zu diesem wird es aber nicht kommen: "Die Tragfähigkeit eines erfolgreichen Vertragsabschlusses [..] kann in Anbetracht der Umstände nicht mehr sichergestellt werden", erklärt Watzke.
Das "große Geld" aufgehalten
Die diversen Fangruppierungen haben somit im Machtkampf die Oberhand behalten. Das Bündnis Faszination Fankurve stellte fest, die Proteste seien nun von Erfolg gekrönt. Die Bürgerbewegung Finanzwende, die zuletzt eine Petition gestartet hatte, sprach von einer guten Nachricht für alle Fußball-Fans.
"Öffentlicher Druck aus der Zivilgesellschaft kann auch das ganz große Geld aufhalten. Für uns ist das ein Anlass zur Freude", sagte Geschäftsführer Daniel Mittler in einer Stellungnahme. Erfreut waren auch einige Ligaklubs wie der VfB Stuttgart oder Hertha BSC, die dies auch in Stellungnahmen zum Ausdruck brachten.
Die DFL wollte für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen von einem Finanzinvestor eine Milliarde Euro kassieren, ein solches Modell wird es nun nicht geben. "Dieser Prozess ist ad acta gelegt. Wir müssen jetzt einmal ganz neu anfangen", sagte Watzke auch mit dem Blick auf eine bessere Auslandsvermarktung der Liga.
Watzke bezeichnet 50+1 als "hohes Gut"
Bei der Abstimmung der 36 Profiklubs über den Deal war im Dezember des vergangenen Jahres die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp zustande gekommen. Aufgrund der umstrittenen Rolle von Hannover-Geschäftsführer Martin Kind steht der Verdacht im Raum, dass bei dem Votum ein Verstoß gegen die 50+1-Regel vorgelegen haben könnte. Die Regel begrenzt den Einfluss externer Geldgeber bei Klubs der 1. und 2. Liga.
Es dürfe nicht verkannt werden, dass es diesem Votum aufgrund der Vorgänge um Hannover 96 an breiter Akzeptanz fehle, stellte Watzke nun fest. "Darüber hinwegzugehen, darf vor dem Hintergrund des hohen Guts, das wir mit der 50+1-Regel in unseren Händen halten, nicht unser Ansatz sein. Das DFL-Präsidium steht einmütig zur 50+1-Regel."
Jede erneute Abstimmung würde weitere rechtliche Fragen zur Bewertung des im Dezember getroffenen Beschlusses aufwerfen, fügte Watzke hinzu. "Dies zu vermeiden und zu einem geordneten Spielbetrieb zurückzukehren, muss das vorrangige Ziel der DFL sein."
Hannovers Vereinsführung hatte Kind angewiesen, gegen den Investoren-Einstieg zu stimmen. Das Abstimmungsergebnis und die öffentlichen Bekenntnisse von Antragsgegnern lassen jedoch darauf schließen, dass der 79-Jährige mit Ja gestimmt und dem DFL-Plan damit zur nötigen Mehrheit verholfen hat. Kind selbst äußert sich nicht zu seinem Votum.