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Pervan: Darum funktioniert Glasner in Wolfsburg

Wie der Coach Wolfsburg begeistert und wie Pervan seine Chance nützen will.

Drei Spiele, sieben Punkte - Oliver Glasner ist sein Start als Trainer des VfL Wolfsburg geglückt.

Seinen alten LASK- und nunmehrigen Wolfsburg-Schützling Pavao Pervan wundert es keineswegs, dass der österreichische Coach beim deutschen Bundesligisten auf Anhieb funktioniert.

"Oliver Glasner macht es genauso, wie er es auch beim LASK gemacht hat. Ich finde, er kommt einfach sehr authentisch rüber, ist wahnsinnig überzeugt von dem, was er macht. Ich kannte ihn ja vom LASK und habe gewusst, dass er sein Ding auch in Deutschland durchzieht", erklärt der ÖFB-Goalie, der gegen Lettland auf sein Nationalteam-Debüt hofft.

Beim LASK würde man sehen, dass das von Glasner installierte System auch auf internationaler Bühne funktioniert: "Ich glaube, dass er in Wolfsburg noch einmal mehr individuelle Klasse zur Verfügung hat und vielleicht noch erfolgreicher sein kann als beim LASK. Wahrscheinlich hat er auch deshalb den Schritt nach Deutschland gewagt."

Pervan: "Die Leute sind begeistert von ihm"

Bis die Spielphilosophie des 45-Jährigen bei den "Wölfen" vollends implementiert ist, würde es naturgemäß noch dauern. Aber die Mannschaft würde Glasner bereits vertrauen und voll mitziehen.

"Er kommt beim Verein sehr gut an, damit meine ich nicht nur bei den Spielern, sondern auch die Leute im und rund um den Verein herum sind begeistert von ihm - auch von seiner menschlichen Seite", schildert Pervan.

In einer sehr ergebnisorientierten Branche ist es umso wichtiger, dass man frühzeitig andeuten kann, wohin die Reise gehen kann - gerade für einen in Deutschland zuvor weitestgehend unbekannten Coach.

Kritische Stimmen hat Glasner laut Pervan jedenfalls vorerst widerlegt: "Ich glaube, es ist oft so, wenn ein Österreicher nach Deutschland kommt, dass man ihn zuerst einmal belächelt. Aber er hat auf alle Fälle bereits gezeigt, wozu er in der Lage ist. Die Resultate sprechen für ihn. Wir haben bis jetzt noch kein Spiel unter ihm verloren - egal ob Freundschaftsspiel oder Meisterschaftsspiel. Daher muss er sich vor niemandem verstecken."

Pervan will seine Chance nützen

Da Wolfsburgs Einser-Goalie Koen Casteels vorerst ausfällt, wird Pervan nach der Länderspiel-Pause dessen Vertretung sein - wie schon in neun Bundesliga-Spielen im Frühjahr.

"Koen Casteels hat sich zurecht ein Standing innerhalb des Vereins erarbeitet. Ich finde, wenn er zurückkommt, sollte er trotzdem die Chance bekommen, weil er wegen einer Verletzung ausgeschieden ist und nicht wegen schlechter Leistungen. Da muss man schon fair sein."

"Ich hoffe, ich kann diese Chance so wie letztes Jahr nützen. Ich werde mein Bestes geben und hoffe natürlich, dass ich der Mannschaft die nötige Sicherheit geben kann, die Koen Casteels Woche für Woche ausstrahlt", erklärt der 31-Jährige.

Wenn man aufgrund einer Verletzung des Konkurrenten zum Zug kommt, bedeutet das für gewöhnlich auch die Chance, sich im Tor festzusetzen. Diesbezüglich fällt Pervan jedoch mit einer äußerst fairen Herangehensweise auf:

"Koen hat sich zurecht ein Standing innerhalb des Vereins erarbeitet. Ich finde, wenn er zurückkommt, sollte er trotzdem die Chance bekommen, weil er wegen einer Verletzung ausgeschieden ist und nicht wegen schlechter Leistungen. Da muss man schon fair sein. Aber bis dahin konzentriere ich mich voll auf meine Leistungen. Es warten mit der Doppel- und Dreifachbelastung viele Spiele. Ich versuche es zu genießen."

Die Hoffnung kann Pervan keiner nehmen

Der Wiener wurde im Sommer 2018 als Nummer zwei verpflichtet und bekommt nun das zweite Mal die Chance, sein Können über einen längeren Zeitraum zu zeigen. Dass die Rollenverteilung von Anfang an festgelegt war, hieß jedoch nicht, dass sich Pervan nichts ausgerechnet hat:

"Ich muss ehrlich sagen, ich bin ja nicht nach Wolfsburg gegangen, damit ich, so lange ich Vertrag habe, nur auf der Bank sitze. Klar haben sie mir das gesagt, aber meine Hoffnung kann mir ja keiner nehmen, dass ich irgendwie zu meinen Spielen komme - egal wie, ob das jetzt eben durch eine Verletzung oder die schlechte Form von irgendjemandem ist. Ich habe immer wieder versucht, im Training meine Topleistung abzurufen, mich weiterzuentwickeln und da zu sein, wenn es darauf ankommt."

Dass er bei seinen Einsätzen im Frühjahr überzeugen konnte, sei umso wichtiger gewesen: "Das hat mir gut getan, auch für das Standing innerhalb der Mannschaft und in Deutschland allgmemein. Ich freue mich auch riesig darauf, dass ich jetzt wieder ein paar Spiele machen kann."

Warum man in Wolfsburg demütig bleiben sollte

Apropos Training. Nach einigen Jahren beim LASK konnte der Keeper schon eine gewisse Betriebsblindheit feststellen. Mit dem Wechsel zum VfL wurde so gesehen ein neuer Reiz gesetzt.

"In Deutschland ist ein deutlich höheres Niveau, auch das Torwartraining ist ganz anders - du hast vier, fünf Torhüter, die alle sehr gut ausgebildet und wirklich auf einem super Niveau sind. Mit Koen habe ich einen belgischen Nationaltorhüter vor mir, der einfach ein überragender Tormann ist und bei jedem Verein spielen könnte. Da brauchst du einfach auch mal Zeit, um dich reinzufinden. Es ist ein anderes Spiel in Deutschland, du musst die Position anpassen, es kommen viele technische Aspekte auf dich zu. Da geht es um konsequente und harte Arbeit mit dem Torwarttrainer, wo du dann auch eine stetige Weiterentwicklung siehst."

Bei einem Kader mit 18 Nationalspielern sei man im Training als Torhüter definitiv gefordert. Mit Wolfsburgs Kader könnte und sollte unter der Anleitung von Glasner auch eine gute Saison drinnen sein.

"Wir haben schon interne Ziele, das ist ganz klar, aber die haben andere Mannschaft genauso", bleibt Pervan eher defensiv, "die Frage ist immer, was man dafür tut und wie der Plan aussieht. Ich glaube, dass wir einen sehr guten Plan haben und uns Hoffnungen machen können, wenn wir so weitermachen. Aber in Deutschland ist es ganz einfach so, dass es ganz schnell in die andere Richtung gehen kann, wie man vergangene Saison am Beispiel Schalke gesehen hat. Daher sollten wir demütig bleiben und nicht glauben, dass es selbstverständlich ist, wenn es so läuft."

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