Mit Spannung war sie erwartet worden, die am Donnerstag angekündigte Pressekonferenz der mächtigen Bayern-Bosse Präsident Uli Hoeneß, Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic.
Aus dem Anlass wurde ein Geheimnis gemacht, aber es wurde nicht etwa ein neuer Partner präsentiert und auch kein Statement zu Trainer Niko Kovac abgegeben. Viel mehr starteten Rummenigge und Hoeneß einen Rundumschlag gegen die Berichterstattung über den FC Bayern und seine Spieler.
Dabei beruft sich Rummenigge sogar auf Artikel 1 des Grundgesetzes: "Die Würde des Menschen ist unantastbar!"
Frechheit! Respektlos! Unwahrheiten!
"Heute ist ein wichtiger Tag für den FC Bayern, weil wir ihnen mitteilen, dass wir uns das nicht mehr gefallen lassen", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge "Wir beim FC Bayern haben beschlossen, die Berichterstattung in dieser Art und Weise nicht mehr zu akzeptieren", kündigte Rummenigge an.
Er beschwerte sich über Respektlosigkeit und Unwahrheiten die in den vergangenen Wochen über "wohlverdiente Spieler des FC Bayerns" verbreitet wurden. Die jüngsten Berichte seien zum Teil "hämisch und polemisch" gewesen, sagte Rummenigge. "Das ist eine Frechheit!"
Auch über die dauernd geführte "Debatte über die Überalterung unseres Kaders" könne Rummenigge nur lachen. "Wir haben seit 2012 durchgehend eine Dauerparty gefeiert. Alles gewonnen was im Klubfußball zu gewinnen ist", so der 63-Jährige.
Es seien die gleichen Medien, so der Vorstandsboss, die den Transfer eines 33-Jährigen (Cristiano Ronaldo), als den "Coup des Jahres" gefeiert hätten. "Wir fordern nur eins: Die gleiche Berichterstattung für alle!"
Unterlassungsklage gegen Springer Verlag
Hoeneß ging noch einen Schritt weiter: "Ich glaube, dass es an der Zeit ist, dass sich der größte und wichtigste Verein Deutschlands klar positioniert." Besonders an die Vertreter der "Springer Gruppe" richtete sich die Generalkritik der Münchner Bosse.
Gegen die "Springer Gruppe", so Rummenigge wurden zuletzt zwei Unterlassungsklagen eingereicht.
Aber auch die "sogenannten Experten" bekamen ihr Fett weg. So sagte Sportdirektor Salihamidzic auf die Kritik von Ex-Bayern-Kapitän Stefan Effenberg: "Stefan arbeitet bei den Medien, ich beim FC Bayern. Bei uns geht es nicht darum Schlagzeilen zu produzieren."
Dabei redeten sich die machtbewussten Bayern-Macher geradezu in Rage. Die Fragerunde im Anschluss wurde ohne groß in das Detail zu gehen abgebrochen.
"Werden wieder geschlossen auftreten"
Hoeneß, der selbst häufig für seine medialen Äußerungen kritisiert wird, griff dabei teilweise anwesende Journalisten namentlich an und klärte sie über die in seinen Augen begangenen Fehler auf.
"Seien sie sich sicher, dass sich der FC Bayern in Zukunft wieder geschlossen als Einheit präsentieren wird." Kritiker verstehen diese Aussage von Hoeneß als Drohung.
Neben den großen Machern Hoeneß und Rummenigge kam der Sportdirektor nur spärlich zu Wort. Symptomatisch, dass Rummenigge eine an Salihamidzic gerichtete Frage selbst beantwortete.
Die Pressekonferenz war auch im Zuge der Berichterstattung nach dem 0:3 der deutschen Nationalmannschaft in den Niederlanden beschlossen worden. Nach Ansicht der Bayern-Granden wurden dafür, wie auch für das peinliche DFB-WM-Aus, nur die Bayern-Spieler verantwortlich gemacht.
"Wir verlangen faktische Berichterstattung"
Ob es nun zu einem Medienboykott der Münchner kommt, wurde nicht geklärt. Möglich ist auch, dass die Bosse dadurch versuchen wollen, den Druck vor dem richtungsweisenden Auswärtsspiel der Bayern beim VfL Wolfsburg (Samstag, 15:30 Uhr im LIVE-Ticker), von der Mannschaft zu nehmen.
Auch wenn Rummenigge betont: "Wir suchen die Schuld für die Resultate nicht bei den Medien. Wer nicht gut spielt und verliert, der darf nicht erwarten, dass er gelobt wird. Es gibt aber einen Unterschied zu seriöser und auch kritischer Berichterstattung. Wir verlangen faktische Berichterstattung. Wir haben auch eigene Kanäle und werden auch in Zukunft Ross und Reiter nennen"
Am Ende des "Pressegesprächs", das sich zu einem Monolog der Verantwortlichen entwickelte, blieben viele Fragen der Journalisten offen. Fraglich, ob sich die Bayern damit einen Gefallen getan haben.