Die Einführung des Video-Assistant-Referees (kurz VAR) in Europas Fußballligen sollte mehr Klarheit und Sicherheit in die Entscheidungen von Schiedsrichtern bringen und diese in kniffligen, sowie strittigen Situationen unterstützen.
Dass die Anwendung eines Videobeweises jedoch auch ihre Schattenseiten mit sich bringt, zeigt nun DFB-Vorzeigeschiedsrichter Dr. Felix Brych auf. In einem Interview mit der "FAZ" gibt er seine Gedanken zum VAR zum besten und äußert dabei Bedenken an der verbleibenden Autorität der Unparteiischen.
"Auf dem Platz wird die Autorität des Schiedsrichters angekratzt, weil man nach dieser zweiten Ebene fragen kann", so der 47-Jährige. "Das ist so, als würde ich als Kunde im Supermarkt mit dem Mitarbeiter diskutieren und danach immer mit dem Filialleiter sprechen können, auch wenn der Feld-Schiedsrichter hierarchisch über dem Video-'Assistenten' steht", zieht Brych einen weiteren Vergleich.
"Müssen versuchen, unsere Autorität zu manifestieren"
Mit der fehlenden Endgültigkeit und einhergehenden Verzögerungen im Spielfluss müsse man sich engagieren und zurechtkommen, so der gebürtige Münchner. "Die Endgültigkeit unserer Entscheidungen ist weg. Damit müssen wir leben. Wir müssen versuchen, unsere Autorität auf dem Platz zu manifestieren."
Brych sieht im Gegensatz zur angepeilten Verbesserung für sich und seine Amtskollegen durch den VAR einen zunehmenden Erklärungsdruck und das in wesentlich mehr Situationen als bisher.
Es sei, so Brych, jedoch nicht möglich, alles zu erklären: "Das geht aber nicht. Früher konnte man auch nicht in den Kopf des Schiedsrichters schauen. Es ist eben so, dass es nun zwei Entscheidungsebenen gibt."