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Vor Wochen der Wahrheit: Langersehnter Sieg als Statement

Borussia Dortmund bezwingt die Bayern erstmals seit 2014 in München. Die Freude ist groß - beim BVB hat man aber schon die nächsten Aufgaben vor Augen.

Vor Wochen der Wahrheit: Langersehnter Sieg als Statement Foto: © getty

Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Noch dazu, wenn man so lange auf einen Sieg warten muss.

Umso glücklicher zeigte man sich bei Borussia Dortmund nach dem ersten Sieg in München seit 2014. Gegen die Bayern durfte man ein 2:0 bejubeln (zum Spielbericht >>>). Für den BVB soll das aber auch eines sein: erst der Anfang.

Hummels im Rampenlicht

Bereits in der 10. Spielminute ging der BVB durch ein Adeyemi-Tor in Führung. "Wir haben heute einen starken Auftritt gezeigt, haben uns nicht die Schneid abkaufen lassen", meinte Mats Hummels im "Sky"-Interview. Er sah aber auch noch Luft nach oben: "Mit dem Ball hätten wir es noch besser machen können, Bayern gibt einem aktuell sehr viel Ballbesitzzeiten, man kann sie noch besser bespielen, als wir es getan haben."

Hummels selbst spielte sich im Duett mit Nico Schlotterbeck auf der Innenverteidiger-Position ins Rampenlicht. "Beide haben das heute hervorragend gemacht, im Zusammenspiel, im Verteidigen, im Rausschieben", lobte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl.

"Das ist hohes Niveau, was die beiden heute gezeigt haben und zeigt, dass die Jungs ambitioniert sind, noch ein bisschen was vorhaben in diesem Jahr", meinte er. Ein wenig subtiler Wink auf eine mögliche EM-Nominierung. Beide Spieler wurden für den vergangenen Lehrgang von DFB-Coach Julian Nagelsmann nicht einberufen. "Sie wollten ein Statement setzen, das haben sie getan", so Kehl.

Generell wirkte der BVB frischer, hatte deutlich weniger Nationalspieler auf Reisen. "Wir konnten intensiver trainieren, haben viele Einheiten in der großen Gruppe gehabt. Wir haben die Zeit gut genutzt, das hat man heute gesehen", meinte Kehl.

Mit der nötigen Portion Glück

"Es war ein verdienter Sieg, eine tolle Leistung. Darauf können wir aufbauen", lobte BVB-Trainer Edin Terzic. Um in München zu bestehen, brauche man Mut, Fleiß, Widerstandsfähigkeit, führte er aus. Und: "Wir brauchen eine gewisse Effektivität - die haben wir in der ersten Hälfte noch deutlich vermissen lassen. Wenn diese Punkte alle passen, kriegt man am Ende die gewisse Portion Glück, die man auch braucht, um hier zu gewinnen."

Die Prise Spielglück hatte die Borussia etwa, als Harry Kane in Minute 89 zum Anschlusstreffer einköpfte, aber knapp im Abseits stand. Sechs Minuten zuvor erzielte Julian Ryerson den späteren 0:2-Endstand. "Es war den Ticken zu spät", meinte Terzic über den zweiten Treffer. Bereits zuvor ließ Nmecha eine Großchance liegen.

Diese Spieler kickten für Dortmund und den FC Bayern

Die Prise Spielglück hatte die Borussia aber auch, als Hummels in bester Kung-Fu-Manier am kurzen Pfosten emporstieg und einen Dier-Kopfball mit der Schuhspitze in der Luft auf der Linie abwehrte - und sich dabei den Ball unabsichtlich selbst leicht an die Hand lenkte.

"Ich bin zwar nicht schnell, aber immer beweglich gewesen. Ich bin froh, dass er nicht Elfmeter pfeift. Wenn dir wegen so einer kleinen Handbewegung so ein Ding genommen wird, das hätte wehgetan", meinte Hummels. Der 35-Jährige wurde ob seiner guten Leistung nach seinem 29. Duell zwischen Bayern und Dortmund (Rekord!) nach einer Verlängerung der Karriere gefragt.

"Lust habe ich eh - es tut halt nur viel weh", meinte er. Ob Hummels noch ein Jahr dranhängt, entscheide sich vermutlich erst nach Saisonende.

Ein Statement über das Können

"Es sind am Ende drei Punkte, aber in München ist es nicht leicht. Es gibt ein gutes Gefühl, weil die Mannschaft sich das heute mehr als verdient hat. Wir sind wahnsinnig viel gelaufen, haben groß investiert. Für mich ist das ein total verdienter Sieg", bilanzierte Kehl. 

Auch Hummels meinte, es sei wichtig gewesen, mal wieder so ein Spiel hinzulegen - vor allem nach zehn Jahren ohne Sieg in München.

Vor allem aber sei es für das Team intern ein Statement gewesen, so der Abwehrspieler. "Dass wir das können, dass wir Fußball spielen können. Dass wir als Mannschaft so gut verteidigen können, dass wir auch gegen die Top-Teams gute Ergebnisse erzielen können. Uns erwartet den kompletten April über nichts anders."

April der Entscheidungen

Für die Schwarz-Gelben stehen nämlich Wochen der Wahrheit an. Erst empfängt man den Bundesliga-Dritten VfB Stuttgart daheim, dann folgen Spiele gegen Gladbach, Leverkusen und Leipzig. Und im Champions-League-Viertelfinale trifft man auf Atletico Madrid.

"Es ist ein guter Start in diese wichtige Phase jetzt", meinte Kehl deshalb. "Wir haben noch ein paar Aufgaben vor uns in den nächsten Wochen, haben in der Champions League noch eine Riesenmöglichkeit. Dafür brauchen wir richtig gute Energie, die gibt der Trainer."

Das Lob an das Trainerteam dürfte zumindest für etwas Gelassenheit sorgen, war doch die Zukunft von Edin Terzic in den letzten Wochen stark diskutiert worden.

Dieser selbst gab sich bei Nachfrage wenig gelassen.  Er wusste aber auch: "Wenn wir es so machen wie heute, dann wird es schwer, gegen uns zu gewinnen. Für jede Mannschaft, egal ob daheim oder auswärts." Man habe gegen die Bayern das Champions-League-Gesicht gezeigt, dieses wolle man auch weiter präsentieren, um in der kommenden Saison erneut in der Königsklasse zu spielen.

Terzic sagte: "Wir sind immer noch nicht fertig, damit sind wir nicht zufrieden. Wir wissen, dass jetzt noch richtig spannende Aufgaben auf uns warten. Wir kämpfen um jedes Highlight."

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