Der FC Bayern München setzte in der Causa Thomas Tuchel ein Zeichen. Mit Saisonende muss der Trainer gehen, dieses Statement soll Ruhe in den Verein bringen. Das tut es aber nicht.
Auf einen Sieg gegen RB Leipzig folgte ein Remis gegen Freiburg. Können Tuchels Mannen den 0:1-Rückstand gegen Lazio im CL-Achtelfinale (Dienstag, 21:00 Uhr im LIVE-Ticker >>>) nicht drehen, soll laut "Sky" vorzeitig Schluss sein (hier nachlesen >>>).
Dann könnte ein Interimstrainer oder gleich ein langfristiger Kandidat übernehmen.
LAOLA1 beleuchtet alle möglichen Szenarien. Welcher Trainer könnte in welchem Fall zum Zug kommen?
Die Interimskandidaten
Die Kandidaten mit dem Interimsstatus sind rar gesät. Da bei einem CL-Aus die Chancen auf Erfolg äußerst gering sind, dürfte der Job nicht sonderlich attraktiv sein.
Ein heißer Kandidat dürfte dabei Urgestein Hermann Gerland (69) sein. "Der kennt die Mannschaft, der kennt fast alle Spieler persönlich und ist einer, der weiß, wie Bayern München tickt", meint Lothar Matthäus in der Talkrunde "Sky90".
Ganz unrealistisch dürfte das Ganze nicht sein. Gerland arbeitete jahrelang als Co-Trainer der Münchner, hinterließ beim Rekordmeister auch im Nachwuchs seine Spuren. 2020 holte er mit Hansi Flick das Triple, 2013 war er an der Seite von Jupp Heynckes beim Erfolg in allen drei Bewerben.
Mit Pep Guradiola, Carlo Ancelotti oder Louis van Gaal assistierte er der Crème de la Creme der Übungsleiter. Der 69-Jährige gilt als fachkundig, soll von allen Trainern geschätzt worden sein. Aktuell ist er Co-Trainer der DFB-U21-Auswahl. Für die WM 2022 wurde er kurzfristig Assistent von Hansi Flick.
Seit 2021 ist er nicht mehr bei den Bayern, sein letzter Cheftrainerposten (Ulm; 2000/2001) ist allerdings schon eine Weile her.
Denkt man an Bayern-Urgesteine, ist der Weg zu Jupp Heynckes (78) nicht weit. 2009 und 2017/18 sprang er bereits zwei Mal interimistisch ein. Der 78-Jährige scheute zuletzt die Öffentlichkeit, ein erneutes Comeback dürfte unwahrscheinlich sein.
Möglich ist auch eine Rückkehr von Hansi Flick (59) zu den Bayern. Er sei laut Nicolo Schira ein Mann für die Interims-Nachfolge. Laut "Sky" befinde sich dieser allerdings in konkreten Gesprächen mit dem FC Barcelona, und habe wohl wenig Interesse am Bayern-Job. Das dürfte auch für ein Interimsamt gelten. Flick soll München mit Differenzen verlassen haben.
Die "TZ" brachte hingegen Joachim Löw (64) ins Spiel. Der Ex-Teamchef möchte sich auf Klubebene beweisen. Seit 2004 (Austria Wien) hatte er keinen derartigen Posten. Warum es also nicht in einer verkorksten Saison mit Löw interimistisch versuchen? Wenn es klappt, könnte es ja langfristig etwas werden.
Geht es nach Mario Basler, könnte künftig auf der Bayern-Bank steirisch gesprochen werden. Der Ex-Angreifer bringt in seinem Podcast "Basler ballert" Ralph Hasenhüttl (56) ins Spiel.
Der Österreicher wäre als Interimstrainer mit Aussicht auf Fixanstellung eine Option. Mangels großartiger Alternativen bei einem Tuchel-Rauswurf klingt dies nicht einmal völlig aus der Luft gegriffen.
Ähnlich funktionieren könnte es bei Ex-United-Coach Ole Gunnar Solsjkaer (51). Der Norweger stände "Sky" zufolge für ein etwaiges Engagement zur Verfügung. Er führte die "Red Devils" 2020/21 immerhin zum Vizemeistertitel. Er müsste allerdings erst ordentlich Deutsch erlernen. Ein Wechsel im Sommer wäre auch möglich, bessere Karten habe er aber jetzt.
Als kurios darf der Gedanke mancher Fans, Thomas Müller (34) als Spielertrainer ins Spiel zu bringen, eingestuft werden. Dies wurde auf Social Media immer wieder gefordert, im Duo mit Manuel Neuer soll er das Team anführen.
Für diese "Kreisliga"-Idee dürfte der Rekordmeister am Ende aber doch zu seriös sein.
Diese Trainer würden sofort langfristig übernehmen
Die Kandidaten, die langfristig sofort bereitstehen, kommen allesamt aus dem Ausland.
Laut Nicolo Schira gilt Jose Mourinho (61) als heißer Anwärter. Er soll großes Interesse an dem Job haben, bringt jede Menge Erfahrung mit. Da die Bayern zu diesem Zeitpunkt bereits aus der Champions League raus wären, würde für den Star-Coach sicherlich nur ein langfristiges Engagement in Frage kommen.
Vom Standing her wäre er genau der Mann, den die Bayern in dieser Situation brauchen. Aber: Mourinho eckt gerne an, streitet sich in der Öffentlichkeit mit der Vereinsführung. Ob Eberl, Freund und Co. das riskieren wollen, darf bezweifelt werden.
Der Star-Coach würde taktisch einiges umstellen, das könnte langfristig aufgehen. Ob ein Kurswechsel erwünscht ist, darf allerdings bezweifelt werden.
Ähnlich sieht die Situation bei Antonio Conte (54), den die "Bild" ins Spiel brachte, aus. Der Italiener hat zwar nicht ganz so viele Erfolge vorzuweisen, gilt charakterlich als ähnlich. Seine offensive Spielweise würde mit den Ansprüchen des FC Bayern matchen.
"Kein Deutsch zu sprechen ist für uns kein Ausschlusskriterium. Wir suchen nach der besten Lösung für den FC Bayern, haben zudem eine internationale Mannschaft. Zudem kann ein Trainer auch non-verbal agieren."
Laut "Sky" könnte auch Zinedine Zidane (51) andocken. Der Franzose war allerdings bisher nur für Real Madrid tätig, wo er große Erfolge gefeiert hat.
Der französische Journalist und Insider Jonathan Johnson meint, dass Zidane die "spezielle Umgebung" in München abschrecke. Sein Ex-Klub Juventus oder Marseille, wo er geboren ist, seien für Zidane interessanter.
"Ich denke nicht, dass er vor der EM einen neuen Posten annimmt, weil seine Priorität immer noch ist, französischer Nationaltrainer zu werden. Sollte Frankreich enttäuschen, dann könnte Didier Deschamps seinen Platz räumen", meint der Insider. Ein Engagement ab Sommer gelte entsprechend als wahrscheinlicheres Szenario.
"Das (Zidane, Anm.) ist jetzt kein Thema", wurde Christoph Freund zudem von "Salzburg24" zitiert.
Gegen alle diese Trainer spricht, dass Deutsch nicht deren Muttersprache ist. Ein Beherrschen der Sprache gilt für den Bayern-Posten traditionell als wichtig, ein Ausschlusskriterium sei dies aber nicht.
"Kein Deutsch zu sprechen ist für uns kein Ausschlusskriterium. Wir suchen nach der besten Lösung für den FC Bayern, haben zudem eine internationale Mannschaft. Zudem kann ein Trainer auch non-verbal agieren", so Bayern-Präsident Herbert Hainer.
Diese Trainer könnten ab Sommer übernehmen
Als Topkandidat gilt nach wie vor Leverkusen-Trainer Xabi Alonso (42). Der Spanier würde vom Spielstil her perfekt nach München passen, soll allerdings auch im Visier des FC Liverpool stehen. Die Verpflichtung des Ex-Bayern-Spielers könnte also kompliziert werden.
"Uli hat sich lang nicht mehr gemeldet. Das hat er früher immer wieder mal gemacht. Er wird sich sicher auch wieder melden, aber nicht in diesem Kontext."
Die Gerüchteküche brachte auch Stuttgart-Coach Sebastian Hoeneß (41) ins Spiel. Er ist mit den Schwaben aktuell sensationell auf Platz drei.
Er fühle sich, wie er "Sky" verrät, geehrt in der Gerüchteküche aufzutauchen. In Stuttgart dürfte er sich aber wohl fühlen und meint zu Onkel Uli, der Bayern-Ehrenpräsident ist: "Uli hat sich lang nicht mehr gemeldet. Das hat er früher immer wieder mal gemacht. Er wird sich sicher auch wieder melden, aber nicht in diesem Kontext."
Passen könnte das Ganze aber, Hoeneß trainerte die Amateure der Münchner, wurde mit ihnen Drittliga-Meister. Seine Philosophie mit einem intelligenten Positionsspiel gilt als Vorreiter des modernen Fußballs in Deutschland.
Als unrealistische Option darf der scheidende Liverpool-Coach Jürgen Klopp (56) abgestempelt werden. "Jürgen Klopp wird keinen Klub und auch kein Nationalteam für ein Jahr nach der abgelaufenen Saison coachen. Das bleibt auch so", machte sein Berater Marc Kosicke "Sky" klar.
Ebenso eher unwahrscheinlich gilt eine Ablöse durch Freiburg-Trainer Christian Streich (58). Der Kultcoach könnte die Breisgauer im Sommer verlassen. Zuletzt sei dies laut Sportvorstand Jochen Saier, der mit "ran" sprach, ein "50:50-Thema" gewesen.
Für einen Abgang wäre Freiburg, wie er sagt, aber vorbereitet (hier nachlesen >>>).
Seine Art würde den Münchnern auf alle Fälle gut tun. In Deutschland genießt Streich ein hohes Ansehen. International an der Spitze weist er allerdings keine Erfahrung vor.
Ganz ausgeschlossen werden darf der "Bild" zufolge auch nicht ein Comeback von Julian Nagelsmann (36). Der Vertrag des Bundestrainers läuft nach der EM aus. Seine Entlassung im März 2023 gilt als umstritten, er möchte sich, wie es heißt, noch einmal beweisen.
"Wir müssen den passenden Trainer für Bayern München finden und dann eben auch die passenden Spieler, die zu Bayern München und zu unserem Trainer passen."
Zu Bedenken gilt: Die Ex-"Red-Bull"-Abteilung aus Max Eberl und Christoph Freund könnte die Spielkultur in München verändern wollen. "Wir müssen den passenden Trainer für Bayern München finden und dann eben auch die passenden Spieler, die zu Bayern München und zu unserem Trainer passen", meinte Eberl zuletzt, und schließt damit nicht aus, sich nach einem neuen Trainer zu richten (hier nachlesen >>>).
Einen "RB-Stil" könnte laut "kicker" Benfica-Coach Roger Schmidt (56) nach München bringen. Der Deutsche steht in Portugal massiv in der Kritik. Bewiesen hat er sich dort bereits. Im Vorjahr wurde er Meister. 2021/22 schaffte er das Kunststück mit PSV in den Niederlanden. Er kennt Freund aus gemeinsamen Salzburg-Zeiten (2012-2014).
Für diesen Wandel kommt neben Schmidt wohl nur Leipzig-Trainer Marco Rose (47) in Frage. Ob dessen Reputation ausreicht, ist allerdings alles andere als klar.
Die "Münchner Abendzeitung" brachte zuletzt mit Feyenoord-Coach Arne Slot (45) einen Mann aus den Niederlanden ins Gespräch, dieser wurde dort im Vorjahr mit ÖFB-Legionär Gernot Trauner Meister. Slots Muttersprache sei kein Deutsch, seine internationale Reputation ist alles andere als Bayern-like.
Laut "Sky" könnten die Blicke aber auch in Richtung Insel gehen. Brighton-Coach Roberto De Zerbi (44) weiß dort mit einem guten Positionsspiel seines Teams zu überzeugen. Der Italiener wurde im Vorjahr Sechster, ist aktuell Neunter mit den "Seagulls".
Dem "kicker" zufolge habe ein weiterer Coach eines Premier-League-Sensationsteams Chancen auf den Posten. Unai Emery (52) ist aktuell auf Platz vier mit Aston Villa. In München hat man nicht die besten Erinnerungen an ihn. Er schaltete die Bayern 2022 mit Villarreal im CL-Viertelfinale aus.
Der Spanier, der in seiner Karriere mit Sevilla und Villarreal vier Mal die Europa League gewann, trainierte mit PSG und Arsenal zudem bereits zwei größere Klubs. Der 52-Jährige gilt im Bereich Taktik ebenso als äußerst akribisch, pflegt wie De Zerbi ein Spielsystem mit intelligentem Positionsspiel.