David Alaba und der FC Bayern München - für eine lange Zeit war in Stein gemeiselt, dass dieses Verhältnis nie in die Brüche gehen würde. Immer wieder wurde über einen Abgang des Österreichers gemunkelt, aber am Ende blieb Alaba ein ums andere Mal bei den Münchnern.
Den deutschen Rekordmeister bezeichnete der Wiener häufig als "meine Heimat", nun scheint es so, als würde das Eigengewächs der Bayern Reißaus nehmen und München den Rücken kehren, nachdem am Sonntagabend die große Bombe platzte, der FCB in aller Öffentlichkeit sein Vertragsangebot zurückzog (alle Infos>>>). Auf der Pressekonferenz vor der Champions-League-Partie gegen Red Bull Salzburg, äußerte sich der Wiener zu den aktuellen Entwicklungen (alle Infos>>>).
Die internationalen Topklubs bekommen natürlich mit, dass ein Abschied realistischer als je zuvor ist. Hat der ÖFB-Star zu hoch gepokert? Welche Rolle übernimmt der als "Dealmaker" bekannte Manager Pini Zahivi? Welche Vereine haben die besten Chancen, die Dienste des Wieners zu übernehmen? Und wie sind die Mannschaften auf Alabas angestammten Positionen aufgestellt? LAOLA1 verschafft euch einen Überblick über die aktuelle Lage, sieht sich die verschiedenen Teams und Gerüchte an und schätzt die wahrscheinlichste Variante ein.
Zu hoch gepokert?
Die geforderten elf Millionen Euro plus fünf bis sechs Millionen an Prämien sind, vor allem in Zeiten der Corona-Pandemie, eine heftige Summe. Alaba soll sich ein höheres Grundgehalt wünschen, als Zeichen der Wertschätzung gegenüber seiner Person, seiner Leistungen für den aktuellen Champions-League-Sieger.
Mit den hohen Forderungen hat der Bayern-Star aber zumindest in München zu sehr nach den Sternen gegriffen. Es wird gemunkelt, dass er sich gerne auf einer Gehaltsstufe mit Robert Lewandowski und Thomas Müller sehen würde. Stichwort Lewandowski: Da war doch erst vor zwei Jahren etwas.
2018 war der Pole in einer ähnlichen Situation wie Alaba und holte sich einen gewissen Pini Zahavi als Berater hinzu, um einen Wechsel zu Real Madrid zu forcieren. Die Bayern schafften es aber, Europas Fußballer des Jahres von einem Verbleib zu überzeugen, inklusive massiver Gehaltserhöhung.
Zahavi als Zünglein an der Waage?
Im März 2020 waren die Münchner wohl etwas geschockt als bekannt wurde, dass der 28-jährige Alaba seine Interessen an den Israeli abgab. Zahavi gilt als "Dealmaker" in der Branche, jemand der die besten Geschäfte für seine Spieler abwickelt.
Nicht nur einmal machte sich der Star-Berater mit seinen Verhandlungstaktiken unbeliebt. Und die Münchner machten bisher auch keine sonderlich guten Erfahrungen mit Zahavi. Besonders Uli Hoeneß sparte nicht mit Kritik am Alaba-Berater. Monatelang haben der israelische Spielervermittler und Alabas Vater George versucht, mit den Münchnern einen neuen Vertrag auszuhandeln - am Ende wohl vergebens.
Welche Vereine sind im Rennen um Alaba?
Über die Jahre hinweg kamen viele Transfergerüchte rund um den ÖFB-Legionär auf und auch jetzt werden sich diese nochmals erhärten. Mit internationalen Größen wie Englands Meister Liverpool, Juventus Turin rund um Cristiano Ronaldo, dem FC Barcelona mit Lionel Messi, dem spanischen Meister Real Madrid, aber auch Frankreichs Serienmeister PSG oder den Manchester-Klubs United und City buhlt die Creme de la Creme des Fußballs um die Dienste von David Alaba.
Aber wer wäre nun das große Los für den Wiener?
(Der Text wird unter dem Video fortgesetzt.)
FC Liverpool
Nach der schweren Verletzung von Verteidiger-Star Virgil van Dijk ist Jürgen Klopp auf der Suche nach einem neuen Abwehrchef. Hier kommt Alaba ins Spiel. Beim Champions-League-Sieger der Saison 2018/19 wäre der Österreicher in der Innenverteidigung sofort gesetzt, würde wohl auch bei einer etwaigen Rückkehr des Niederländers gesetzt sein.
Auch wenn der Wiener als Innenverteidiger bzw. Linksverteidiger zur Weltklasse gehört, betonte Alaba immer wieder, dass er sich auf der Sechser-Positon am wohlsten fühle und diese Rolle nur allzu gerne ausfüllen würde. Kann Klopp aus dem Vollen schöpfen, führt aber weder an Fabinho noch an Andrew Robertson ein Weg vorbei.
Finanziell steht Liverpool aber vor schwierigen Zeiten und öffnet das Geldbörserl nur denkbar ungern, wie bereits beim Transfer von Thiago bewiesen wurde - lange Zeit war man sich an der Merseyside nicht sicher, ob ihnen der Spanier 30 Millionen Euro wert ist. Welche Diskussionen würden dann erst beim 28-Jährigen entstehen?
Zugegeben, die Kombination aus Van Dijk und Alaba klingt aber durchaus verlockend.
Manchester United
Die glorreichen Zeiten der "Red Devils" sind seit dem Abgang von Sir Alex Ferguson als Trainer vorbei. Die beste Platzierung war seitdem in der Saison 17/18 der zweite Platz, allerdings 19 Punkte hinter dem Rivalen Manchester City. Seitdem kämpft man um den Anschluss an die Spitze, auch in dieser Spielzeit mag es zumindest in der Liga noch nicht laufen.
Spieler-Potenzial wäre in der Offensive zur Genüge vorhanden, aber hinten präsentiert sich das Team von Ole Gunnar Solskjaer oft vogelwild. Und hier kommt Alaba ins Spiel. Auf der linken Abwehrseite ist nach der Verpflichtung von Alex Telles kein Platz vorhanden, aber auf seiner Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld könnte der Österreicher direkt eine gewichtige Rolle übernehmen.
Aktuell ist dort der Brasilianer Fred gesetzt, allerdings würde der 28-Jährige wohl eine direkte Stammplatzgarantie erhalten - es muss jedoch auch betont werden, dass eigentlich in der Innenverteidigung als Abwehrchef weitaus größerer Bedarf besteht. Der teuerste Verteidiger aller Zeiten, Kapitän Harry Maguire, scheint zwar trotz keinesfalls tadellosen Leistungen gesetzt, daneben wäre aber wohl Platz für Alaba - seine Erfahrung wäre für United Gold wert.
Und am Geld würde es aufgrund der Glazer-Familie, die seit Jahrzehnten die "Devils" führt, bekanntlich kaum scheitern.
Manchester City
Der direkte Nachbar, die "Skyblues", können mit Pep Guardiola einen alten Bekannten von Alaba vorweisen. Der Spanier war es, der damals bei den Bayern den flexiblen ÖFB-Legionär auf die Innenverteidiger-Position umschulte. Die beiden pflegten ein gutes Verhältnis, der Star-Trainer habe den sechsfachen österreichischen Fußballer des Jahres "auf ein neues Level bringen können", erzählte der Wiener einst in einem Podcast der deutschen "Bild".
Und Guardiola ist bereits seit langer Zeit auf der Suche nach einem neuen Linksverteidiger - Benjamin Mendy erweist sich als zu verletzungsanfällig und Oleksandr Zinchenko ist zwar ein durchaus guter Spieler, Weltklasse-Niveau wird der Ukrainer aber wohl nie erreichen.
Alaba mit Sterling auf der linken Außenbahn? Da werden schnell Erinnerungen an das kongeniale Zusammenspiel mit Franck Ribery wach. Der Wiener wäre auch nur eine Option für links hinten - sowohl in der Zentrale als auch im defensiven Mittelfeld scheinen die "Citizens" bereits stark aufgestellt zu sein.
Auf die finanzielle Situation muss man bei City wohl kaum eingehen, sie könnten sich den ÖFB-Star trotz der aktuellen Corona-Situation wohl locker leisten, um endlich ihr Ziel zu erreichen: Den Triumph der UEFA Champions League - und Alaba hat bekannterweise Erfahrung dabei, den Henkelpott in die Höhe zu stemmen.
FC Barcelona
Der Wiener betonte in den vergangenen Jahren mehrfach, dass Spanien ihn reizen würde - hier kommen natürlich nur die Giganten Real Madrid und Barcelona in Frage. Über die Jahre hinweg wurden die Katalanen immer wieder als heißer Abnehmer für Alaba gehandelt.
Derzeit läuft es bei der "Blaugrana" aber so gar nicht - hitzige Diskussionen und Debatten im und rund um den Verein, die Transferposse rund um Leo Messi, der Abschied von Präsident Bartomeu und ein Kader, der als veraltet gilt. Es weht ein rauer Wind durchs Camp Nou.
Ein Blick auf den Kader zeigt, dass im defensiven Mittelfeld an 60-Millionen-Euro-Neuzugang Pjanic und Busquets wohl kein Weg vorbeiführt, auch wenn die beiden nicht jünger werden. Der Österreicher würde mit seinen 28 Jahren den Kader kaum verjüngen und das aktuelle Problem in Barcelona nicht lösen.
An Jordi Albas Platz auf der linken Seite gibt es wenig zu rütteln, nur in der Zentrale wäre Alaba eine Option. Hier will man aber die nicht immer souverän agierenden Clement Lenglet und Samuel Umtiti weiterhin aufbauen, Abwehrchef Pique hat gerade erst seinen Vertrag bis 2024 verlängert.
Nachdem viele Spieler nun Gehaltskürzungen hinnehmen müssen, werden die Katalanen kaum ein zweistelliges Millionen-Grundgehalt für den Wiener anbieten können, zu stark wirkt sich Corona auf die wirtschaftliche Lage aus.
Real Madrid
Der spanische Rekordmeister angelt bereits seit 2014 nach dem Defensivspieler, da werden natürlich die Rufe nach dem Österreicher nun wieder etwas lauter. Erstmals wusste Alaba in der Champions-League-Saison 2011/12 im direkten Duell mit den "Königlichen" zu überzeugen. In insgesamt sieben Partien lief der 28-Jährige für die Bayern gegen Real auf. Bei den Madrilenen platzt das Regal wohl aus allen Nähten, so viele Scouting-Berichte wird man schon vom Wiener besitzen.
Aber würde der gelassene Alaba in das ständig unter Druck stehende Mannschaftsgefüge der "Königlichen" passen? In der Verteidigung scheint Real stark besetzt zu sein, weder auf links, noch in der Innenverteidigung besteht großer Bedarf. Damit bliebe die Wunschposition übrig und hier wäre der Bayern-Spieler geradezu prädestiniert.
Das Team von Zinedine Zidane verfügt über keinen Linksfuß in der Schaltzentrale, Alaba könnte im linken zentralen Mittelfeld als Spieleröffner neben Toni Kroos brillieren, eventuell sogar als Sechser die Position des zweikampfstarken Casemiro übernehmen, der über einen deutlichen Offensivdrang verfügt. Damit könnte auch Kroos seine offensive Klasse stärker zum Ausdruck bringen, als er das oftmals darf. Eine Win-Win-Situation würde sich hier anbahnen.
Platz wäre also genug für den 73-fachen-Nationalteamspieler, das nötige Kleingeld würde Präsident Florentino Perez bestimmt bereitstellen, wenn man über den langen Zeitraum nie das Interesse verloren hat. Spanische Medien sehen Alabas Gehalt jedoch als möglichen Knackpunkt. Ein Transfer zu den "Königlichen" wäre dennoch absolut stimmig.
Juventus Turin
Machen wir nun den Sprung zur "Alten Dame" aus Turin. Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass das Team rund um Cristiano Ronaldo Interesse am ÖFB-Star zeigt und angeblich soll ein gewisser Reiz für den Wiener bestehen, sich dem italienischen Rekordmeister anzuschließen.
In der Mannschaft von Andrea Pirlo wäre er wohl links in der defensiven Dreierkette eingeplant, vermutlich als direkter Ersatz für den 36-Jährigen Giorgio Chiellini, dessen Vertrag ebenfalls im Sommer 2021 ausläuft. Im Mittelfeld scheint kaum Platz zu sein, eventuell aber als Spieler auf der linken Außenbahn.
Im klassisch italienischen 3-4-3-System könnte Alaba Alex Sandro ersetzen, der sich immer mal wieder mit Verletzungen plagen muss, aber sonst als fix gesetzt gilt. Bei den Turinern lässt sich noch am wenigsten herauslesen, wie mit dem 28-Jährigen geplant werden würde.
Natürlich hätte Juve auch den Anreiz zur Weiterentwicklung der defensiven Qualitäten - es steht nicht zur Debatte, dass ein tägliches Training gegen einen der besten Stürmer aller Zeiten, Cristiano Ronaldo, sehr wohl profitabel sein kann.
Finanziell sollen sich die Italiener auf einem guten Weg befinden und die nötigen Mittel besitzen, um eine Verpflichtung des Österreichers zu realisieren.
Paris Saint-Germain
Im Zusammenhang mit den Parisern spielt vor allem Berater Zahavi eine große Rolle. Der Israeli, der im Jahr 2017 den Weltrekordtransfer von Neymar realisierte und dabei kräftig abcashte (Anm. Elf Millionen Euro Handgeld), soll den ÖFB-Legionär intensiv beim französischen Serienmeister angeboten haben.
PSG sucht nach dem Abgang von Thiago Silva einen neuen Abwehrchef, Alaba würde diese Rolle perfekt ausfüllen. Nicht umsonst wäre Thomas Tuchel über einen ablösefreien Transfer im kommenden Sommer begeistert. Dem 28-Jährigen würden in Paris alle Türen offen stehen - Sechser, Linksverteidiger, Innenverteidiger. Auf so ziemlich jeder defensiv orientierten Position besitzt der neunmalige Meister Handlungsbedarf.
Auch hier könnte der Nationalteamspieler aus dem Training mit Stürmer-Stars wie Neymar und Mbappe Profit ziehen. Die Franzosen scheinen aber zumindest auf dem Papier, trotz der finanziellen Mittel, als unwahrscheinlichste Option auf.
Wer ist nun die realistischste Option?
David Alaba besitzt die Qual der Wahl. Am reizvollsten sind weiterhin die spanischen Vereine, hier aber vor allem Real Madrid. Wird ihm ein Stammplatz im zentralen linken Mittelfeld oder als Sechser mehr oder weniger garantiert, wird der Österreicher sich für die "Königlichen" entscheiden.
Ansonsten ist das Rennen komplett offen. Liverpool wäre in vielerlei Hinsicht fast schon magisch. Jürgen Klopp als Meistermacher der "Reds", ein Team, das über einen unbändigen Siegeswillen verfügt, stark in allen Bereichen der Mannschaft aufgestellt ist und ein mögliches Zusammenspiel mit einem der derzeit besten Defensivspieler der Welt, Virgil van Dijk. Dazu kommt noch das ehrwürdige Stadion an der Anfield Road. Hier würde sich kaum jemand beschweren, falls dieser Transfer realisiert werden sollte.
Dahinter haben vermutlich Pep Guardiola's Manchester City und der italienische Rekord- und Serienmeister Juventus Turin die besten Karten in der Hand, um beim Wiener zu landen. Manchester United und PSG scheinen hier als die unwahrscheinlichsten Varianten auf.
Ausschlaggebend wird sein, auf welcher Position mit Alaba geplant wird und wer das nötige Geld für den Noch-Bayern-Spieler mitbringt - trotz Corona.