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Struber: Ein smarter Leader mit Leidenschaft

Barnsley-Trainer erzählt von Herausforderungen neben dem Platz und der RB-Welt:

Struber: Ein smarter Leader mit Leidenschaft Foto: © getty

Dass Barnsley-Trainer Gerhard Struber große Ziele in seiner Trainer-Karriere hat, ist nach Teil eins des großen Interviews mit dem Salzburger hinlänglich bekannt. (Hier geht es zum ersten Teil des Interviews >>>)

Doch zu glauben, dass der 43-Jährige beinhart seine Karriere vorantreiben möchte und dabei die zwischenmenschliche Komponente bei seinem Team vernachlässigt, wäre ein Trugschluss.

Im TV-Interview mit "Sky Sports" nach dem Schlusspfiff des alles entscheidenden Spiels gegen Brentford sah man Struber so emotional wie nie zuvor. In seinem Gesicht war die pure Erleichterung zu erkennen, kein Hauch von Gleichgültigkeit, wie sie Ausländern im Mutterland des Fußballs oft unterstellt wird. Die Worte voller Leidenschaft und Stolz, auf die geleistete Arbeit und sein Team.

"Ich habe einfach eine enge Beziehung zu meinen Spielern", erzählt Struber im Gespräch mit LAOLA1. "Wir haben in diesen letzten Wochen und Monaten mit großen Entbehrungen gearbeitet."

"Dass es dann am Ende klappt, war einfach ein unglaublich schönes Gefühl und ein totaler Spannungsabfall in diesem Moment, wenn du realisierst, dass wir es tatsächlich geschafft haben", erzählt Struber, doch der harte Abstiegskampf hat auch Spuren hinterlassen. "Das hat unglaublich Substanz gekostet, nicht nur mir persönlich, sondern auch meinen Jungs".

Smarter Leader mit Leidenschaft

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Die Leidenschaft, die Struber zeigt, sei laut dem Salzburger notwendig, um Erfolg zu haben. Es benötige außerdem "einen klaren, smarten Plan aber auch einen Leader, der vorangeht, der brennt. Das war meine Rolle, vom ersten Tag weg, bis zum Zeitpunkt zu dem wir realisiert haben, dass wir es geschafft haben."

Struber war auch als Spieler erfolgreich. Mit Casino Salzburg gewann der gebürtige Kuchler Mitte der Neunziger zweimal die österreichische Meisterschaft. Für seinen ersten Titel brauchte Struber lediglich sieben Minuten bei seinem Bundesliga-Debüt gegen den FC Linz.

"Ich habe nicht bei Red Bull lernen müssen, was es heißt, an ein Ziel zu glauben, oder wo dranzubleiben und ausdauernd zu sein. Das ist etwas, das trägt man in sich"

Gerhard Struber

Seine Trainerkarriere nahm nach einem Intermezzo bei Stammverein SV Kuchl bei Red Bull Salzburg richtig Fahrt auf. Der 43-Jährige kam bei den Salzburgern ordentlich rum und konnte unter anderem als Trainer und Teamchef des FC Liefering sowie als Co-Trainer der Kampfmannschaft wertvolle Erfahrung sammeln.

Dass die Ausbildung bei Red Bull prägt, steht außer Frage. Die Erfolge von Struber, aber auch von Adi Hütter, Oliver Glasner und Marco Rose, sprechen eine deutliche Sprache. Den unbändigen Willen lernte er allerdings nicht erst im Dosen-Imperium.

"Ich habe nicht bei Red Bull lernen müssen, was es heißt, an ein Ziel zu glauben, oder wo dranzubleiben und ausdauernd zu sein. Das ist etwas, das trägt man in sich", erklärt Struber.

"Ich glaube, wenn man in der Red-Bull-Welt gearbeitet hat, und ich war ja eine lange Zeit dort, dann weiß man einfach, dass der Erfolg, stabile Leistungen, nur im Einklang mit Opfern möglich ist. Wir haben in Barnsley im letzten halben Jahr viele Opfer gebracht, extrem viel gearbeitet und einen extremen Glauben entwickelt, um das zu schaffen. Insofern ist die Red-Bull-Welt natürlich ein unglaublicher Treiber und Turbo, um auch zu lernen, was es heißt, aus mentaler Sicht nachhaltig erfolgreich zu sein."

Familie als Anker aus der Blase

Eines der Opfer, welches man gerade als Trainer im Ausland oft bringen muss, ist die Distanz zur Familie. In Coronazeiten wiegt dieser Umstand umso schwerer, schnelle Heimatausflüge sind unmöglich, wie Struber erzählt. "Es ist ganz schwierig, wenn man zweimal in der Woche verpflichtend getestet wird, zwischen den Runden heimzufliegen".

"Doch meine Frau Lisa unterstützt mich in allen Belangen, wird aber weiterhin mit den Kindern in Kuchl bleiben. Da habe ich einen richtig großen Rückhalt, ohne den würde es im Moment auch nicht funktionieren", erläutert der 43-Jährige.

"Ich schaue sehr genau darauf, dass ich die normalen Dinge des Lebens wahrnehme und das immer wieder mache, indem ich mich mit Freunden und Familie immer wieder austausche, um auch wahrzunehmen, was in der normalen Welt abgeht."

Gerhard Struber

Beim stressigen Championship-Spielplan, der - neben Pokalwettbewerben - mindestens 46 Spiele pro Team vorsieht, könnte man schnell den Bezug zur Welt außerhalb des Fußballs verlieren. Ein Umstand, den Struber unbedingt vermeiden will.

Der 43-Jährige nimmt sich Zeit, um auch über Themen Abseits des Fußballs zu kontemplieren. Es sei "ganz, ganz wichtig, dass man nicht in dieser 'Fußball-Blase' drinnen bleibt und keinen Anker mehr nach außen hat. Dann würde man total eindimensional durch die Welt gehen."

Die eigene Familie, aber auch Freunde, sind wichtige Bezugspersonen für den Salzburger. "Ich schaue sehr genau darauf, dass ich die normalen Dinge des Lebens wahrnehme und das immer wieder mache, indem ich mich mit Freunden und Familie immer wieder austausche, um auch wahrzunehmen, was in der normalen Welt abgeht. Ich glaube, das kann ich gut, weil ich selber geerdet bin und weder Erfolg, so wie es jetzt gerade ist, noch Misserfolg so viel Platz einräume, dass ich nicht weiß, wo ich herkomme und was ich kann."

Eine wichtige Eigenschaft als Trainer sieht er darin, Ereignisse richtig einzuordnen und den Fokus auf das Wesentliche zu legen. "Ich glaube, dass es ganz entscheidend ist, wenn man als Trainer arbeitet, dass man immer wieder alle Dinge, die im Erfolg und Misserfolg daherkommen, entdramatisiert und immer wieder weiß: 'Es ist am Ende nur Fußball. Nicht mehr und nicht weniger'. Es gibt im Leben viel, viel wichtigere Dinge als das, was wir gerade machen", erzählt Struber.

Dennoch weiß er, dass er in einem speziellen Berufsfeld arbeitet, welches mit besonderer Aufmerksamkeit durch Medien und Fans sowie einzigartiger Emotionalität einhergeht. "Es ist mir natürlich bewusst, und Gott sei Dank ist es so, dass ich auch eine Berufung habe, die mir so wahnsinnig viel Spaß macht und die mir auch unglaublich viel coole Emotionen gibt, die man in der normalen Berufswelt nicht erleben kann."

Zoff mit WAC-Präsident "Schnee von gestern"

Doch nicht nur bei Barnsley arbeitet Struber erfolgreich. In der Saison davor führte er den WAC zu einem sensationellen dritten Platz in der Bundesliga und nahm mit den Lavanttalern erstmals an der Gruppenphase der Europa League teil, wo auswärts Borussia Mönchengladbach mit 4:0 vom Platz gefegt wurde.

Nach dem Abgang gab es einige Misstöne zwischen dem Erfolgscoach und Wolfsberg-Präsident Dietmar Riegler, vor allem nach den Transfers von Marcel Ritzmaier und Michael Sollbauer Richtung Barnsley.

Der teilweise öffentlich ausgetragene Disput ist jedoch "Schnee von gestern" für den Salzburger. "Wir haben uns auch gegenseitig zu den Erfolgen gratuliert", erzählt Struber, der seine Freude über die neuerlich fixierte Teilnahme des WAC an der Europa-League-Gruppenphase kaum verbergen kann. "Es freut mich irrsinnig für Dietmar, dass es für den WAC wieder so ein erfolgreiches Jahr geworden ist. Speziell für die Mannschaft, unsere gemeinsame Zeit bleibt für mich unvergesslich."

Das Ex-WAC-Trio hat sich aus der Ferne für das Team von Trainer Ferdinand Feldhofer gefreut. "Wir haben in Barnsley richtig abgefeiert, als wir gesehen haben, dass der WAC sein Europacup-Ticket realisiert hat. Es war nicht nur für den WAC eine richtige Gaudi, sondern auch für uns in Barnsley weil wir, denke ich, einen großen Beitrag dazu geleistet haben, dass der WAC in diese Richtung marschiert ist. Von dem her war es ein erfolgreiches Jahr für alle Beteiligten und einfach nur cool, wenn man dann sieht, wie es weiterläuft", resümiert Struber.

"Marcel Ritzmaier und Michael Sollbauer waren Schlüssel für mich. Das waren zwei Spieler, die ganz wichtig waren, was die Spielidee angeht."

Gerhard Struber

Sollbauer und Ritzmaier haben nach ihren Transfers zu Strubers Team voll eingeschlagen, vor allem der 30-jährige Innenverteidiger Sollbauer scheint wie gemacht für die Championship zu sein.

"Ich denke, dass Michael Sollbauer viele Tugenden, die Eckpfeiler in der Championship sind, massiv in sich trägt. Gleichzeitig, und das ist ganz, ganz wichtig: Michael ist einer, der im 'Dressing Room' den Ton angeben kann, speziell emotional, was Leadership angeht", erklärt der Barnsley-Trainer. Die fußballerischen Fähigkeiten seines rechten Arms am Spielfeld, wie Struber den Kärntner nennt, sind ebenfalls nicht zu verachten.

"Ich glaube, dass Michi Sollbauer, auch wenn er schon ein Spieler ist mit einer größeren Erfahrung, im letzten Jahr beim WAC und bei mir hier in Barnsley einen unglaublichen sportlichen Schritt gemacht hat. Wenn man sich sein Spiel anschaut, wie Michi Sollbauer nicht nur gegen den Ball arbeitet, sondern auch im Ballbesitz das Spiel aufbaut, souveräner agiert, ruhiger agiert und sein Spiel durchzieht, hat er sportlich und was 'Leadership' angeht, nochmal den nächsten Schritt gemacht."

Internationalität als Trumpf

Die beiden ehemaligen WAC-Kicker waren für Struber wichtige Faktoren im Abstiegskampf. "Marcel Ritzmaier und Michael Sollbauer waren Schlüssel für mich. Das waren zwei Spieler, die ganz wichtig waren, was die Spielidee angeht, aber gleichzeitig war 'Soli' mein Kapitän beim WAC und auch ein Bursche, der in schwierigeren Zeiten immer auch meinen Glauben multiplizieren konnte", erläutert Struber.

"Wir haben eine sehr bunte, vielfältige Gruppe, die es gemeinsam geschafft hat, weil wir als Team so zusammengestanden sind und diese Vielfalt in eine Richtung bündeln konnten."

Gerhard Struber

Spezialisieren will man sich in Barnsley auf rot-weiß-rote Kicker aber nicht. Neuzugänge müssen die nötige Qualität mitbringen. Österreicher seien zwar nicht ausgeschlossen, aber auch nicht die erklärten Transferziele der "Tykes".

"Wichtig ist, dass wir Spieler zu uns zu holen, die der jungen Mannschaft ein Stück weit Erfahrung geben und gleichzeitig vom ersten Tag weg richtig performen können", erklärt Struber.

"Die Ziele sind für das nächste Jahr sehr ambitioniert. Wir wollen keinesfalls sowas erleben, wie das letzte Jahr und gegen den Abstieg spielen. Wir wollen uns in anderen Regionen behaupten und dafür braucht es natürlich Spieler mit Erfahrung, mit Klasse, mit Qualität und die will ich nach Barnsley holen und diesen nächsten notwendigen Schritt machen."

Struber arbeitet in Barnsley mit einer sehr internationalen Mannschaft zusammen.

"Wir haben eine sehr bunte, vielfältige Gruppe, die es gemeinsam geschafft hat, weil wir als Team so zusammengestanden sind und diese Vielfalt in eine Richtung bündeln konnten", hält Struber fest und verweist auf seine Erfahrungen aus Red-Bull-Zeiten. "Da war vielleicht Liefering für mich ein Vorteil, weil ich dort auch schon einen bunten Strauß in der Hand gehabt habe. So hatte ich schon Erfahrung mit dem Arbeiten mit unterschiedlichen Kulturen."

Nun hat Struber mit Barnsley eine weitere Erfahrung gemacht, die des beinharten Abstiegskampfs. Eine Erfahrung, die den Salzburger in seiner Karriere weiterhelfen und ihn beim Erreichen seiner Ambitionen weiterbringen wird.

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