Auf der Heimfahrt vom Trainingsgelände des FC Watford im Norden Londons sieht Sebastian Prödl aus weiter Entfernung den mächtigen Bogen des Wembley-Stadions.
Auf eine Besichtigung der Kultstätte des englischen Fußballs verzichtete er bislang. Aus gutem Grund. Denn am Sonntag hat er die Gelegenheit, Wembley aus einer Perspektive zu erkunden, die nur wenigen vergönnt ist.
Als Spieler auf dem heiligen Rasen. Im Halbfinale des FA-Cups mit dem FC Watford gegen Crystal Palace.
"Hoffen wir, dass es für dieses Jahr nicht das letzte Mal bleibt", spekuliert der Innenverteidiger im LAOLA1-Talk mit einer noch prestigeträchtigeren Rückkehr zum Finale.
LAOLA1: Wembley. Was löst alleine der Name dieses Stadions in dir aus?
Sebastian Prödl: Bis jetzt kenne ich das Stadion nur aus dem Fernsehen. Ich war noch nie vor Ort. Aber das wird sicher ein tolles Erlebnis. Jeder schwärmt vom Wembley, jedem Engländer ist das Wembley heilig. Wenn ich nach Hause fahre, sehe ich oft aus der Entfernung den Bogen über Wembley. Das hat schon eine Anziehungskraft. Schön, dass wir das diesen Sonntag erstmals erleben dürfen. Hoffen wir, dass es für dieses Jahr nicht das letzte Mal bleibt.
LAOLA1: Worauf kommt es gegen Crystal Palace an? In der Tabelle seid ihr um zwei Punkte getrennt. Sind das zwei Mannschaften auf Augenhöhe?
Prödl: Es wird auf die psychologische Verfassung ankommen. Jeder ist so motiviert, dass er bis zur 90. und wenn es sein muss 120. Minute alles gibt. Davon lebt ja auch der englische Fußball. Also bin ich davon überzeugt, dass Kleinigkeiten entscheiden werden. Wir haben in dieser Saison bislang zwei Mal gegeneinander gespielt – zu Hause haben wir durch einen Elfmeter leider 0:1 verloren, auswärts dafür mit einer sehr guten Leistung 2:1 gewonnen. Es läuft darauf hinaus, dass die Chancen 50:50 stehen. Ich hoffe, dass wir psychisch stärker sind und nicht so viele Elfmeter verursachen wie in den letzten beiden Liga-Partien. Wir haben im FA-Cup bisher sehr gute Leistungen gezeigt. Wenn wir die weiterführen, könnte es eventuell zum Finale kommen. Das wäre das Sahnehäubchen auf einer erfolgreichen Saison. Wir werden alles dafür geben, werden uns gut darauf vorbereiten. Jeder ist bis in die Haarspitzen motiviert.
LAOLA1: Wer sind deiner Meinung nach die Schlüsselspieler bei Crystal Palace?
Prödl: Mit Yohan Cabaye haben sie sicherlich einen sehr guten Denker und Lenker, der im Sommer von Paris St. Germain kam. Er spielt super Pässe, ist der Chef im Mittelfeld und bedient ihre starke Offensivabteilung mit Spielern wie Yannick Bolasie, Wilfried Zaha oder Emmanuel Adebayor – das sind vor allem in England schon gute Namen, die für sehr gute Offensivkraft stehen. Da müssen wir gut aufpassen. In der Defensive haben sie einige richtige Kanten, die bei Standardsituationen sehr gefährlich sind und in der Defensive kompromisslos abräumen. Wir sind gewarnt. Durch unsere Niederlage gegen Crystal Palace im Saisonverlauf wissen wir, dass diese Mannschaft sehr gefährlich sein kann, auch wenn sie in der Tabelle hinter uns steht.
LAOLA1: Möglich gemacht hat dieses Halbfinale ein 2:1-Sieg beim FC Arsenal. War dieses Match das Highlight deiner bisherigen Watford-Zeit?
Prödl: Definitiv! Mit Arsenal einen großen Gegner, den zweifachen Titelverteidiger im FA-Cup und eine Riesen-Mannschaft auswärts zu schlagen, war ein super Highlight. Wir haben ein tolles Spiel abgeliefert, sind vor allem defensiv sehr gut gestanden und haben offensive Nadelstiche gesetzt. Der Plan ist zu 100 Prozent aufgegangen. Wir sind nicht ganz unverdient aufgestiegen, auch wenn Arsenal natürlich einige Torchancen hatte. Aber du brauchst ein gewisses Glück, um gegen Arsenal zu bestehen und ins Halbfinale zu kommen.
Das Gespräch führte Peter Altmann