Der Titelkampf in der Premier League spitzt sich zu, drei Teams rittern um die begehrte Meisterschaftstrophäe in Englands höchster Spielklasse. Sieben Spieltage sind noch zu absolvieren. Blickt man auf die Tabelle, dann verspricht der Endspurt eine Spannung, die größer kaum sein könnte.
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Die Liga führt der FC Arsenal mit 71 Zählern an, dahinter klebt der FC Liverpool punktegleich an den "Gunners". Die um neun Tore bessere Differenz macht die Tabellenführung für die Londoner möglich. Mit nur einem Punkt Abstand lauert Titelverteidiger Manchester City auf Platz drei.
Die "Citizens" könnten mit ihrem zehnten Liga-Titel Historisches schaffen. Dieser wäre nämlich der vierte in Folge, was in der Premier-League-Ära zuvor noch keinem Verein gelungen ist.
Arsenal und Liverpool wollen der Regentschaft der Truppe von Pep Guardiola aber ein Ende bereiten. Die "Gunners" sehnen sich nach ihrem ersten Titel seit 2004, während die "Reds" 2023/24 ein Jubiläum feiern und Meistertitel Nummer 20 holen könnten.
Wer macht am Ende das Rennen? Was spricht für die Mannschaften im Titelkampf? LAOLA1 debattiert, die Redakteure Emily Konrad, Ernan Serifovic und René Mersol liefern ihre Argumente für die drei Teams.
Arsenal wird (endlich) die Früchte von Artetas Arbeit ernten
René Mersol:
Arsenal wird Meister, da bin ich sicher. Warum?
Weil sie den längsten Atem haben werden. Bei aller Liebe zum romantischen Klopp-Abschied, aber was Arteta da über die letzten Jahre aufgebaut hat, trägt nun klar ersichtlich Früchte. Diese Nachhaltigkeit wird sich heuer auszahlen. Die Mannschaft ist gereift und wesentlich stabiler als noch in der Vorsaison.
Diesmal wird man auf der Zielgeraden garantiert nicht so eingehen, weil (bis auf den Langzeitverletzten Timber) alle Mann an Bord sind und die Mannschaft aus den Ereignissen des Vorjahres gelernt hat. Schon allein deswegen ist keines der drei Teams so hungrig auf den Titel wie Arsenal. Die schmerzlichen Erfahrungen werden den "Gunners" einen zusätzlichen Moral-Boost verleihen - ein Bonus, den City und Liverpool nicht haben.
Auch die aktuelle Tabellen-Situation spricht dafür, dass sich dies nicht wiederholt. Damals hatte man acht Punkte Vorsprung, ein Schlendrian schlich sich ein, man fühlte sich zu sicher und begann dann zu wackeln, als City Druck machte. Diesmal sind alle drei Titelanwärter innerhalb von einem Punkt versammelt und der Druck ist latent, was in diesem Fall positiv ist.
Arsenal ist für diese Nervenschlacht gerüstet, auch weil man mit Declan Rice und Kai Havertz fehlende Puzzlestücke in Sachen Erfahrung und Nervenstärke gefunden hat. Außerdem verloren die "Gunners", anders als letztes Jahr, keines der direkten Duelle gegen die beiden Titelkonkurrenten. Auch das können weder City, noch Liverpool von sich behaupten.
Jürgen Klopp darf den FC Liverpool ohne Meistertitel nicht verlassen
Ernan Serifovic:
Für mich kann es in dieser Saison nur der FC Liverpool machen. Arsenal sehe ich noch nicht bereit für den Titel.
Bei allem Respekt vor dem, was Mikel Arteta mit der jungen Truppe gemacht hat, aber mein Gefühl sagt mir, dass die "Gunners" im Schlussspurt etwas den Faden verlieren werden. Und bei Manchester City könnte, auch wenn es absurd klingt, ein wenig der Titelhunger in der Premier League verflogen sein. Zudem werden die "Reds" den Teufel tun, um Jürgen Klopp zum Abschied nicht einen Meistertitel zu schenken.
Aber werden wir hier nicht allzu kitschig, dieses Team hat in dieser Saison schon bewiesen, dass es trotz schwerer Rückschläge immer auf allerhöchstem Level performen kann. Zeitweise wurden Akademie-Spieler hochgezogen, da Stars wie Mohamed Salah verletzungsbedingt fehlten. Dieser ist ja bekanntlich wieder fit und liefert ab, als wäre er nie weg gewesen.
Hinzu kommt, dass große Namen wie Trent Alexander-Arnold, Diogo Jota oder Alisson noch im Saisonfinish dazustoßen könnten. Damit ist Liverpool zum richtigen Zeitpunkt in der Breite sehr gut aufgestellt. Unter Jürgen Klopp blühten Youngsters wie Connor Bradley auf. Der Deutsche findet in diesem Konstrukt jedes Mal das richtige Mittel, um mit der Konkurrenz mitzuhalten.
Ob mal ein Superstar ausfällt oder der ein oder andere Jungspund einspringt, Liverpool ist kaum zu bremsen. Bestes Beispiel war das EFL-Cup-Finale gegen Chelsea. Ja, die "Blues" stecken in einer sportlichen Krise, dennoch muss man die Londoner in einem Endspiel erst einmal schlagen.
Und das schafften die "Reds" mit einer B-Garnitur, wo alleine fünf Akademiespieler in den Kader hochgezogen wurden. Das Personal im Mittelfeld war gänzlich nicht vorhanden, aber trotzdem lieferte diese Mannschaft eine enorme Leistung ab.
Deshalb ist für mich der FC Liverpool im Vergleich zu Arsenal und City mehr auf der Höhe. Zusätzlich werden die Spieler durch den bevorstehenden Klopp-Abschied einen weiteren Boost bekommen.
Manchester City – Klasse, Erfahrung und Leichtigkeit als Erfolgsrezept
Emily Konrad:
Ich gebe zu, meine beiden Kollegen haben gute Argumente dargelegt, doch für mich wird am Ende wieder das Team von Pep Guardiola den Titel holen. Warum?
Nun, zunächst haben die "Citizens" in den letzten Jahren immer wieder bewiesen, dass sie Endspurt können. Ja, einen spannenden Dreikampf, wie wir ihn heuer erleben, gab es zwar nicht, aber ich glaube, dass City diese Abgebrühtheit auch in den kommenden Wochen abrufen kann und wird. Das zeigt auch die Statistik: Die letzte Pflichtspielniederlage datiert auf den 6. Dezember 2023, seitdem ist Manchester City wettbewerbsübergreifend ungeschlagen. Überhaupt gewann die Guardiola-Elf seitdem nur fünfmal nicht.
Hinzu kommt die individuelle Klasse des Titelverteidigers. Hat Topscorer Erling Haaland Sand im Getriebe, schnürt Phil Foden halt den einen oder anderen Hattrick. Kevin De Bruyne liefert ebenso regelmäßig Assists und auch Tore und ist für das Spiel der "Skyblues" ohnehin Gold wert, auch ein Rodri ist nicht zu vergessen. Zahlreiche Führungsspieler und Typen also, die wissen, wie man einen Titel – vor allem im Endspurt – gewinnt.
Das, was Mikel Arteta in London aufgebaut hat, ist beachtlich, dennoch glaube ich, dass das junge Team angesichts des zum Greifen nahen Titels in den letzten Runden noch etwas die Nerven verlieren wird. Zu Liverpool: Ein Titel zum Abschluss der Ära Jürgen Klopp wäre natürlich märchenhaft, aber genau das könnte der Stolperstein sein. Wenn die "Reds" zu verbissen und verkrampft sind, ihrem Coach einen gebührenden Abschied zu bescheren, könnte ihnen das zum Verhängnis werden.
City hingegen hat sich bereits in den letzten drei Jahren den Titel gesichert und hat meiner Meinung nach am wenigsten Druck, ich würde fast schon sagen, sie können "befreit" aufspielen. Deshalb wird Manchester City – wenn auch haarscharf – wieder Champion der Premier League.