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Der Wandel des Marko Arnautovic

Unter Bilic ein Flop, unter Moyes der Held. Das macht er bei West Ham anders:

Der Wandel des Marko Arnautovic Foto: © getty

„Dieser Typ denkt, er ist Cristiano Ronaldo“, schimpfte Gary Neville. Der 85-fache englische Teamspieler sprach den Fans von West Ham Mitte Oktober aus der Seele (Arnautovic hat längst darauf geantwortet). Diese hatten Neuzugang Marko Arnautovic bei seiner Auswechslung beim 0:3 gegen Brighton mit Buhrufen bedacht. Drei Monate lang eine einzige Enttäuschung.

Doch diese Zeiten sind vorbei. Mittlerweile gibt es von allen Seiten Lob für den Wiener. Im Olympic Stadium von London ist der 28-Jährige zum Publikumsliebling aufgestiegen. Er sei eigentlich der einzige Fußballer dieser nutzlosen Truppe, den man behalten müsse, ist in den sozialen Netzwerken von den Fans der „Hammers“ regelmäßig zu lesen.

Die Form-Explosion des Marko Arnautovic im Dezember ist offensichtlich – sechs Spiele, fünf Tore, ein Assist. Nicht umsonst stellt die Premier League den ÖFB-Legionär zur Wahl des Spielers des Monats auf.

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Dabei waren sich einige schon sicher, dass das viele Geld, das der Klub in den Offensivspieler investiert hat, verschwendet war. Inklusive Bonuszahlungen haben die Londoner im Juli fast 28 Millionen Euro an Stoke City überwiesen. Rekord-Transfer. Die Erwartungen waren riesig.

„Er war ein großer Transfer und jeder hat große Dinge von ihm erwartet. Er war ja auch nicht neu in der Premier League, also hatte jeder die Hoffnung, er würde sofort einschlagen“, sagt David Moyes, der Trainer der „Hammers“.

Der Schotte sitzt seit Anfang November auf der Trainerbank, hat Slaven Bilic abgelöst und Arnautovic bei seinem neuen Klub in die Spur gebracht.

"In den Videos, die ich gesehen habe, sah er nicht wie ein Teamplayer aus"

David Moyes beim Amtsantritt


Rückblick in den Sommer: Neben Arnautovic hat West Ham mit Javier Hernandez, Pablo Zabaleta und Joe Hart drei weitere prominente Namen verpflichtet.

„Wir starten in drei Bewerben in die Saison und unsere Ambition ist es, diese drei Trophäen zu gewinnen“, tönte Klub-Eigentümer David Sullivan. Dass die Londoner wirklich um die Meisterschaft mitspielen würden, glaubte niemand ernsthaft, dass der Kampf um den Klassenerhalt an der Tagesordnung stehen würde, aber auch nicht.

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Doch wie Arnautovic legte die gesamte Mannschaft einen Fehlstart hin, verlor vier der ersten sechs Partien. Der ÖFB-Legionär selbst holte sich bereits in der zweiten Runde gegen Southampton eine Rote Karte ab, kam danach teilweise nur noch von der Bank, wurde gegen Crystal Palace überhaupt nicht eingesetzt.

Nach dem elften Spieltag war Bilic dann Geschichte. Unter seiner Ägide konnte sich der Sommer-Transfer nie richtig entfalten. Seine Spielwiese war de facto auf wenige Quadratmeter am linken Flügel begrenzt, in den sieben Partien unter dem Kroaten kam Arnautovic nur fünf Mal zum Abschluss, lediglich zwei Schüsse gingen tatsächlich aufs Tor.

Der 67-fache ÖFB-Internationale wirkte oft frustriert. Wer ihn regelmäßig spielen sieht, weiß nur zu gut, dass Arnautovic seine Enttäuschung auf dem Feld schwer verbergen kann. „In den Videos, die ich gesehen habe, sah er nicht wie ein Teamplayer aus“, stellte Moyes kurz nach seinem Amtsantritt fest.

Die Freude am Spiel ist zurück

Arnautovic meint rückblickend: „Ich war nicht glücklich mit mir. Die Fans bezahlen dafür, um Leistung zu sehen und ich wollte zeigen, dass der Klub nicht umsonst so viel für mich ausgegeben hat.“

Dem Schotten ist es aber rasch gelungen, dem Edeltechniker die Freude am Spiel zurückzugeben. Schon bald stellte er den Österreicher vom linken auf den rechten Flügel und bläute ihm ein, über den Kampf ins Spiel zu kommen.

Im zweiten Spiel unter Moyes, der Partie gegen Leicester, stellte sich prompt Besserung ein. Der Neo-Coach lobte: „Er hat nicht nur drei oder vier sehr gefährliche Flanken geschlagen, sondern auch die andere Seite des Spiels gemacht. Er hat nach hinten gearbeitet. Er weiß, dass er das machen muss. Ich würde nicht gegen ihn spielen wollen, wenn er diese Qualität bringt.“

Der Vergleich:

unter Bilic unter Moyes
Tore 0 0,6
Assists 0 0,1
Schüsse 1,2 3,3
Schüsse aufs Tor 0,5 1,5
Ballkontakte 43,4 45,3
Pässe 25,4 24,8
Torschuss-Vorlagen 1,2 1,2
Dribblings 1,2 3,7
Dribblings gelungen 0,2 2,6

Alle Statistiken pro 90 Minuten


Doch das war nur der erste Teil der Transformation. Inzwischen kommt Arnautovic in der Offensive praktisch überall zum Einsatz, teils zentral. Moyes erlaubt es dem Offensivspieler, die Flügel zu wechseln, sich rund um und auch im Sechzehner zu bewegen. Die Ballkontakte des Floridsdorfers im Strafraum sind unter Moyes um 93 Prozent gestiegen.

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Während Arnautovic unter Bilic nur 1,2 Schüsse pro 90 Minuten abgegeben hat, sind es unter Moyes 3,3. Auch die Sicherheit im Spiel ist zurück. Rund 25 Pässe spielt der ÖFB-Kicker pro Partie, das ist unter dem neuen Trainer nicht anders als unter dem alten, doch während in der Bilic-Ära nur zwei Mal mehr als 74 Prozent angekommen sind, hat er in der Moyes-Zeit nur ein Mal weniger als 74 Prozent seiner Zuspiele an den Mann gebracht.

Und mit der Sicherheit kommt das Selbstvertrauen. In den Spielen, in denen Moyes auf der Bank gesessen ist, ging der Angreifer drei Mal so oft ins Dribbling wie unter Bilic. Während der kroatische Coach mitansehen musste, wie nur 20 Prozent der Arnautovic-Dribblings geglückt sind, darf sich der Schotte über 72 Prozent positiv abgeschlossener Dribblings freuen.

"Ich habe ihm einfach gesagt, dass er nicht spielen wird, wenn er nicht läuft"

David Moyes

Für Moyes war das Rezept denkbar simpel: „Ich habe ihm einfach gesagt, dass er nicht spielen wird, wenn er nicht läuft. Niemand zweifelt seine Qualitäten und Fähigkeiten als Fußballer an, aber er muss sicherstellen, dass die mentale Seite passt.

Tatsächlich läuft Arnautovic, der gegen Leicester, Chelsea und West Bromwich von den Fans der „Hammers“ zum „Man of the match“ gewählt wurde, unter seinem neuen Coach wesentlich mehr. Sechs Mal kam er unter Moyes schon auf 65 oder mehr Sprints pro 90 Minuten, unter Bilic setzte er nie so oft zum Sprint an, blieb drei Mal sogar unter der Marke von 50 Sprints.

Zudem hat der Wiener schon in fünf Partien unter Moyes mehr als elf Kilometer pro 90 Minuten zurückgelegt, auf diesen Wert kam er unter Anleitung von Bilic in keinem einzigen Spiel.

Arnautovic selbst kommentiert seinen aktuellen Erfolgslauf lapidar: „Die Medien sehen nur, wenn du triffst. Wenn du triffst oder einen Assist lieferst und das Spiel gewinnst, bist du der beste Spieler der Welt, aber wenn du verlierst, bist du der schlechteste Spieler auf diesem Planet.“

Aktuell kann jedenfalls nicht einmal Gary Neville etwas Schlechtes über ihn sagen.

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