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Nach 17 Jahren: Premier League ohne ÖFB-Kicker?

Im englischen Oberhaus könnte eine inzwischen ungewohnte Situation eintreten.

Nach 17 Jahren: Premier League ohne ÖFB-Kicker? Foto: © getty

Spieler aus 66 verschiedenen Nationen stehen derzeit bei einem Verein aus der Premier League unter Vertrag.

Darunter jedoch kein Legionär aus Österreich.

Es ist eine Momentaufnahme, die sich natürlich jederzeit ändern kann. Gerüchte gibt es genügend, egal ob bezüglich Sasa Kalajdzic, Florian Grillitsch oder Stefan Posch.

So lange kein Transfer vollzogen ist, droht jedoch eine inzwischen höchst ungewohnte Situation.

Findet nämlich im verbleibenden Monat der Übertrittszeit kein ÖFB-Kicker den Weg auf die Insel, würde die finanzstärkste Liga der Welt erstmals seit 17 Jahren ohne rot-weiß-rote Beteiligung starten.

Bachmann und Weimann in Championship

Das bedeutet nicht, dass das Mutterland des Fußballs in dieser Spielzeit ohne ÖFB-Legionäre auskommen muss.

Andreas Weimann überzeugte vergangene Saison mit 22 Toren für Bristol und hielt dem Championship-Verein die Treue. Daniel Bachmann eroberte beim FC Watford nach dem Abstieg die Rolle als Nummer eins im Tor zurück.

Der Goalie war 2021/22 bereits der einzige ÖFB-Vertreter in der Premier League.

Tabelle: Alle Premier-League-Österreicher seit 2005:

Saison Name Verein Einsätze/Tore
05/06 Emanuel Pogatetz Middlesbrough 24/1
Paul Scharner Wigan 16/3
06/07 Emanuel Pogatetz Middlesbrough 35/2
Paul Scharner Wigan 25/3
07/08 Paul Scharner Wigan 37/4
Emanuel Pogatetz Middlesbrough 24/0
08/09 Paul Scharner Wigan 29/0
Emanuel Pogatetz Middlesbrough 27/1
09/10 Paul Scharner Wigan 38/4
Stefan Maierhofer Wolverhampton 8/1
10/11 Paul Scharner West Bromwich 33/4
Andreas Weimann Aston Villa 1/0
11/12 Paul Scharner West Bromwich 29/3
Andreas Weimann Aston Villa 14/2
Stefan Maierhofer Wolverhampton 1/0
12/13 Andreas Weimann Aston Villa 30/7
Paul Scharner Wigan 14/0
Emanuel Pogatetz West Ham 6/0
13/14 Andreas Weimann Aston Villa 37/5
Marko Arnautovic Stoke 30/4
14/15 Andreas Weimann Aston Villa 31/3
Marko Arnautovic Stoke 29/1
15/16 Marko Arnautovic Stoke 34/11
Christian Fuchs Leicester 32/0
Sebastian Prödl Watford 21/2
Kevin Wimmer Tottenham 10/0
16/17 Christian Fuchs Leicester 36/2
Sebastian Prödl Watford 33/1
Marko Arnautovic Stoke 32/6
Kevin Wimmer Tottenham 5/0
17/18 Marko Arnautovic West Ham 31/11
Christian Fuchs Leicester 25/0
Sebastian Prödl Watford 21/0
Kevin Wimmer Stoke 17/0
Moritz Bauer Stoke 15/0
Markus Suttner Brighton 14/0
Aleksandar Dragovic Leicester 11/0
18/19 Marko Arnautovic West Ham 28/10
Christian Fuchs Leicester 3/0
Sebastian Prödl Watford 1/0
19/20 Valentino Lazaro Newcastle 13/1
Christian Fuchs Leicester 11/0
Kevin Danso Southampton 6/0
Sebastian Prödl Watford 1/0
20/21 Christian Fuchs Leicester 9/0
21/22 Daniel Bachmann Watford 12/0

Die Pioniere um Manninger

2004/05 war die bislang letzte Spielzeit ohne einen Österreicher-Einsatz in der Premier League.

Auch davor waren Österreicher in der höchsten englischen Spielklasse nur bedingt in Mode.

Torhüter Alexander Manninger absolvierte um die Jahrtausend-Wende 38 Liga-Spiele für den FC Arsenal, bei seiner Premier-League-Rückkehr 2016/17 blieb er ohne Einsatz für den FC Liverpool.

Auch Martin Hiden (26 Spiele für Leeds), Jürgen Macho (22 Liga-Matches für Sunderland) und Christian Mayrleb (drei Einsätze für Sheffield Wednesday) gehören zu den rot-weiß-roten Premier-League-Pionieren.

Pogatetz und Scharner 2006 im Nationalteam
Foto: © GEPA

Pogatetz und Scharner als Trendsetter

Richtig los ging es jedoch erst 2005/06 mit dem Export zweier Defensivkräfte. Im Sommer 2005 heuerte Emanuel Pogatetz beim FC Middlesbrough an, Paul Scharner folgte im Winter mit seinem Wechsel zu Wigan.

Das Duo, das heute in unterschiedlichen Funktionen in der Admiral 2. Liga beim SKN St. Pölten tätig ist, hielt für einige Jahre die rot-weiß-rote Fahne auf der Insel hoch.

Scharner, der 2013 bei seiner Rückkehr zu Wigan den FA-Cup erobert hat, ist mit 220 Einsätzen heute noch Österreichs Rekordspieler in der Premier League.

So schnell wird ihn auch keiner verdrängen.

Sieben ÖFB-Legionäre in der Saison 2017/18

Denn von der durchaus beachtlichen Zahl an ÖFB-Legionären, die sich im Laufe der Zehner-Jahre mitunter entwickelte, ist vorerst nichts geblieben.

Mit Dauerbrennern wie anfangs Andreas Weimann, später Marko Arnautovic, Christian Fuchs, Sebastian Prödl oder Kevin Wimmer als Basis fanden zwischendurch diverse weitere ÖFB-Kicker den Weg in die Premier League.

2017/18 waren es gar sieben ÖFB-Leginäre. Zu Arnautovic, Fuchs, Prödl und Wimmer gesellten sich Moritz Bauer, Markus Suttner und Aleksandar Dragovic.

Absolutes Highlight dieser Phase war natürlich der sensationelle Meistertitel von Fuchs mit Leicester City 2016. Der nunmehrige MLS-Legionär hielt seinem Verein insgesamt sechs Jahre die Treue.

2020/21 war der Routinier als Leicester-Backup bereits der einzige Premier-League-Legionär, in der Vorsaison übernahm Bachmann diesen Staffelstab.

Auch der Nachwuchs zieht ab

Auch auf Nachswuchs-Ebene tat sich schon einmal mehr. Thierno Ballo verabschiedete sich vom FC Chelsea und versucht beim Wolfsberger AC im Erwachsenen-Fußball Fuß zu fassen. Selbiges gilt für Pascal Estrada, der Wolverhampton verließ und bereits seine ersten Einsätze für Olimpija Ljubljana in den Beinen hat.

Zumindest auf Trainer-Ebene bleibt Österreich in der Premier League vertreten, allen voran durch Southampton-Coach Ralph Hasenhüttl, der Richard Kitzbichler als Co an seiner Seite hat.

Bei Leeds United fungieren Franz Schiemer und neuerdings Rene Maric als Assistenen von Jesse Marsch.

Die Frage nach dem Warum

Spielerseitig lässt sich allgemein beileibe nicht behaupten, dass österreichische Profis keine Export-Schlager mehr wären. Dazu sind ÖFB-Legionäre weiterhin zu gefragt - vor allem in Deutschland.

Sollte diese Premier-League-Saison jedoch tatsächlich ohne Österreicher über die Bühne gehen, ist die Frage nach dem Warum definitiv erlaubt.

Denn wenn ausgerechnet in der finanzstärksten Liga, in welcher das Geld für Ablösen und Gehälter besonders locker sitzt, ÖFB-Kicker nicht einmal eine Nebenrolle spielen, ist dies kein Umstand, der sich zum Trend entwickeln sollte.

VIDEO - Arnautovic-Traumtor 2015 für Stoke gegen Manchester United:


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