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Glasner bei Palace: "Etwas, das jahrelang gefehlt hat"

Der ÖFB-Trainerexport ist seit Mitte Februar im Amt. Wie denkt man über ihn und wie lässt sich sein bisheriges Wirken bewerten? LAOLA1 zieht ein erstes Fazit:

Glasner bei Palace: Foto: © getty

Seit nunmehr rund sechs Wochen ist Oliver Glasner Manager - so sein offizieller Titel - von Crystal Palace in der Premier League.

Der 49-Jährige ist erst der zweite Österreicher, der im englischen Oberhaus an der Seitenlinie steht, nachdem Ralph Hasenhüttl von 2018 bis 2022 bei Southampton engagiert war.

In den bisher fünf absolvierten Spielen holten Glasner und sein Team fünf Zähler. Ein 3:0-Sieg, gleich zum Auftakt über Burnley, zwei Niederlagen und ebenso viele Remis stehen zu Buche.

Wie lässt sich Glasners Startphase beim Tabellen-14. der Premier League also beurteilen? Wohin kann sein Weg mit den Londonern führen? Wie sieht man ihn in England? LAOLA1 zieht ein erstes Fazit.

Wie Glasner die Fans schnell hinter sich brachte

Klar ist, und dieses Ziel wurde vom 49-Jährigen auch so ausgegeben, dass der Klassenerhalt über allem steht. Punkten die "Eagles" weiter so solide, sollte man mit dem Abstieg nichts zu tun haben.

"Er hat mit seinem Ehrgeiz beeindruckt, etwas, das jahrelang gefehlt hat."

Palace-Kenner Jonny Maze über Oliver Glasner

"Ich beschäftige mich wenig mit der Tabellensituation, wenn wir unsere Schritte machen, werden die Punkte kommen, um die Klasse zu halten", ist auch Glasner dieser Meinung, wie er im "ORF" wissen ließ.

Dies zeugt auch vom gesunden Selbstbewusstsein des Oberösterreichers, welches bei seinem neuen Klub sofort auf positive Resonanz stieß.

"Glasner hat im Selhurst Park einen sehr guten Eindruck hinterlassen und die Fans hinter sich versammelt. Er hat mit seinem Ehrgeiz beeindruckt, etwas, das jahrelang gefehlt hat", schildert der englische Kollege Jonny Maze vom Portal "We are Palace" im Gespräch mit LAOLA1.

So weit ist Glasner mit seiner Spielidee schon

Glasner ist es also gelungen, umgehend ein Feuer zu entfachen. "Man glaubt wirklich, dass er etwas Großes aufbauen kann", unterstreicht Maze.

Dazu wird es jedoch auch Geduld brauchen, wie die Partie gegen Bournemouth am Dienstag bewies. Das Spiel ging mit 0:1 verloren, Palace schaffte es kaum, gefährlich zu werden. Da griff Glasners Spieldee nicht wie gewünscht, was ob seiner erst sechswöchigen Amtszeit aber durchaus nachvollziehbar ist.

Am Dienstag war gegen Bournemouth nichts zu holen
Foto: © getty

Das weiß auch Glasner selbst, den die Herausforderung, sich "mit den Besten zu messen, mit den besten Spielern, besten Trainern", besonders reizt. Mit einem kleinen Team wie Palace sind zwischenzeitliche Rückschläge, vor allem am Anfang, gewissermaßen vorprogrammiert. "Vielleicht klappt es nicht beim ersten Mal, vielleicht beim nächsten", betont der ÖFB-Trainerexport.

Dennoch ist Glasners Spielidee bereits deutlich zu erkennen - und diese erinnert besonders an Glasners Zeit beim LASK. "Die Taktik ist bereits glasklar. Er will offenbar, dass die Außenverteidiger als Flügelspieler hoch aufrücken, während das Mittelfeld ebenfalls hoch aufrückt und den Gegner zu Fehlern zwingt", schildern die Kollegen von "We are Palace".

Und dies, obwohl er ein Team vom aus gesundheitlichen Gründen abgetretenen Roy Hodgson übernahm, das zuvor eine risikoärmere und systematisch andere Spielanlage pflegte.

"Nach den ersten Spielen ist klar, dass Glasner seine Vorstellungen bereits in der Mannschaft durchgesetzt hat. Das Tor am vergangenen Wochenende gegen Forest war ein perfektes Beispiel für das hohe Pressing und den schnellen Angriffsfußball."

Jonny Maze

"Nach den ersten Spielen ist klar, dass Glasner seine Vorstellungen bereits in der Mannschaft durchgesetzt hat. Das Tor am vergangenen Wochenende gegen Forest (beim 1:1, Anm.) war ein perfektes Beispiel für das hohe Pressing und den schnellen Angriffsfußball", beschreibt Palace-Experte Maze.

Dennoch muss man davon ausgehen, dass Glasner den Kader im Sommer umformen wird. Erst dann wird es möglich sein, zur Gänze jenen Fußball zu zeigen, der Glasner vorschwebt.

Gelingt dem Oberösterreicher ähnliches wie mit der Frankfurter Eintracht? Zuzutrauen ist ihm dies jedenfalls und dass er aus kleineren Teams Großes hervorbringen kann, hat er spätestens mit dem Triumph in der Europa League bewiesen.

Dann könnte auch der bisherige Rekordpunkteschnitt eines Trainers bei Palace in der Premier League wackeln. Diesen hält aktuell Tony Pulis mit 1,46 Punkten - aufgestellt in der Saison 2013/14.

Ein gelassener Österreicher im unruhigen Kristallpalast

Während Glasner durch seinen Fußball dabei ist, eine neue Euphoriewelle bei den Londonern anzustoßen, ist man dort gleichzeitig von seiner Persönlichkeit begeistert. In England wird vielerorts seine Gelassenheit und Ruhe gelobt, die er ausstrahlt.

Bei den Fans kommt Glasner bislang gut an
Foto: © getty

Das Terrain bei Palace galt in der Vergangenheit als unruhig, auch deswegen ist Glasner eine gute Wahl, wie auch die Kollegen aus England meinen. "Seine regelmäßigen Äußerungen, dass er sich eine familiäre Atmosphäre im Verein wünscht, kommen bei den Fans gut an", erzählt Jonny Maze.

"Es ist sicher nicht der größte Verein in England, aber ein traditionsreicher, mit kleinem, feinen Stadion und enthusiastischen Fans", meint auch Glasner.

Der 49-Jährige wirke sehr überzeugt von sich und seiner Idee, was dem Umfeld des Klubs sowie der Mannschaft gut tue, wie Maze erläutert. "Obwohl er sich in eine unübersichtliche Situation begeben hat, in der es Berichten zufolge Probleme mit den Besitzern, Verletzungen und eine Mannschaft in schlechter Form", gegeben habe.

Zudem überzeugt der Ex-Eintracht-Coach auch sprachlich. Was Glasner schon in Deutschland gut ankommen ließ - in Interviews mit deutschen Medien klang er teils wie ein Einheimischer - ist nun auch in England der Fall. "Sein Englisch ist hervorragend", lobt Jonny Maze.

Besonderes Duell gegen Pep

Am Samstag steht für Glasner ein ganz besonderes Duell an, wenn er es mit Pep Guardiola und Manchester City zu tun bekommt (ab 13:30 Uhr im LIVE-Ticker>>>).

Damit kann Österreichs Trainer-Aushängeschild seiner Liste an Duellen mit Top-Trainern einen weiteren großen Namen hinzufügen. Bisher zieren diese ja bereits Kapazunder wie Carlo Ancelotti, Antonio Conte, Xavi und Luciano Spalletti. Es ist allerdings nicht Glasners erstes sportliches Aufeinandertreffen mit Trainer-Ikone Pep.

Beim Test Salzburgs gegen Bayern 2014 trafen Glasner und Pep erstmals als Trainer aufeinander
Foto: © GEPA

Bereits vor etwas mehr als zehn Jahren standen sich die beiden als Coaches gegenüber. Damals in einem Testspiel zwischen Red Bull Salzburg und Bayern München, als der Spanier den deutschen Rekordmeister betreute und Glasner unter Roger Schmidt Co-Trainer der "Bullen" war.

Das Ergebnis war nur eine der ersten Überraschungen gegen große Namen, für die Salzburg in weiterer Folge noch sorgen sollte: Die Truppe um Sadio Mane und Jonathan Soriano schockte die Bayern mit einem 3:0-Erfolg.

Pep Guardiola war damals beeindruckt: "Das war eine gute Lektion. Wir haben verloren, weil der Gegner viel besser war als wir." Er habe in seiner Karriere "noch nie gegen eine Mannschaft gespielt, die mit einer so hohen Intensität gespielt hat wie Red Bull Salzburg."

Ähnliches dürfte den 53-Jährigen auch am Samstag erwarten. Und wenn es nach Oliver Glasner geht, darf Guardiola danach bestimmt gerne von einer weiteren erteilten Lektion sprechen.



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