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"Jedes Spiel wird ein Highlight!"

Der England-Legionär über seinen Wechsel, ÖFB-Rücktritt und Karriereende beim FAK.

Foto: © GEPA

Im Alter von 30 Jahren hat Markus Suttner den Sprung in die Premier League geschafft.

„Ich hatte einfach diese Chance und die will und muss ich in meinem Alter auch nutzen“, sagt der Linksverteidiger, nachdem er einen Dreijahres-Vertrag mit Option bei Aufsteiger Brighton & Hove Albion unterschrieben hat.

Der Niederösterreicher kommt vom FC Ingolstadt an die englische Südküste und soll 4,5 Millionen Euro Ablöse gekostet haben.

Im LAOLA1-Interview spricht Suttner über seine neue Aufgabe, die Wahrnehmung seiner Leistungen in Österreich, seinen Rücktritt vom ÖFB-Team und ein mögliches Karriereende bei der Wiener Austria.

VIDEO: Highlights vom Spiel ohne Abseits

(Das Interview beginnt unter dem Video)


LAOLA1: Die letzten Wochen waren lang, oder?

Markus Suttner: Das ging ja schon seit Mitte Mai. Natürlich war das eine lange Zeit, der ganze Urlaub war davon belastet und die ersten zwei Trainingswochen waren vom Kopf her nicht ohne für mich. Zum Glück ist das zu einem Ende gekommen. Ich freue mich richtig!

LAOLA1: Mit welchem Gefühl verlässt du Ingolstadt nach dem Hin und Her?

Suttner: Ich habe mich in Ingolstadt immer wohl gefühlt, bin auch vor der Herausforderung Wiederaufstieg nicht weggelaufen. Ich hatte einfach diese Chance und die will und muss ich in meinem Alter auch nutzen. Alle Gespräche waren immer offen und ehrlich, da ist nichts beschädigt. Der Verein wollte mich halten, das ist sein gutes Recht. Es gibt kein böses Blut.

"Es ist ein Traum, dass ich dann irgendwann sagen kann, in der deutschen Bundesliga und der englischen Premier League gespielt zu haben"

LAOLA1: Hättest du geglaubt, dass du es mit 30 Jahren noch in die Premier League schaffst?

Suttner: Nein. Als ich vor zwei Jahren nach Ingolstadt gegangen bin, wusste ich nicht mal, wie ich in der Bundesliga mithalten kann. Es ist ein Traum, dass ich dann irgendwann sagen kann, in der deutschen Bundesliga und der englischen Premier League gespielt zu haben.

LAOLA1: Du hast für drei Jahre plus Option unterschrieben. Das ist ein ordentlicher Vertrauensvorschuss.

Suttner: Der Klub hat von sich aus diese Vertragslänge vorgeschlagen, deswegen war für mich auch gleich klar, dass ich das machen will. Zudem waren sie auch nicht abgeschreckt, als die Forderung von Ingolstadt gekommen ist. Der Verein hat sich sehr um mich bemüht.

LAOLA1: 4,5 Millionen Euro Ablöse werden kolportiert. Damit gehörst du zu den zehn teuersten Österreichern aller Zeiten.

Suttner: Summen kommentiere ich nicht. Es hat funktioniert, alle Seiten sind zufrieden, es ist gut.

LAOLA1: Wie sind deine ersten Eindrücke von der Mannschaft?

Suttner: Das Team erinnert mich an Ingolstadt damals, als ich von der Austria gekommen bin. Die Mannschaft lebt vom Teamgeist und vom Zusammenhalt. Das ist ein eingeschworener Haufen, der mich total nett aufgenommen hat. Der Verein lebt vom Klima und vom Zusammenhalt – da fühlt man sich vom ersten Moment an wohl, wenn man neu dazukommt.

Foto: © getty

LAOLA1: Hilft es dir, dass mit Pascal Groß noch ein zweiter Spieler von Ingolstadt zu Brighton gewechselt ist?

Suttner: Das ist eine feine Sache. Mit Uwe Hünemeier gibt es ja noch einen deutschen. Beim Einleben hilft das natürlich schon.

LAOLA1: Wie hast du Trainer Chris Hughton bisher erlebt?

Suttner: Er ist sofort auf mich zugekommen und hat mir erklärt, wie er meine Position sieht. Viel Zeit war bisher aber noch nicht. Noch ist nicht entschieden, welches System wir spielen werden, aber es wird wohl eher eine Viererkette sein, ich werde also meine gewohnte Position spielen.

LAOLA1: Wie geht es dir mit der Sprache?

Suttner: Es sind viele Legionäre, die also eher ein einfaches Englisch sprechen. Und die Menschen aus Brighton haben nicht wirklich einen Dialekt. Bei den Schotten und Iren muss man sich schon mehr konzentrieren.

LAOLA1: Brighton hatte in der Aufstiegssaison einen Zuschauerschnitt von 28.000 – das ist rund das doppelte von dem, was du in Ingolstadt gewohnt warst. Was erwartet dich da?

Suttner: Ich erwarte mir generell eine coole Stimmung. Wenn wir daheim erfolgreich spielen, wird es sicher richtig laut.

LAOLA1: Zum Auftakt wartet ein Heimspiel gegen Manchester City. Auf welchen Gegner freust du dich eigentlich am meisten?

Suttner: Ich will da gar kein Team hervorheben. Es sind alle Gegner gut und attraktiv. Es wird jedes Spiel ein Highlight sein. Wir müssen einfach unser Ziel verfolgen, in der Liga zu bleiben.

"Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich meine Karriere gerne bei der Austria beenden würde"

LAOLA1: Was sind deine persönlichen Ziele? Stammplatz?

Suttner: Natürlich, sonst wäre ich da ja nicht hingegangen. Ich weiß nicht genau, was mich da erwartet. Aber alle glauben an mich und ich glaube auch an mich. Es liegt nur an mir – wenn ich gut trainiere und spiele, wird keiner an mir vorbeischauen können.

LAOLA1: Lass‘ uns kurz auf deine zwei Jahre in Ingolstadt zurückblicken. Nicht jeder hat dir zugetraut, dass du dich in der deutschen Bundesliga durchsetzt. Wie viel Genugtuung war da dabei?

Suttner: Ich lese nicht viele Zeitungen, aber ich kriege die österreichische Wahrnehmung schon mit. Ich habe mich schon über meine guten Leistungen gefreut. Das ist eine Bestätigung für meine harte Arbeit. Für mich persönlich war es wichtig, dass ich gesehen habe, dass ich in der deutschen Bundesliga mithalten kann. Ich habe auch genug dafür getan.

LAOLA1: Du warst in der vergangenen Saison der erfolgreichste Freistoßschütze Europas (Hier Nachlesen!).

Suttner: Das ist ein Lohn für meine Arbeit. Ich trainiere das ja auch genug. Für mich war es nur eine Frage der Zeit, bis das funktioniert. Dass es dann in einer Saison so gut funktioniert, ist natürlich ein Wahnsinn. Mich macht das richtig stolz.

LAOLA1: War das ein Mitgrund für Brighton, dich zu verpflichten?

Suttner: Ja, schon. Sie haben mich aber auch generell wegen meiner Spielweise und wegen meines Charakters geholt.

LAOLA1: Das heißt, jetzt drei, vier Jahre bei Brighton und dann zurück zur Austria? Ist das der Plan?

Suttner: Jetzt spiele ich mal bei Brighton, da zählt nichts anderes. Aber es ist ein offenes Geheimnis, dass ich meine Karriere gerne bei der Austria beenden würde. Man muss schauen, wie ich dann in Schuss bin und welche Ideen die Austria hat.

LAOLA1: Warum spielst du eigentlich nicht mehr für das ÖFB-Team?

Suttner: Ich habe mich jahrelang immer voll reingehaut, aber trotzdem relativ wenig Spielzeit bekommen. Das ist ja auch in Ordnung, es geht um Österreich, nicht um mich. Aber irgendwann muss ich auch auf mich schauen, ich werde auch älter, bin jetzt 30. Im Nachhinein war der Rücktritt die richtige Entscheidung, ich konzentriere mich jetzt voll auf meinen neuen Verein. Der Klub hat viel Vertrauen in mich gesetzt, hat Geld ausgegeben und ich will etwas zurückgeben. Da ist es gut, wenn ich in der Länderspielpause ein bisschen Regenerationsphase habe.

LAOLA1: Ich stelle es mir frustrierend vor, wenn einem auf der Position des Linksverteidigers gelernte Innenverteidiger vorgezogen werden.

Suttner: Es geht um den Erfolg Österreichs, ich habe mich da immer untergeordnet. Der Trainer wird schon seine Gründe dafür gehabt haben. Ich habe das nie kommentiert und werde es auch nicht kommentieren.

LAOLA1: Ralph Hasenhüttl und Peter Stöger sind derzeit die beiden Trainer-Aushängeschilder Österreichs. Du hast unter beiden gespielt. Beschreib‘ sie mal.

Suttner: Bei Hasenhüttl merkt man, dass der Verein von ihm getragen wird, von seiner Leidenschaft. Er will zu 100 Prozent Erfolg haben und strahlt das aus. Er überlegt mit seinem Trainerteam am Anfang der Saison wie er spielen will und zieht das durch. Er gibt den Spielern das Vertrauen, wenn du mal schlecht spielst, kannst du trotzdem weiterspielen. Er ist ein guter Trainer, es kommt ja nicht von ungefähr, dass er nach Ingolstadt auch in Leipzig Erfolg hat.

LAOLA1: Und Stöger?

Suttner: Er ist für mich ein Phänomen. Gemeinsam mit Manfred Schmid bildet er ein Duo, wie man es nur selten erlebt – ob menschlich oder fachlich ist das top. Sie ergänzen sich in vielen Sachen. Die Zeit bei der Austria unter ihm war unvergesslich.

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