Der FC Chelsea entscheidet ein unheimlich intensives und mit vielen Aufregern geführtes London-Derby gegen Tottenham für sich.
Die krisengebeutelten "Blues" mühen sich gegen die bis dato noch ungeschlagenen "Spurs" zu einem 4:1-Auswärtssieg. Der erlösende Führungstreffer gelingt erst in der 75. Minute, nachdem Tottenham trotz zwei Platzverweisen lange dagegenhält. Für Chelsea-Cheftrainer Maurizio Pochettino ist es bei der "alten Liebe" ein bittersüßer Sieg.
Tottenham geht zunächst in Front, wenn auch mit einer gehörigen Portion Glück: Colvill fälscht einen Kulusevski-Schuss ab, Torhüter Sanchez ist bereits in die andere Ecke unterwegs und kann den Gegentreffer nicht verhindern (6.). Nur Minuten später muss der VAR zum ersten Mal eingreifen und bestätigt eine Abseitsstellung beim vermeintlichen 2:0 durch Son.
Auch Chelsea ist von den korrigierenden Entscheidungen des Videoassistenten gleich mehrfach betroffen. Ein Sterling-Treffer wird wegen Handspiels aberkannt, nur kurz darauf ein schöner Weitschusstreffer von Caicedo wegen Abseits zurückgenommen.
Tottenham schwächt sich selbst
Noch in der selben Spielsituation sorgt jedoch Spurs-Verteidiger Romero für den unschönen Höhepunkt des Spiels. Der Argentinier steigt Landsmann Enzo Fernandez bei einem Klärungsversuch mit voller Wucht auf den Knöchel, nach langem VAR-Check wird er von Schiedsrichter Michael Oliver des Platzes verwiesen. Da das Foul im Sechzehner passiert, erhält Chelsea zusätzlich einen Strafstoß, den Palmer sicher zum Ausgleich verwandelt (35./Elfm.).
Es ist ein äußerst wildes und hartes Spiel, welches den Spurs von Minute zu Minute mehr aus den Fingern gleitet. Noch vor der Pause muss Cheftrainer Ange Postecoglou zwei verletzungsbedingte Wechsel vornehmen, während Chelsea immer gefährlicher wird. Nach unglaublichen 13 Minuten Nachspielzeit geht es schließlich in die Halbzeit.
Die zweite Spielhälfte beginnt mit der nächsten Hiobsbotschaft für den Gastgeber: Chelsea spielt eine Kontergelegenheit eigentlich schlecht aus, Sterling bleibt aber am Ball und wird von Udogie von den Beinen geholt (55.). Weil er schon Gelb hatte, fliegt auch er vom Platz, Tottenham ist ab diesem Zeitpunkt nur noch zu neunt!
Jackson: Vom Chancentod zum gefeierten Helden
In doppelter Überzahl müssten die Blues im Anschluss mehrmals in Führung gehen, scheitern jedoch an der eigenen Abschlussschwäche sowie dem überragend haltenden Spurs-Schlussmann Vicario. Vor allem Stürmer Nicolas Jackson lässt mehrere Sitzer liegen, kann zunächst einen Kopfball aus kürzester Distanz nicht im Tor unterbringen und scheitert dann auch noch im Eins gegen eins am Italiener. James und Cucurella vergeben weitere Topchancen.
In der 75. Minute darf der Neuzugang dann doch jubeln und ebnet seiner Mannschaft den so wichtigen Erfolg: Sterling wird steil geschickt und legt im Sechzehner quer, wo der Senegalese nur noch den Fuß hinhalten muss.
Dennoch schafft es Chelsea in der Schlussphase nur mit viel Mühe, den Sieg über die Zeit zu bringen. Für wenige Sekunden bringt Dier das "Tottenham Hotspur Stadium" sogar zum Beben, sein Kopfballtreffer steht aufgrund der nächsten Abseitsstellung aber nicht. Bentancur und Son finden zwei weitere gute Ausgleichsmöglichkeiten vor, verpassen jedoch die große Sensation.
In der Nachspielzeit wirft Tottenham dann alles nach vorne und wird eiskalt ausgekontert. Zwei weitere Jackson-Tore besiegeln schließlich den schmeichelhaften 4:1-Erfolg der Blues, die sich am aufopferungsvoll kämpfenden Gegner lange die Zähne ausbeißen.
Mit der ersten Saisonniederlage verliert Tottenham (26 Punkte) die Tabellenführung und liegt nun hinter Manchester City auf Platz zwei. Chelsea ist mit 15 Zählern Tabellenzehnter.