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"No Name" Galtier: Das ist der neue PSG-Coach

Nach Star-Trainern satteln die Franzosen um. Doch wer ist Christophe Galtier?

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Dass der Trainerstuhl bei Paris Saint-Germain wohl der wackligste des europäischen Klubfußballs ist, ist hinlänglich bekannt.

Carlo Ancelotti, Laurent Blanc, Unai Emery, Thomas Tuchel und nun Maurico Pochettino - das jüngste Opfer der straffen Zielsetzung der katarischen Führungsriege war der Argentinier, den man ein Jahr vor Vertragsende ganz unverblümt vor die Tür setzte.

Mit Ex-Real-Trainer Zinedine Zidane oder "The Special One" wurden die illustresten Persönlichkeiten mit dem freigewordenen Posten in Verbindung gebracht. Gekommen ist es bekanntlich ganz anders.

10 Millionen Euro an Ex-Klub

Präsident Nasser Al-Khelaifi ist auf der Suche nach einem Top-Trainer nämlich in der heimischen Ligue 1 fündig geworden: Die Pariser stellten den 55-jährigen Christophe Galtier im Prinzenpark als neuen Hoffnungsträger offiziell vor.

An seinen Vorgänger im PSG-Traineramt hat Galtier durchwegs positive Erinnerungen. In fünf direkten Duellen mit "Poch" verließ der 55-Jährige dreimal den Platz als Sieger.

Galtier kommt vom OGC Nizza, an die Südfranzosen war der Ex-Profi von Olympique Marseille eigentlich noch bis 2024 gebunden. Berichten der "L'Equipe" zufolge war der Ex-Lille-Coach den Parisern 10 Millionen Euro Ablöse wert. Nur für vier Trainer wurde jemals mehr gezahlt.

448 Ligue-1-Partien betreute der einstige Innenverteidiger bis dato von der Seitenlinie, ehemalige Spieler schwärmen von seinem Führungsstil. Doch ist der "No Name" auch bereit für die exorbitanten Erwartungshaltungen an der Seine?

Galtiers Aufstieg bei Saint Etienne

Foto: © GEPA

Galtier beendete 1999 seine aktive Fußballerkarriere. Der Linksfuß, der präferiert in der Abwehrzentrale zum Einsatz kam, verbrachte den Großteil seiner fußballerischen Laufbahn in der Heimat. Aus der Jugend von Olympique Marseille ging es zu den Profis, danach folgten Stationen bei Lille, Toulouse, Angers und Nimes.

Erst im Herbst seiner Karriere wagte Galtier den Sprung ins Ausland. Sowohl bei Calcio Monza in der italienischen Serie B als auch beim Liaoning FC in China blieb es allerdings bei einem kurzen Gastspiel.

Galtier gönnte sich im Gegensatz zu vielen Ex-Profis keine Auszeit und stieg sofort in den Trainerbereich ein. Zuerst musste sich der damals 33-Jährige seine Sporen als Co-Trainer verdienen. Allain Perrin wurde zum ständigen Wegbegleiter, dem französischen Head-Coach folgte Galtier unter anderem zu Olympique Lyon und AS Saint Etienne.

Nach Perrins Rausschmiss in Saint Etienne übernahm Galtier zum ersten Mal eine Profi-Mannschaft. Bei "Les Verts" prägte der 55-Jährige eine Ära. Sechsmal (2011/12 bis 2016/17) hintereinander führte er die Südfranzosen zu einer Top-8-Platzierung, brachte somit den Europacup zurück in die Industriestadt. 2012/13 sorgte er mit dem Gewinn des Coupe de la Ligue für den ersten Titel seit 1981 beim französischen Rekordmeister, der sich diese Bezeichnung seit diesem Jahr mit Galtiers neuem Klub teilen muss.

Mit Lille-Meisterstück ins Rampenlicht

Von 2017 bis 2021 übersiedelte Galtier in den Norden des Hexagons und übernahm das Traineramt beim OSC Lille. Der Traditionsverein stand nach einer suboptimalen Hinrunde 2017/18 im Tabellenkeller, Galtier wurde als Feuerwehrmann engagiert und rettete "Les Dogues" vor dem Abstieg. In der Folgesaison führte der 55-Jährige Lille zum Vizemeistertitel, wodurch er sich erstmals in der Champions League inszenieren durfte.

Das Meisterstück gelang Galtier aber zwei Jahre später. 2020/21 fuhren "Les Dogues" unter seiner Ägide den erst fünften Meistertitel der Vereinsgeschichte ein und waren lediglich das zweite Team in den letzten zehn Jahren, das PSG im Titelrennen ausbremsen konnte. Nun soll Galtier genau solche Szenarien möglichst vermeiden, will er seinen Posten in der Hauptstadt behalten.

Auch beim OGC Nizza machte Galtier in der abgelaufenen Saison eine gute Figur. "Les Aiglons" führte er auf den fünften Liga-Rang, im Cup scheiterten die Südfranzosen erst im Finale denkbar knapp an Nantes.

Galtier wurde seit seinem Einstieg als Cheftrainer noch nie entlassen, der Mann aus Marseille nahm stets aus freien Stücken seinen Hut.

"Spieler, die aus dem Rahmen fallen, werden aussortiert"

"Wir wollen keine Show mehr, sondern nur noch harte Arbeit und viel Fleiß erleben!"

Nasser Al-Khelaifi über Galtiers Verpflichtung

Dem aus Marseille stammenden Ex-Profi wird eine exzellente Mannschaftsführung nachgesagt, berichtet "RMC Sport". Mit den großen Stars der PSG-Mannschaft begibt sich Galtier aber in gänzlich anderes Fahrwasser.

In Saint-Etienne, Lille und bei OGC Nizza hießen die Schlüsselspieler noch Joshua Guilavogui, Burak Yilmaz, Renato Sanches und Kasper Dolberg. Nun warten in der französischen Hauptstadt mit Lionel Messi, Neymar, Kylian Mbappe und Sergio Ramos schon ganz andere Kaliber.

"Wenn du hier sitzt, fühlt man die Erwartungen", sagte der 55-Jährige bei seiner Vorstellung. "Aber ich habe diesen Job akzeptiert, weil ich dafür bereit bin." Die Stars des Klubs will der Franzose in die Pflicht nehmen. "Es wird keinen Spieler geben, der über der Mannschaft steht", verriet der Neo-Coach bei seiner Vorstellung. "Mein Ziel ist es, dass aus dieser Summe von Talenten eine große Mannschaft mit einer großen Stärke wird. Wenn es Spieler gibt, die aus diesem Rahmen herausfallen, werden sie aussortiert."

Knackpunkt: Internationales Geschäft

Bedingung für ein langfristiges Engagement in Paris ist und bleibt jedoch internationaler Erfolg. Die katarische Führungsriege der Pariser investierte seit ihrer Übernahme des Vereins 2011 Unsummen in neue Spieler, um den Verein zum ersten Champions-League-Titel zu führen.

Neymar (222 Millionen) und Kylian Mbappe (135 Millionen) waren in dieser Hinsicht ebenso gefragt wie Übungsleiter von internationalem Profil.

Galtier soll dem Verein ein neues Gesicht verpassen: "Wir wollen keine Show mehr, sondern nur noch harte Arbeit und viel Fleiß erleben", begründet etwa Nasser Al-Khelaifi die vermeintliche "No-Name-Entscheidung".

Der 55-Jährige hatte jedoch bei seinen bisherigen Trainerstationen kaum die Gelegenheit, Erfahrung in internationalen Bewerben zu sammeln. Mit dem OSC Lille stand Galtier lediglich einmal in der Gruppenphase der Champions League, in der die Nordfranzosen mit nur einem Punkt in sechs Spielen sang- und klanglos ausschieden.

OM-Trainer und Spieler bei PSG am Steuer

Auch dem Anhang der Hauptstädter soll dieses Detail sauer aufstoßen, zur Vorstellung des Neo-Coachs erschienen gerade einmal 20 Fans. Laut einer erst kürzlich veröffentlichten Umfrage zeigten sich 63 Prozent der Paris-Anhänger enttäuscht von der Wahl ihrer Chefetage.

Galtier stammt aus Marseille, verbrachte bei "OM" auch den Großteil seiner aktiven Karriere. Dies macht ihn bei den PSG-Fans natürlich zu einer Reizfigur, es gilt, die Anhänger mit guten Leistungen auf seine Seite zu ziehen.

Die Kabine muss der Ligue-1-Meistertrainer von 2021 ebenfalls für sich gewinnen. Dabei könnte es zu Kommunikationsproblemen kommen. Dadurch, dass Galtier Frankreich, von kurzweiligen Co-Trainerstationen abgesehen, nie verließ, beherrscht der 55-Jährige weder Englisch noch Spanisch.

"Er ist mit Lille vor einem Jahr ohne große Stars in seinem Kader französischer Meister geworden. 2021/2022 führte er Nizza ins Pokalfinale sowie auf Platz fünf in der Ligue 1. Das ist kein Zufall mehr, sondern einzig und allein hohe Kompetenz."

Joshua Guilavogui

Die Campos-Connection

Mit dem Transfer von Galtier übernimmt ein eingespieltes Team die Zügel in Paris. Neo-Sportdirektor Luis Campos, der den ebenfalls abgesetzten Leonardo beerbte, kennt den 55-Jährigen aus gemeinsamen Zeiten beim OSC Lille.

Beim Traditionsklub leistete man Seite an Seite gute Arbeit. Es ist davon auszugehen, dass Campos einer der stärksten Fürsprecher für eine Verpflichtung Galtiers war. 

Der Verlust beider "Masterminds" wog bei den "Doggen" offensichtlich schwer. Der amtierende Champion der Vorsaison konnte seinen Titel weder verteidigen, geschweige denn überhaupt eine Rolle im Meisterrennen spielen. Der zehnte Saison-Rang war am Ende der Spielzeit das Höchste der Gefühle.

"Momentan bester französischer Trainer"

"Ich verstehe wirklich nicht, warum in Paris so viel Pessimismus herrscht", bricht Galtiers ehemaliger Schützling Joshua Guilavogui eine Lanze für den Neo-PSG-Coach. "Er ist mit Lille vor einem Jahr ohne große Stars in seinem Kader französischer Meister geworden. 2021/2022 führte er Nizza ins Pokalfinale sowie auf Platz fünf in der Ligue 1. Das ist kein Zufall mehr, sondern einzig und allein hohe Kompetenz."

Auch viele Ex-PSG-Kicker trauen dem Neuankömmling einiges zu. "Christophe ist momentan der beste französische Vereinstrainer", meint Jerome Rothen, der 180-Mal für den Hauptstadtklub auflief. "Er hat die Persönlichkeit und den nötigen Charakter, um die Erwartungen zu erfüllen."

Entscheidend sei nur, die Kabine in den Griff zu bekommen, erklärt Ex-Spielmacher Luis Fernandez. Diese Aufgabe könnte aber eine der schwierigsten werden.


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