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Grbic: "Sachen, die so nicht hätten passieren sollen"

Adrian Grbic kehrte nach der Luzern-Leihe vorerst zu Lorient zurück. Wie es weitergeht, ist offen. Das Hin und Her "nervt" den Stürmer. Interview:

Grbic: Foto: © GEPA

Adrian Grbic ist mit dem FC Lorient in die Vorbereitung gestartet. Seit Anfang Juli steht der 27-Jährige wieder in Frankreich auf dem Trainingsplatz.

Der Angreifer hat bei dem Klub aus der Bretagne, der in die Ligue 2 abgestiegen ist und einen neuen Trainer sowie Sportdirektor bekommen hat, noch einen Vertrag bis 2025. Die Zukunft des neunfachen ÖFB-Nationalspielers ist offen. Das Wichtigste sei, so Grbic, in der neuen Saison regelmäßig auf dem Platz zu stehen.

Im Gespräch mit LAOLA1 hat der Wiener zudem über die jüngsten Entwicklungen in der ADMIRAL Bundesliga und die abgelaufene Europameisterschaft gesprochen.

LAOLA1: Bevor wir übers Sportliche reden, eine Frage zur Sommerpause. Wie hast du die spielfreie Zeit verbracht? Warst du im Urlaub?

Grbic: Nachdem die Saison zu Ende gegangen war, bin ich mit meiner Freundin nach Wien und habe die Familie und Freunde besucht. Danach sind wir zurück nach Frankreich, wo wir die Sachen, die wir mit nach Luzern genommen hatten, abgelegt haben. Von Frankreich aus sind wir dann nach Mallorca geflogen.

LAOLA1: Du hast es schon angesprochen, die letzte Halbsaison hast du leihweise beim FC Luzern gespielt. Wie blickst du auf die Zeit in der Schweiz zurück?

Grbic: Für mich persönlich war es eine wirklich super Zeit. Das Wichtigste für mich war, Spielminuten zu sammeln, weil ich in Lorient nicht zum Zug kam. Genau das ist dann auch eingetroffen. Ich habe 14 Spiele gemacht und hatte sechs Scorerpunkte - vier Tore, zwei Assists. Im Allgemeinen hat es mir dort extrem gut gefallen, von den Leuten her, von der Stadt her und auch im Verein. Die Spieler und die Betreuer waren alle wirklich super freundlich zu mir und haben mich super aufgenommen. Über die Zeit in Luzern bin ich sehr glücklich.

"Für mich war klar, dass ich etwas ändern muss, weil ich spielen und meine Leistungen zeigen wollte"

Adrian Grbic über den Winter-Wechsel in die Schweiz

LAOLA1: Wie ist der Wechsel nach Luzern zustande gekommen?

Grbic: Es hat schon letzten Sommer Gespräche zwischen meinem Berater und Luzern gegeben. Ich wollte jedoch versuchen, wieder in der Ligue 1 Fuß zu fassen, weil ich gerade von meiner Valenciennes-Leihe zurückgekommen war. Dort habe ich in 14 Spielen neun Tore gemacht. Bei Lorient habe ich es dann ein halbes Jahr versucht, bin aber wieder nicht zum Zug gekommen. Mit Luzern gab es danach schon Mitte bzw. Ende Dezember Gespräche. Für mich war klar, dass ich etwas ändern muss, weil ich spielen und meine Leistungen zeigen wollte. Ich bin dann aber eigentlich erst Anfang Februar nach Luzern gewechselt.

LAOLA1: Luzern hat die Kaufoption nicht gezogen. Wärst du gerne in der Schweiz geblieben?

Grbic: Die Kaufoption wurde aus einem Grund nicht gezogen: Die Ablösesumme, die im Vertrag stand, war zu hoch für Luzern. Sie hätten mich gerne fest verpflichtet, von der Ablösesumme her war das aber sehr schwierig. Wie gesagt, ich habe ein sehr gutes Verhältnis mit allen dort, mit dem Trainer, mit dem Sportdirektor. Die Zeit in Luzern hat mir sehr gut gefallen.

Adrian Grbic wechselte im Sommer 2020 für kolportierte zehn Millionen Euro zum FC Lorient. Seitdem wurde er dreimal verliehen
Foto: © GEPA

LAOLA1: Jetzt bist du bei Lorient wieder ins Training eingestiegen.

Grbic: Genau, am 1. Juli haben die ganzen Tests begonnen. Bis jetzt kann ich nicht viel sagen, außer, dass wir sehr viele Leute beim Training sind – knapp oder vielleicht sogar über 30 Spieler. Schauen wir einmal, wie es weitergeht. Das Transferfenster hat noch offen.

LAOLA1: Mit Olivier Pantaloni hat der FC Lorient einen neuen Trainer bekommen. Hast du schon mit ihm bzw. den Vereinsverantwortlichen gesprochen?

Grbic: Ja, wir haben schon gesprochen. Also mal sehen, was die nächsten Tage oder Wochen passiert. Dadurch, dass wir abgestiegen sind, sind wir mit dem Trainer und Sportdirektor (Laurent Koscielny, ebenfalls neu; Anm.) noch in der Kennenlernphase. In den nächsten Tagen wird es sicher weitere Gespräche geben. Aber wie gesagt, es ist alles recht neu. Im Gegensatz zum letzten Jahr hat sich viel verändert.

LAOLA1: Du hast also noch keinen konkreten Plan, wo es dich hinzieht?

Grbic: Konkret nicht. Ich weiß, ich habe hier (in Lorient; Anm.) noch ein Jahr Vertrag. Mehr kann ich aktuell nicht sagen, weil ich nicht weiß, wie der Verein plant. Man muss schauen, was sie wirklich wollen. Ich glaube, jeder kennt meine Qualitäten in der zweiten französischen Liga. Ich habe in 40 Spielen 26 Tore gemacht. Dadurch, dass wir jetzt in der zweiten Liga sind, kann man vielleicht einmal über einen Verbleib diskutieren. Nach den Gesprächen in den nächsten Tagen weiß ich mehr.

"Seitdem ich bei Lorient unterschrieben habe, ist es eine komplizierte Geschichte. Es sind viele Sachen passiert, die so nicht hätten passieren sollen. Nicht von meiner Seite, sondern von anderen Leuten. Aber das liegt in der Vergangenheit"

Adrian Grbic über seine Situation bei Lorient

LAOLA1: Hast du dir eine Deadline gesetzt, wann du wissen willst, wie deine Zukunft aussieht?

Grbic: Natürlich so früh wie möglich. Das ist bei jedem Fußballer so, dass man so schnell wie möglich wissen will, wie es bei einem weitergeht. So ist es auch bei mir. Ich würde gerne so früh wie möglich erfahren, ob ich jetzt hier bleiben soll, kann, muss oder nicht.

LAOLA1: Hast du schon eine Erklärung gefunden, warum du bei Lorient in den letzten Jahren eigentlich nie wirklich zum Zug gekommen bist?

Grbic: Im Hintergrund sind viele Sachen passiert, die nicht jeder weiß, und die ich jetzt auch nicht preisgeben will. Seitdem ich bei Lorient unterschrieben habe, ist es eine komplizierte Geschichte. Es sind viele Sachen passiert, die so nicht hätten passieren sollen. Nicht von meiner Seite, sondern von anderen Leuten. Aber das liegt in der Vergangenheit. Ich schaue jetzt nach vorne und versuche aus dem, was noch kommt, das Beste zu machen. Die Vergangenheit kann man nicht ändern.

Adrian Grbic hatte in der Jugend des SK Rapid gekickt, ehe er zum VfB Stuttgart wechselte
Foto: © GEPA

LAOLA1: Hast du in den letzten ein, zwei Jahren einmal überlegt, nach Österreich zurückzukehren? Im Sommer 2022 wurdest du mit dem LASK in Verbindung gebracht, da hast du aber klargestellt, dass an dem Gerücht nichts dran ist.

Grbic: Sicher wäre es wieder schön, in der Heimat Fußball zu spielen. Ich bevorzuge es im Moment aber eher, im Ausland zu bleiben, da ich auch schon recht früh ins Ausland gegangen bin. Mal sehen, wie lange das noch klappt. Geplant wäre, gegen Ende der Karriere vielleicht wieder zurück nach Österreich zu gehen. Im Fußball kann man sich das aber nicht so leicht aussuchen. Ich schaue jetzt einmal, wohin es mich in den nächsten ein, zwei, drei Jahren zieht. Besser gesagt: Ich schaue von Saison zu Saison. Was später passiert, kann ich jetzt noch nicht sagen. Eine Österreich-Rückkehr würde mich schon reizen, geplant wäre das aber gegen Ende der Karriere.

LAOLA1: Verfolgst du die österreichische Bundesliga? Schaust du dir Spiele, beispielsweise von deinem Ex-Klub Rapid, an?

Grbic: Ich versuche, die Highlights zu schauen, weil wir am Wochenende meistens selbst ein Spiel haben. Vor allem die von Rapid schaue ich mir immer an, weil ich bei Rapid groß geworden bin und es mich immer interessiert, wie sie spielen. Mich interessiert im Allgemeinen der Fußball, egal, ob es die österreichische oder die schweizer Liga ist. Mittlerweile habe ich schon in fast allen Ligen Freunde, die ich auch verfolge. Ich bin generell ein Fußball-Fanatiker. Ich schaue mir auch "kleinere Spiele" an, das interessiert mich. Ich schaue Fußball extrem gerne. Das taugt mir einfach.

LAOLA1: Wie findest du es, dass der SK Sturm Graz in der vergangenen Saison das Double geholt hat und nicht der FC Red Bull Salzburg?

Grbic: Für Sturm freut es mich extrem. Es ist eine überragende Leistung, das Double zu holen. Vor allem in einer Ära von Salzburg, in der sie im österreichischen Fußball jahrelang dominiert und auch international sehr gut gespielt haben. Das zeigt, dass Sturm eine sehr gute Arbeit leistet. Ich denke, wenn sie den Weg, den sie eingeschlagen haben, weiter gehen, können sie nicht nur im österreichischen, sondern auch im europäischen Fußball zu einer starken Mannschaft werden. Man sieht, dass die Jungs einen klaren Plan haben und diesen verfolgen. Das Ziel ist, glaube ich, dass die Mannschaft als eins agiert und das sieht man bei Sturm am Platz. Das gefällt mir extrem.

"Bei den Österreich-Spielen hatte ich Gänsehaut vor dem Fernseher. Es ist einfach geil, zu sehen, wie der Sport eine ganze Nation mitreißen kann"

Adrian Grbic über das ÖFB-Team bei der EURO

LAOLA1: Reden wir noch über die Europameisterschaft. Wie hast du die Österreich-Spiele verfolgt? Warst du im Stadion?

Grbic: Im Stadion war ich leider nicht, ich wäre gerne dort gewesen. Ich habe es aber leider nicht geschafft, weil ich im Urlaub auch krank geworden bin. Vor dem Fernseher war es aber auch unglaublich zu sehen, was die Österreicher leisten. Da habe ich extreme Gänsehaut bekommen. Vor allem nach den Spielen, als die Fans gefeiert und "I am from Austria" gesungen haben. Das war schon vor dem Fernseher ein unglaubliches Erlebnis und die Spieler am Platz werden so etwas nie vergessen. So etwas kommt, wenn man eine Mannschaft ist und einen klaren Plan hat. Den haben sie jetzt mit Ralf Rangnick. Man merkt, wie befreit sie aufspielen und dass jeder an einem Strang zieht. Österreich war eines der besten Teams bei der EM. Große Mannschaften wie etwa England oder Frankreich haben ja geschwächelt und nicht ihren besten Fußball gespielt. Das Ausscheiden von Österreich gegen die Türkei durch die beiden Standard-Gegentore war so bitter. Aber wie gesagt, bei den Österreich-Spielen hatte ich Gänsehaut vor dem Fernseher. Es ist einfach geil, zu sehen, wie der Sport eine ganze Nation mitreißen kann. Die Jungs haben sich das verdient, sie haben super Leistungen gezeigt.

LAOLA1: Du warst die vergangenen Jahre nicht mehr im ÖFB-Team. Hast du rund um die letzten Lehrgänge dennoch mit Ralf Rangnick gesprochen?

Grbic: Um ehrlich zu sein, nein, eigentlich nicht. Das letzte Mal gab es Gespräche unter Franco Foda. Danach gab es keine Gespräche mehr mit dem Nationalteam. Ich habe "Vornominierungs-E-Mails" bekommen. Also die Info, dass ich einberufen werden könnte, als der endgültige Kader noch nicht feststand. Im Endeffekt hat es aber nicht gereicht. Telefoniert oder sonst mit dem Teamchef gesprochen habe ich aber nicht.

Adrian Grbic debütierte im September 2020 unter Franco Foda im ÖFB-Nationalteam
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LAOLA1: Wäre es wieder ein Ziel von dir, im Nationalteam zu spielen?

Grbic: Ja, natürlich. Aber um ins Nationalteam zu kommen, muss man erst einmal im Verein die Leistungen bringen und auf sich aufmerksam machen. Das ist jetzt mein Hauptziel. Dass ich, egal wo – hier (in Lorient; Anm.) oder woanders -, spiele, meine Leistungen zeige und Tore schieße. Dann wird das Nationalteam von selbst auf mich aufmerksam. Meine Priorität liegt jetzt beim Verein. Dass ich dort, wo ich in Clermont mit den Toren aufgehört habe (17 Treffer in 29 Pflichtspielen; Anm.), weitermache und wieder regelmäßig spiele. Ein halbes Jahr nicht spielen und dann ein halbes Jahr ausgeliehen werden, das nervt mich. Das ist nicht das Wahre, das ich möchte. Ich möchte wieder eine ganze Saison bei einem Verein spielen, eine ganze Saison mit einer Mannschaft am Platz stehen und das ganze Jahr für eine Mannschaft da sein und nicht nur über vier oder fünf Monate.

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