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Timothy Weah: "Das heilige Erbe"

Vergleiche mit Vater George Weah? PSG-Juwel verzaubert mit eigenem Weg. Portrait:

Timothy Weah: Foto: © getty

Kaum jemand kannbehaupten, dass ihr Vater einmal sowohl Weltfußballer als auch Staatspräsident war.

PSG-Rohdiamant Timothy Weah und seine Geschwister schon. Sein Nachname hat dem 18-Jährigen in seiner noch jungen Karriere sicherlich keine Nachteile beschert – im Gegenteil.

Vater George Weah sollte jedem Fußball-Fan ein Begriff sein. Der mittlerweile 51-Jährige trumpfte in den 90er Jahren bei Paris Saint Germain und dem AC Milan groß auf, wurde 1995 zum besten Fußballer der Welt gekürt und ist mittlerweile seit Jänner 2018 Staatsoberhaupt seines Heimatlandes Liberia, für das er 60 Länderspiele bestritt und 22 Tore erzielte.

Das Stürmer-Gen wurde seinem Sprößling in die Wiege gelegt, doch dieser pocht darauf, seinen eigenen Weg zu gehen und versucht Vergleichen auszuweichen.

Von New York aus zur Tuchel-Hoffnung bei PSG

Denn Timothy Weah ist auf dem besten Weg so richtig einzuschlagen. Der 1,85 Meter große Rechtsfuß wurde im Jahr 2000 in New York City geboren und wuchs in den USA auf.

In der New York Red Bulls Academy reifte der Rohdiamant heran, ehe er im Alter von 14 Jahren bereits in die U17 von PSG wechselte.

"Ich wollte nicht in Amerika bleiben, denn das Niveau in Europa ist viel höher. PSG habe ich ausgewählt, weil es der größte Verein in Frankreich ist. Das war eine Möglichkeit, die ich als junger Spieler nicht verstreichen lassen konnte“, erklärte er 2016 gegenüber „Les Titis Du PSG“.

Beim Ex-Klub seines Vaters konnte er sich im Eiltempo empor arbeiten, im Frühjahr 2018 bekam er seine ersten drei Schnupper-Einsätze bei den Profis.


Das kuriose 1. Ligue-1-Tor von Thimothy Weah:


Seit Juli zählt er zum von Thomas Tuchel neu übernommenen A-Team und nützte die verspätete Rückkehr der WM-Teilnehmer Neymar, Edinson Cavani und Kylian Mbappe eiskalt zu seinen Gunsten aus. Sein erster Arbeitsnachweis kann sich sehen lassen.

Drei Bewerbe, fünf Einsätze, drei Tore: Eines davon beim International Champions Cup gegen den FC Bayern, eines im französischen Supercup gegen Monaco und auch zum Ligue-1-Auftakt gegen Caen.

„Er hat ein heiliges Erbe zu tragen“

Mit dem deutschen Coach hat er einen Fürsprecher gefunden, der in der Vergangenheit oftmals bewiesen hat, dass er jungen, talentierten Spielern eine Plattform gibt.

Weah erinnert sich an Tuchels Worte: „Wenn du gut spielst, Druck machst, bis zum Ende gehst, dich kümmerst, arbeitest, wirst du da sein und vielleicht mit uns spielen. Du wirst auch wieder auf der Bank sitzen, aber zurückkommen und deine Einsätze machen. Er sagte, ich sollte es so nehmen und jeden Tag versuchen, das Beste für das Team und ihn zu tun.“

Die Konkurrenz ist bombastisch und trotzdem schwärmen Fußball-Experten bereits vom Talent des Teenagers. Talent, weshalb er weiterhin stets auf die großen Fußstapfen seines Vaters angesprochen wird.

Selbst Tuchel betonte: „Er hat ein heiliges Erbe zu tragen.“ Dabei unterscheidet er sich von der Spielweise her deutlich von seinem Vorfahren.

Vergleiche mit Vater George: „Ich sehe den Namen auf meinem Rücken nicht“

Schlaksig, dünn, flink auf den Beinen – George Weah bleibt hingegen als bulliger Strafraumstürmer in Erinnerung, der vor dem Tor eiskalt zuschlug und gegen den gegnerische Abwehrreihen nie gerne verteidigten.

Bei „FourFourTwo“ wird der 18-Jährige folgendermaßen zitiert: „Ich sehe den Namen auf meinem Rücken nicht. Es sind die Fans, die es so sehen, somit ist für mich selbst kein großer Druck da“, beschreibt Timothy die hohe Erwartungshaltung.

Denn sein Vater hat nicht nur generell die Fußballwelt verzaubert, sondern auch den jetzigen Verein seines Sprößlings. Für PSG erzielte dieser in 96 Spielen 32 Treffer.

„Ich versuche und spiele mein eigenes Spiel. Jedes einzige Mal, wenn ich raus auf den Platz gehe, ist der Plan, das alles hinter mir zu lassen und meinen Namen auf dem Spielfeld zu lassen.“

Papas Heldentaten kennt Timothy nur von YouTube

Denn Timothy selbst hat von den Glanzzeiten von Papa George nichts mehr mitbekommen, geschweige denn ihn aktiv spielen gesehen. Als er seine schon davor in den Vereinigten Arabischen Emiraten dem Ende nähernde Karriere 2003 endgültig beendet, war der Sohnemann gerade einmal drei Jahre alt.

Die zahlreichen Tore seines Vaters und dessen Werk auf dem Platz kennt er von YouTube-Videos. Wie er zugibt, kann er sich aber auch das eine oder andere noch abschauen.

„Ich schaue seine Videos noch immer und versuche, etwas für mich mitzunehmen, aber was man am Platz sieht, das bin alles ich und ich habe über die Jahre an all dem gearbeitet.“

Auch Druck gab es aus dem Elternhaus keinen, laut eigenen Aussagen ließ man Timothy seinen eigenen Spielstil entwickeln. George Weah 2.0 war nicht geplant und trotzdem ist die Familie stolz auf das bisher Erreichte.

Erster 2000er Jahrgang im US-Nationalteam

Dabei scheint der Junior noch so viel vor sich zu haben. Bis vor kurzem spielte er noch in der Youth League mit der PSG-U19 (2 Saisonen, 11 Spiele, 4 Tore, 1 Assist), wo er im Februar 2017 auch auf RB Salzburg traf (0:5).

Nach dem ersten unterschriebenen Profivertrag hat er jedoch seine ersten Gehversuche bei PSG bravourös gemeistert, schon im März debütierte er als frischgebackener 18-Jähriger, als erster 2000er Jahrgang überhaupt, im US-Nationalteam („So jung schon mein Debüt im US-Team zu geben, war großartig“) und hat seitdem drei Einsätze inklusive Premierentor gegen Bolivien auf dem Buckel.

Weah hätte sich auch für Frankreich, Jamaika oder Liberia entscheiden können, sah seine Nationalteamkarriere jedoch in jenem Land, wo er geboren und aufgewachsen ist.

Schnell wurde er zu den aufstrebenden Starlets der Szene gezählt, als eines der Top-Talente, welche die Zukunft des internationalen Fußballs beeinflussen können.

Ein Plan, aber keine Eile

Doch der Angreifer selbst scheint auf dem Boden geblieben zu sein. Seine ersten Schritte bei PSG geht er realistisch und mit viel Demut an.

„Ich überstürze gar nichts. Ich will mein Spiel aufbauen und weiter arbeiten. Wenn ich die ganze Saison auf der Bank bleibe und Spielern wie Neymar und Mbappe zuschauen muss, habe ich kein Problem damit, weil es alles ein Teil des Lernens ist. Ich bin noch jung und habe noch meine ganze Karriere vor mir.“

Trotzdem steckt sich jeder junger Spieler Ziele, auch Timothy Weah hat einen Plan, der im besten Falle aufgehen könnte.

„Wenn ich für Top-Spieler wie Cavani, Neymar oder Mbappe von der Bank kommen kann, dann zum Nationalteam zurückgehe und dort zum Starter werde, wäre das alles nur ein Teil meines Plans. Alles was ich dafür tun kann, ist, jeden Tag alles zu geben, was ich habe.“

Wird das Juwel den Vorschusslorbeeren gerecht?

Möglicherweise hat er in dieser Hinsicht doch mehr von seinem Vater als ihm lieb ist.

Dieser schaffte es dank seines Ehrgeizes von Liberia bis ins San Siro und in die größten Stadien der Welt.

Es wäre wenig verwunderlich, wenn auch sein Sohn in Zukunft noch viele positive Schlagzeilen liefern und dieser zusammen mit seinem großen Idol Neymar in naher Zukunft ein brandgefährliches Angriffsduo bilden würde.

Ob es jedoch irgendwann zum Weltfußballer und/oder Staatspräsidenten reichen wird, darf vorerst einmal bezweifelt werden.

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