Für den Knalleffekt des letzten Transfertags sorgte Thomas Murg!
Sein Abschied vom SK Rapid sorgte für Zündstoff. Sein Wechsel ausgerechnet zu PAOK Saloniki, an das die Grün-Weißen bereits Kapitän Stefan Schwab verloren, kam für viele Seiten überraschend und unerwartet.
Sportdirektor Zoran Barisic stellte den Last-Minute-Deal so dar, dass der 25-jährige Steirer den Verein unbedingt noch verlassen wollte. Zeit also, dass sich Murg selbst erklärt und seine Beweggründe für den Abschied schildert.
Im exklusiven LAOLA1-Interview spricht Murg erstmals, wie es wirklich zu seinem ersten Auslandstransfer gekommen ist, über harte Verhandlungen mit Rapid, welchen Einfluss sein guter Freund Stefan Schwab darauf hatte und was wirklich am millionenschweren Interesse aus Saudi-Arabien dran war.
LAOLA1: Dein Transfer zu PAOK Saloniki war fast ein Last-Minute-Deal! Wie lange weißt du schon vom Interesse und warum hast du dich für den Wechsel entschieden?
Thomas Murg: Ich habe letzte Woche davon erfahren, war natürlich schon bevor das Interesse von PAOK da war mit Schwabi in Kontakt, weil er ein guter Freund ist. Er hat mir immer wieder seine Eindrücke geschildert. Wie es ernst wurde, habe ich ihn natürlich noch einmal angerufen und er hat mir eigentlich nur Positives berichtet – über die Stadt, die Spieler, die Mannschaft, den Verein, die Fans. Für mich war es dann ziemlich schnell klar, dass ich das machen will. Das habe ich Rapid dann auch so mitgeteilt. Ich denke, es waren harte, aber trotzdem immer faire Verhandlungen zwischen den zwei Vereinen. Aber es ist dann zur Einigung gekommen, ich bin gestern nach Saloniki geflogen, habe den Medizincheck gemacht und jetzt bin ich einfach überglücklich, auch wenn ich müde bin, dass es geklappt hat und ich hier bin.
LAOLA1: Von Rapid wurde es so dargestellt, dass du unbedingt weg wolltest. Weil das Angebot in diesem Fall gepasst hat oder weil es einfach Zeit für den nächsten Schritt war?
Murg: Naja, unbedingt weg – ich denke, ich war immer fair, habe immer offen mit Rapid kommuniziert, was meine Ziele sind. Ich habe gesagt, wenn ein Angebot kommt – das es in den letzten Jahren öfters gegeben hat, aber aus irgendwelchen Gründen nicht funktioniert hat, sei es an mir oder an Rapid gelegen -, will ich offen darüber sprechen. Das war jetzt so. Ich bin an Rapid herangetreten, habe meinen Wechselwunsch geäußert und habe darum gebeten, dass ich das machen darf. Natürlich gehören dann im Endeffekt drei Seiten dazu – der Spieler und die zwei Vereine. Wenn ich sage, ich will wechseln, dann ist es automatisch ein „unbedingt“. Aber ich bin sehr froh, dass sich die Vereine geeinigt haben.
LAOLA1: Sportlich ist es durchaus eine interessante Herausforderung. Was war dann aber wirklich dran am millionenschweren Interesse aus Saudi-Arabien?
Murg: Es war was dran, es hat ein offizielles Angebot gegeben. Das hat Rapid abgelehnt. Natürlich habe ich mir auch darüber Gedanken gemacht. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es eine irrsinnig schwere Entscheidung war. Aber ich habe dann von PAOK erfahren. Und wenn ich mich zwischen PAOK und Saudi-Arabien entscheiden hätte müssen, hätte ich ganz sicher PAOK gewählt.
"Ich denke, ich war immer fair, habe immer offen mit Rapid kommuniziert, was meine Ziele sind. Ich habe gesagt, wenn ein Angebot kommt – das es in den letzten Jahren öfters gegeben hat, aber aus irgendwelchen Gründen nicht funktioniert hat, sei es an mir oder an Rapid gelegen -, will ich offen darüber sprechen. Das war jetzt so. Ich bin an Rapid herangetreten, habe meinen Wechselwunsch geäußert und habe darum gebeten, dass ich das machen darf."
LAOLA1: Dieser Zwiespalt durch das Angebot aus Saudi-Arabien hat viele Diskussionen ausgelöst, ob man sich in deinem Alter (25 Jahre) für das Geld oder sportliche Ziele entscheiden soll. Was ist dabei in deinem Kopf vorgegangen?
Murg: Natürlich braucht man nicht drumherum reden, dass das Geld auch etwas ganz Entscheidendes gewesen wäre bei so einem Wechsel. Sportlich ist das dort natürlich eine andere Welt. Es ist auch nicht so, dass das in einem Tag entschieden worden wäre, sondern da muss man sich richtig Gedanken darüber machen. Das habe ich dann schon teilweise gemacht. Es ist trotzdem so: Ich glaube, dass die Liga dort nicht so schlecht ist, wie es jeder glaubt. Aber natürlich wäre man in Europa ziemlich weg vom Radar. Aber darüber brauche ich mir jetzt keine Gedanken mehr machen. Ich bin jetzt bei PAOK und sehr stolz darauf.
LAOLA1: Noch dazu war es sicher auch für deine ganze Familie eine richtungsweisende Entscheidung, nachdem du erst kürzlich wieder Papa geworden bist.
Murg: Auf jeden Fall! Hätte ich diese zwei Möglichkeiten gehabt, hätte ich mich immer für PAOK entschieden. Da spielen viele andere Gründe auch mit, aber natürlich auch die Familie.
LAOLA1: Was hat dir Stefan Schwab denn besonders schmackhaft gemacht, aufgrund seiner Erfahrungen in den ersten Wochen in Saloniki?
Murg: In erster Linie hat er mir gar nichts schmackhaft gemacht. Wir sind sehr, sehr gute Freunde und ich war mit ihm ständig in Kontakt – eigentlich täglich oder jeden zweiten Tag. Da war der Kontakt mit PAOK oder mit Rapid noch gar nicht hergestellt, da habe ich davon noch gar nichts gewusst. Ich habe ihn gefragt, wie es ihm gefällt und wie es dort ist und er hat immer nur Positives berichtet. Als ich davon erfahren habe, habe ich natürlich noch genauer mit ihm über Details gesprochen, aber es war dann ziemlich schnell klar, dass ich diesen Schritt machen will.
LAOLA1: Es erleichtert mit Sicherheit den Einstieg, bereits einen Freund vor Ort zu haben. Siehst du das als zusätzlichen Vorteil?
Murg: Natürlich, obwohl ich jetzt schon lange im Geschäft dabei bin, gehe ich zum ersten Mal ins Ausland. Da hilft es schon, wenn man einen guten Freund hier hat, der einem helfen kann bei der Haussuche oder anderen Dingen, wo es jetzt einiges zu erledigen gibt. Der Verein hilft mir auch, ich musste schon gestern beim Medizincheck und auch heute Vieles erledigen, wo ständig jemand vom Verein dabei ist. Sie haben mich sehr gut empfangen und ich fühle mich jetzt schon sehr wohl. Aber Schwabi kann mir da natürlich helfen. Er weiß, wie ich, die einzelnen Spieler und die Mannschaft ticken und ich weiß, wie er tickt. Der Einstieg wird dadurch leichter für mich.
LAOLA1: Wie wird prinzipiell bei PAOK mit dir geplant oder was wurde dir in Aussicht gestellt? Kapitän Pelkas hat den Verein verlassen und du wurdest als Nachfolger gehandelt.
Murg: Das stimmt! Pelkas hat hier sehr viel geleistet, ein hohes Standing gehabt und den Verein erst gestern verlassen. Ob ich jetzt sein Ersatz bin oder nicht, ist mir eigentlich egal. Ich denke, sie planen das gleiche mit mir wie bei Rapid. Ich will hier meine Leistung bringen, bin ein Offensivspieler, der da ist, um Tore und Assists zu liefern. Daran werde ich auch irgendwann gemessen. Es hilft mir nichts, wenn ich jedes Mal gut spiele, aber die Zahlen nicht stimmen. Von dem her zeige ich, dass ich die Leistung wie bei Rapid bringe und der Mannschaft mit Toren und Vorlagen helfe. Dafür werde ich alles geben.
LAOLA1: Du hast vor kurzem ein Interview gegeben, in dem du nach dem Abgang von Schwab mehr Verantwortung bei Rapid übernehmen wolltest. War das nicht mehr Anreiz genug für ein weiteres Jahr in Grün-Weiß?
Murg: Das habe ich jetzt auch schon hin und wieder gelesen. Das eine hat mit dem anderen gar nichts zu tun. Natürlich war es für mich eine Option, noch bei Rapid zu bleiben. Ich habe in jedem Interview, wo es um einen Wechsel gegangen ist, gesagt: Wenn etwas kommt, wozu ich mich mit der Familie entscheide, das machen zu wollen, dann werde ich das Rapid auch so mitteilen. Vor einem Monat hat es das Angebot noch nicht gegeben. Da habe ich ein Interview gegeben, dass ich mehr Verantwortung übernehmen will, eben auch weil Schwabi weg war. Ich denke, das habe ich in den Spielen für Rapid auch gemacht. Dass sich dann eine neue Situation ergibt, hat mit dem Interview von vor einem Monat null zu tun.
LAOLA1: Abgesehen davon gab es doch wieder einen kleinen Umbruch bei Rapid mit den Abgängen von Schwab, Knoflach und Auer, die lange beim Verein waren. Hat dich das irgendwie beeinflusst oder etwas in dir verändert?
Murg: Nein, eigentlich nicht, weil man gesehen hat, dass die Mannschaft trotzdem performen kann, wir sehr gut in die Liga gestartet sind, gute Leistungen gebracht, Spiele gewonnen und uns für die Europa League qualifiziert haben. Natürlich haben wir gewusst, dass uns Schwabi fehlen wird – nicht nur auf sondern auch außerhalb des Platzes, das war klar. Aber wir haben das in den ersten Wochen gut abgefangen. Meine Entscheidung hat das eigentlich gar nicht beeinflusst.
LAOLA1: Wie laufen nun die ersten Stunden und Tage für dich ab in Saloniki? Wohnst du im Hotel? Holst du dann erst die Familie und alles andere nach?
Murg: Ich bin erst am Montag am späten Nachmittag hergeflogen und war bis Mitternacht unterwegs mit Medizincheck und allen Terminen. Heute bin ich früh aufgestanden und habe schon alles mit dem Verein erledigt, was ich brauche. Weiter muss ich erst schauen, das war jetzt alles sehr spontan. Ich habe auch in Österreich noch einiges zu erledigen, da werde ich mit dem Verein besprechen, ob ich noch ein, zwei Tage heimfliegen kann. Dann geht es aber mal darum, sich auf das Sportliche zu konzentrieren, sich einzuleben und ein Haus zu suchen – ich hoffe, dass mir Schwabi dabei hilft. Sobald das alles erledigt ist und ich hier richtig angekommen bin, wird meine Familie nachkommen.
LAOLA1: Deine neue mediterrane Wahlheimat ist ja nicht die schlechteste. Die Chancen stehen wohl gut, dass du dich schnell wohlfühlen kannst.
Murg: Ja, es ist richtig cool! Das weiß ich auch von Schwabi, weil er mir immer wieder Videos und Fotos geschickt hat. Ich bin jetzt erst wenige Stunden da, habe schon ein bisschen etwas von der Stadt gesehen – ich denke, dass es eine richtig coole Sache ist.