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Fans im Zwiespalt: So polarisiert der Arnautovic-Transfer

Nach dem Transfer des ÖFB-Stars gehen unter den Tifosi die Meinungen auseinander. Was von "Arni" in Mailand zu erwarten ist.

Fans im Zwiespalt: So polarisiert der Arnautovic-Transfer Foto: © Inter Mailand

Nun ist es also fix: ÖFB-Star Marko Arnautovic ist (wieder) ein Spieler von Inter Mailand. Der 34-Jährige erfüllt sich somit spät in seiner Karriere den Traum, noch einmal bei einem Top-Klub zu spielen.

Vor mehr als 13 Jahren kickte “Arni” schon einmal für Inter, damals allerdings weniger erfolgreich. Insgesamt kam er nur auf drei Einsätze. Nun schließt sich für ihn der Kreis.

So erfreulich diese zweite Chance für ihn, das ÖFB-Team und Fußball-Österreich ist: Die Meinung unter den Inter-Fans, auch jenen aus Österreich, ist nicht so eindeutig.

“Das klingt für Außenstehende vielleicht eigenartig, aber es sind wirklich viele Skeptische dabei”, wie Lukas Amman, seines Zeichens Obmann des rot-weiß-roten Fanklubs “Inter Klub Austria”, gegenüber LAOLA1 erklärt.

Der Fanklub ist zentrale Anlaufstelle für heimische Inter-Tifosi und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Mittlerweile zählt man mehr als 300 Mitglieder, Tendenz steigend.

 

"Einen 34-Jährigen zu holen, der zuletzt verletzungsanfällig war, halten viele Fans für eine Verzweiflungstat."

Fanklub-Obmann Lukas Amman

Zwischen Diskussionen, Skepsis und Vorfreude

Was den Wechsel von “Arni” zu ihrem Herzensklub betrifft, haben sie sich in zwei Lager gespalten.

“Bei uns in der WhatsApp-Gruppe wird viel diskutiert und die Meinungen sind wirklich 50/50”, schildert Amman.

Bei den heimischen Inter-Tifosi schlagen dem Transfer viele Vorbehalte entgegen. Denn vorrangig ging es beim Champions-League-Finalisten darum, Ersatz für die abgewanderten Romelu Lukaku (zurück zu Chelsea) und Edin Dzeko (Fenerbache) zu finden.

Zunächst holten die “Nerazzurri” mit Marcus Thuram (Mönchengladbach) einen französischen Nationalspieler, womit die Fans durchaus einverstanden waren.

Beim Transfer von Österreichs Top-Stürmer sieht die Stimmungslage anders aus. “Einen 34-Jährigen zu holen, der zuletzt verletzungsanfällig war, halten viele Fans für eine Verzweiflungstat, weil man keinen anderen Ersatz für Lukaku gefunden hat”, verdeutlicht Amman.

Die Hoffnung auf ein "Aufblühen"

Doch da gibt es natürlich auch die anderen 50 Prozent - sozusagen das “Pro-Arnautovic-Lager”. Dort sei man der Meinung, er passe perfekt in die Serie A und werde “bei Inter nochmals aufblühen”, wie der Fanklub-Obmann erklärt.

Natürlich haben beide Seiten gute Gründe für ihre jeweilige Haltung. Jene, die die Verpflichtung kritisch sehen, haben Arnautovics turbulente Vergangenheit im Kopf. “Sie sind wegen seiner Eskapaden und weil er so viel von seiner Karriere ‘verschwendet’ hat nicht wirklich überzeugt von dem Transfer”, schildert Amman.

Zweite Chance: Schon vor 13 Jahren kickte Arnautovic bei Inter.
Foto: © getty

Jene, die den Transfer gutheißen, sehen in “Arni” einen Akteur, der “Spiele entscheiden kann”, führt Amman aus. Seine persönliche Meinung: “Er ist positiv verrückt. Er hat bei Bologna und im Nationalteam gezeigt, dass er immer für einen Geniestreich gut ist.”

Dass es nun doch zu einer Leihe und nicht dem kolportierten 10-Millionen-Euro-Kauf gekommen ist, hält Ammann für vernünftig: “Für jemanden, der auf das Ende seiner Karriere zugeht, ist es relativ viel”, führt er aus. 

Laut Angaben des Champions-League-Finalisten besteht bei Eintreffen bestimmter sportlicher Faktoren eine Kaufpflicht für den Nationalspieler. Bislang wurde über eine 10 Millionen Euro hohe Ablösesumme spekuliert.

Zudem habe man sich beim Gehalt vernünftig geeinigt. Arnautovic soll dem Vernehmen nach zwischen 2,5 und 3 Millionen Euro pro Jahr verdienen. “Im Vergleich zu Lukaku ist er hier wesentlich günstiger”, zeigt Amman auf. Der abgewanderte Belgier verdiente kolportierte 8,5 Millionen Euro.

Stammspieler “Arni”? “Aktuell nicht vorstellbar”

Arnautovics Rolle im Inter-Kader wird voraussichtlich eher nicht jene des unumschränkten Stammspielers sein - Irrtum erwünscht!

Im Gegensatz zu Bologna, wo der ÖFB-Star meist als alleiniger Mittelstürmer agierte, lässt Inter-Coach Simone Inzaghi üblicherweise mit zwei Angreifern in einem 3-5-2-System spielen.

"Man kann nicht sagen, dass die Inter-Fans in Mailand hoch begeistert sind."

Amman über Stimmung der Inter-Fans zum Arnautovic-Transfer.

In diesem ist Kapitän Lautaro Martinez als eine der beiden Spitzen gesetzt. Neben ihm dürfte Neuzugang Thuram seinen Platz finden, dahinter stehen Arnautovic und Joaquin Correa als Backups parat.

Auch Amann ist der Meinung, dass “Arni” als Stammspieler “aktuell nicht vorstellbar” ist. Auch er sieht Thuram als Nebenmann von Martinez. Der Franzose jedoch habe “in der Vorbereitung noch nicht wirklich überzeugt”, gibt er zu Bedenken.

Weswegen einige seiner Inter-Kumpanen durchaus damit rechnen würden, “dass Arnautovic mehr Chancen bekommt.”

Auch über die Stimmung der Inter-Fans in Italien weiß Amman zu berichten. Diese unterscheidet sich allerdings nicht maßgeblich von jener in Österreich. “Die Stimmung ist auch in Italien ziemlich gespalten. Man kann nicht sagen, dass die Inter-Fans in Mailand hoch begeistert sind”, erklärt er.

“Es gibt eine Seite, die sagt: ‘Er kennt die Serie A, so einen braucht Inter.’ Die andere meint eher, was man mit einem vorhat, der bei Bologna war und schon 34 ist”, sagt er.

Das kann Arnautovic in Inters Spiel einbringen

Dass Arnautovic das fußballerische Talent mitbringt, um Inter tatsächlich weiterhelfen zu können, ist nicht erst seit gestern bekannt. In den letzten vier bis fünf Jahren entwickelte sich der Wiener vom Flügel- immer mehr zu Mittelstürmer. Diese Rolle wird er auch in Mailand einnehmen.

Arnautovics früherer Inter-Coach Fulvio Pea traut ihm den Schritt nach Mailand absolut zu.
Foto: © getty

“Er kann die körperliche Komponente einbringen, die ja auch Lukakus Stärke ist. Als Brecher vorne drin, mit seinem super Körper”, schätzt Amman ein. Nicht zu unterschätzen sei auch Arnautovics Fähigkeit, entscheidende Pässe zu spielen. “Er kann den Ball gut abdecken und dann die Flügelspieler einsetzen oder Martinez bedienen”, meint der Austro-Tifosi.

Klar ist auch, dass Arnautovic in Mailand ein gänzlich anderes Umfeld erwartet als im vergleichsweise beschaulichen Bologna. “Es ist, was die Stimmung und die Größe des Vereins betrifft, natürlich nicht mit Bologna zu vergleichen. Ich bin sicher, dass es für Arnautovic eine Ehre ist, nach 13 Jahren zu Inter zurückzukehren”, meint Amman.

Ob positiv oder negativ, Hauptsache überrascht

Dennoch wird es für den ÖFB-Star zunächst gelten, die Vorbehalte des kritischen Teils des Fan-Lagers aus dem Weg zu räumen.

“Ich würde das ganze gerne schönreden, aber es ist einfach sehr viel Skepsis dabei”, resümiert Fanklub-Oberhaupt Amman. “Man kann positiv oder negativ überrascht werden”, sieht er in dem Transfer eine Wundertüte.

Schon im Frühjahr, als Arnautovic bei Inters Stadtrivale Milan im Gespräch war, meinte “Arnis” früherer Coach bei Inters Primavera, Fulvio Pea, bei LAOLA1: “Ich denke, es wäre der richtige Zeitpunkt für ihn, zu einem großen Verein zu wechseln. Er ist als Spieler und Mensch stark gereift und hat sich enorm entwickelt.”

Für alle Beteiligten ist zu hoffen, dass Pea damit Recht behält. Schon am kommenden Samstag könnte Arnautovic im ersten Saisonspiel gegen Monza sein Debüt für die “Nerazzurri” geben (ab 20:45 im LIVE-Ticker>>>).

Amman wird vor Ort sein. Im besten Fall darf er einem gelungenen Inter-Einstand des ÖFB-Stars beiwohnen.


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