Antonio Cassano kann bisher auf eine aufregende Karriere zurückblicken.
Der als schwieriger und streitbarer Charakter geltende Italiener gibt nun in der „Corriere dello Sport“ Fehler zu. „Ich hätte auf Totti hören sollen. Ich habe zwei Angebote von Juventus abgelehnt und bei Real Madrid alles ruiniert“, berichtet der 34-Jährige.
Trotz seines fortgeschrittenen Alters und obwohl sein Vertrag bei Sampdoria erst kürzlich aufgelöst wurde, denkt der Ex-Internationale nicht an ein Karriereende.
"Fußball ist mein Leben"
„Ich würde gerne noch weiterspielen, denn nach meiner Frau und meinen Kindern ist Fußball mein Leben. Ich trainiere hart, habe erstmals seit langer Zeit mein Gewicht gehalten und denke, dass ich noch immer den Unterschied in der Serie A ausmachen kann“, meint Cassano.
Seine wilden Zeiten sollen laut eigener Aussage endgütlich der Vergangenheit angehören: „Ich bin ein anderer Mensch geworden, wesentlich ausgeglichener und relaxter.“
Das war nicht immer der Fall. Zwar galt Cassano als einer der begabtesten Fußballer Italiens, doch Wutanfälle, Streitereien, Essen und Frauen standen einer Welt-Karriere im Weg.
Totti-Bewunderer
„Ich hatte die Möglichkeit, von Bari zu Juve zu wechseln. Doch ich war schon immer ein großer Totti-Bewunderer. Er war der Beste von allen und ich sah einiges von mir in ihm. Als das Angebot der Giallorossi kam, sagte ich meinem Agenten, dass wir nach Rom gehen.“
„Ich bin nur deswegen hingegangen, um mit Totti gemeinsam zu spielen. Es ist unmöglich, nicht sein Freund zu sein. Er ist ein total bodenständiger und demütiger Mensch. Wir haben uns großartig verstanden und hatten am Platz so viel Spaß. Ich hatte nie wieder in meiner Karriere so viel Spaß beim Fußballspielen, wie an der Seite von Totti. Die ersten vier Monate in Rom habe ich auch bei seinen Eltern gewohnt, ich habe mich dadurch in der neuen Stadt richtig daheim gefühlt“, erinnert sich der 39-fache Teamspieler zurück.
Gleichzeitig erinnert sich der Angreifer aber auch daran, dass er öfter auf den Rat seines „Buddys“ hören hätte sollen.
„Wenn ich nur zehn Prozent von dem gemacht hätte, was mir Totti gesagt hat, hätte ich eine andere Karriere hingelegt. Wenn ich auf ihn gehört hätte, wäre ich wahrscheinlich 10 oder 15 Jahre in Rom geblieben.“
Real Madrid ein Fehler
Am meisten bereut der Rechtsfuß jedoch sein Engagement bei Real Madrid. „Diese eineinhalb Jahre waren ein großer Fehler, denn ich habe alles unternommen, um es dort zu ruinieren. Ich hatte große Freude, keine Regeln zu kennen. Irgendwann wollte ich dann heim nach Italien, da es meiner Mutter in Madrid nicht gefallen hat. Ich hätte erneut zu Juventus, die damals in der Serie B spielten, gehen können, doch ich habe das Angebot abermals abgelehnt und bin zu Sampdoria gewechselt. Juve ist wie eine schöne Frau, die mich nicht haben kann.“
In Genua fühlte er sich zunächst richtig aufgehoben. „Ich war dort so glücklich. Präsident Riccardo Garrone war der Vater, den ich immer gerne haben wollte. Den Streit, den ich mit ihm hatte, bereue ich zutiefst“, blickt Cassano reumütig auf das Ende des Jahres 2010 zurück.
Der Hitzkopf hatte Garrone im Oktober 2010 vor Funktionären und Spielern verbal heftig attackiert. Zu dem Streit war es gekommen, weil sich der damalige Nationalspieler geweigert hatte, mit seinem Verein an einer Preisverleihung teilzunehmen. Cassano wollte den Abend lieber mit seiner schwangeren Frau verbringen.
Der Klub leitete daraufhin ein Disziplinarverfahren ein und suspendierte das „Enfant Terrible".
Als Cassanos Gehalt eingefroren wurde, forderte der Stürmer eine Entschädigung in Höhe von einer Million Euro. Schlussendlich entschied ein Schiedsgericht, dass Sampdoria Cassano weiterbeschäftigen muss, wenn auch zu halbiertem Gehalt.
"Bin nach wie vor euphorisch"
Kurz danach wechselte er zum AC Milan. „Die ganze Geschichte war der größte Fehler meines Lebens und ich werde mir das nie verzeihen. Ich bin froh, dass ich mich mit Garrone vor seinem Tod (Jänner 2013) noch aussprechen konnte.“
Von Milan ging es über Inter und Parma schlussendlich im Sommer 2015 zurück zu Sampdoria, ehe im Jänner 2017 auch dort vorzeitig Schluss war.
Und jetzt? „Ich bin nach wie vor euphorisch und will wieder Fußball spielen“, so Cassano abschließend.