Der FC Bologna und Marko Arnautovic sorgen mit mehr oder weniger freundlicher Unterstützung von Shanghai Port für einen der Transfer-Dauerbrenner dieses Sommers.
Nun scheint es wieder zu einer Annäherung zwischen den beiden Vereinen gekommen zu sein.
Ex-ÖFB-Teamspieler György Garics kickte fünf Jahre für den italienischen Traditionsverein und spielte jahrelang mit Arnautovic im ÖFB-Team, kennt also beide Seiten bestens.
Am LAOLA1-Stammtisch schätzt der 37-Jährige die Wahrscheinlichkeit, dass der Deal zustande kommt, weiterhin als hoch ein: "Ich sage schon, dass die Chancen sehr gut stehen, vor allem weil das Interesse von beiden Seiten besteht. Wenn es von beiden Seiten so ist, wie sie es von sich geben, kann es praktisch nur noch von den Chinesen vermasselt werden."
Video - Die Vorbereitung des FC Bologna:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Warum Bologna die richtige Adresse ist
Über den aktuellen Stand der Dinge möchte Garics nicht zu viel Konkretes sagen: "Weil ich ein Freund von Marko bin und die Vereinsleitung von Bologna ganz gut kenne. Marco Di Vaio, der jetzt zu den Direktoren gehört, ist mein Zimmerkamerad gewesen. Ich kenne die Geschichte ganz gut, bin sehr nahe dran. Aber wir wissen ganz genau, dass es oft nicht nur vom Willen des Spielers und des Vereins abhängt."
Damit ist der derzeitige Arnautovic-Arbeitgeber aus China gemeint. "Geld spielt eine wesentliche Rolle. Wer jetzt das Geld aus der Tasche ziehen muss, wird wahrscheinlich das Problem sein."
"Wenn er seine Karriere dort beenden möchte, wo der Fußball etwas zählt, muss er nach dieser Geschichte in China zurück nach Europa."
Ganz allgemein gefällt dem 41-fachen ÖFB-Teamspieler der Gedanke dieses Transfers: "Wenn er seine Karriere dort beenden möchte, wo der Fußball etwas zählt, muss er nach dieser Geschichte in China zurück nach Europa. Bologna könnte aus dem einfachen Grund eine gute Adresse für ihn sein, weil du dort nicht den Druck wie bei den Top-Vereinen hast. Die Top-Vereine werden dich nach zwei Jahren China wahrscheinlich auch nicht unbedingt suchen, weil das mit Top-Fußball nichts zu tun hat. So ehrlich muss man sein. Jünger wird Marko auch nicht. Bologna ist mit dem jetzigen Präsidenten außerdem ein Verein, der auch das Geld hat, ihn holen und auch bezahlen zu können."
Gemeint ist der kanadische Geschäftsmann Joey Saputo, dem auch das MLS-Team aus Montreal gehört, was in den weiterführenden Überlegungen des Arnautovic-Deals bekanntlich eine Rolle spielen soll.
Mihajlovic? "Entweder es klappt oder es kracht"
An der Seitenlinie hat bei Bologna mit Sinisa Mihajlovic ein bekannter Name das Sagen. Eine Zusammenarbeit mit dem Serben wäre für Arnautovic angesichts seiner Wurzeln vermutlich zusätzlich reizvoll.
"Das ist eine Kombination: Entweder es klappt oder es kracht", lacht Garics, "ich kenne Mihajlovic genauso, auch außerhalb des Felds. Ich weiß, wie er tickt. Wenn sie sich auf die gleiche Weise erwischen, kann das schon klappen."
Im EURO-Achtelfinale ist Arnautovic mit Österreich denkbar knapp mit 1:2 am späteren Europameister Italien gescheitert. Dabei wurde sein vermeintlicher Führungstreffer wegen einer hauchdünnen Abseitsstellung aberkannt.
Bei Inter "zu grün"
Dass der 32-Jährige ein Unterschiedspieler sein kann, sei kein Geheimnis: "Ich habe ihn wahrscheinlich noch besser erlebt als jeder Fan, denn das, was er im Training aufgeführt hat, hat er im Match oft gar nicht gezeigt. Genau deswegen ist er vielleicht auch nicht der Topspieler bei Topvereinen geworden, der er von der Qualität her hätte sein können. Aber das weiß er selber."
Garics' Meinung nach könne Arnautovic auch so sehr glücklich sein mit dem, was er geschafft und dabei auch Fußball-Österreich gegeben habe.
Ob er angesichts des eher unglücklich verlaufenen Gastspiels bei Inter Mailand in der Anfangsphase seiner Karriere eine Rechnung mit der Serie A offen haben könnte?
"Wenn Marko über Italien spricht, wird ihm warm ums Herz, das kann ich gut verstehen. Bei Inter hat er vielleicht nicht den besten Eindruck hinterlassen, und das wahrscheinlich nicht aus fußballerischen Gründen, weil er zu der Zeit noch zu grün war. Es könnte ihn sicher reizen, den Leuten zu beweisen, dass er erstens ein sehr guter Fußballer ist und zweitens als Mensch gereift ist."
Arnautovic darf sich nicht verändern
Als Familienvater würde Arnautovic sich anders als früher präsentieren, wobei der Wiener generell nie "komplett anders" werden dürfe:
"Ich würde nie wollen, dass seine Wurzeln weg sind, denn genau das macht ihn so sympathisch, das macht ihn auch zu einer Reizfigur und zu jenem verrückten Mann, der eigentlich in jede Kabine reingehört. Marko hat immer wieder auf und außerhalb des Platzes eine Rolle gespielt. Deswegen reden wir ja auch gerade über ihn und nicht über einen anderen Spieler."
Es wäre schön, wenn Arnautovic bald wieder in Europa und gerne in Bologna polarisieren würde.