Vor dem EM-Achtelfinalduell zwischen Österreich und Italien rücken auch ehemals in der Serie A tätige ÖFB-Kicker in den Blickpunkt.
Einer von ihnen ist Sebastian Prödl. Der Ex-Teamkicker war in der abgelaufenen Saison bei Udinese engagiert, der Vertrag läuft mit 30. Juni aus. Zu einem Einsatz in der höchsten italienischen Liga reichte es nicht - Prödl hatte zu lange mit Blessuren zu kämpfen. In den vergangenen drei Monaten blieb er zwar beschwerdefrei, doch da war der Abschied mit Sommer schon beschlossene Sache.
"Ich bin schon enttäuscht, kein Serie-A-Spiel gemacht zu haben, aber ich kann dem Wechsel zu Udinese Positives abgewinnen. Ich habe noch einmal alles versucht, mich auf höchstem Niveau zu messen. Ich bin mit mir im Reinen."
Ob nun das Karriereende bevorsteht, ließ Prödl offen - eine Entscheidung könnte in den nächsten Monaten fallen.
Prödl: Italien "haushoher Favorit"
An der Ausgangsposition vor dem EM-Achtelfinale zwischen Italien und Österreich am Samstag (21:00 Uhr) im Londoner Wembley-Stadion besteht laut Prödl kein Zweifel.
Prödl sieht die Italiener als "haushohen Favoriten. Sie haben in den letzten zwei Jahren step by step etwas aufgebaut, eine junge, hungrige, ambitionierte Mannschaft, die an große Zeiten anknüpfen will. Im ganzen Land herrscht irgendwie die Stimmung, dass die Mannschaft reif für den Titel ist", sagte der Steirer der APA.
Die Chance des ÖFB-Teams auf den Aufstieg ins Viertelfinale bezeichnete Prödl als "minimal, aber vorhanden. Es gibt bei Italien relativ wenig Schwachstellen - eine könnte sein, dass sie Österreich vielleicht unterschätzen", vermutete der Innenverteidiger. Trotz seiner hohen Meinung über die "Azzurri" sind Prödls EM-Topfavoriten andere. "Frankreich, gemeinsam mit England. Die Italiener nicht, weil sie noch mangelnde Turniererfahrung und keine absoluten Weltklassespieler haben."
Dennoch sei ein EM-Triumph des vierfachen Weltmeisters alles andere als ausgeschlossen, so Prödl. "Die Italiener sind spielerisch nicht die Besten, aber sie verteidigen am besten, und damit gewinnt man bekanntlich Turniere."
Positiv äußerte sich der 34-Jährige auch über die bisherigen EM-Darbietungen der ÖFB-Auswahl. "Das erste Spiel (Anm.: 3:1 gegen Nordmazedonien) war der Beweis, dass die Mentalität stimmt. Das zweite Spiel (0:2 gegen die Niederlande) war ambitioniert, aber nicht gut genug. Das dritte Spiel (1:0 gegen die Ukraine) war genauso, wie man auftreten soll", bilanzierte Prödl.
Der Ex-Sturm-Graz-Profi absolvierte sein 73. und letztes Länderspiel im Oktober 2018 beim 0:2 im Testspiel in Herning gegen Dänemark. Bei Teamchef Franco Foda hoch angesehen, hatte Prödl auf seine insgesamt dritte EM-Teilnahme gehofft.
Dann aber kam das Verletzungspech - regelmäßige Knie- und Muskel-Probleme ließen die erforderliche Spielpraxis nicht zu. "Ich hätte die Chance gehabt, einen Fuß in die Tür zu bringen, doch über ungelegte Eier braucht man sich keine Gedanken zu machen. Es war ein sehr hochgestecktes Ziel und es ist sich nicht ausgegangen, aber deswegen bin ich nicht traurig", betonte Prödl.
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Garics schwärmt von Italien-Teamchef Mancini
Auch György Garics verfolgt die Auftritte des ÖFB-Teams genau. Er zog sich bereits 2016 vom Nationalteam und wenig später auch vom Profi-Fußball zurück, Italien blieb er aber weiterhin verbunden. Der mit einer Italienerin verheiratete Ex-Rapidler lebt in Bologna.
Von dort organisiert er seine diversen Unternehmungen - so ist er etwa Lizenz-Inhaber in Österreich und Liechtenstein für das Betreiben von Padbol-Courts. Dabei handelt es sich um einen Sport, der eine Mischung aus Fußball, Volleyball und Squash darstellt. Außerdem ist Garics Teilhaber einer Luxusjuwelenfirma mit Niederlassungen unter anderem am Wiener Kohlmarkt, Besitzer eines Sportzentrums in Neapel sowie eines kleinen Hotels an der Amalfi-Küste.
Trotz des beruflichen Stresses fand Garics die Zeit, sich Italiens und Österreichs EM-Spiele anzusehen. "Die Österreicher haben ein Stück Geschichte geschrieben und die Gruppenphase überstanden - vielleicht nicht mit dem schönsten Spiel nach meinem Geschmack, aber es zählen die Resultate. Jetzt könnte im Prinzip alles möglich sein", meinte der 37-Jährige.
Das ÖFB-Team sei in der Runde der letzten 16 nicht vom Spielplan begünstigt, so Garics. "Es hätte ein bisschen glücklicher kommen können mit dem Gegner, aber das Nationalteam hat sich in der Vergangenheit mit der Außenseiterrolle oft gut zurechtgefunden. Es gibt nichts zu verlieren - einfach loslegen", lautete Garics' Ratschlag an die ÖFB-Kicker.
In der Brust des gebürtigen Ungarn schlagen am Samstag zwei Herzen. "Aber es ist auch ein Spiel, in dem ich gar nicht den Kürzeren ziehen kann. Wenn Italien schon aus dem Turnier fliegt, dann am besten gegen Österreich, und umgekehrt."
Garics ist so wie Prödl nach wie vor mit einigen aktuellen ÖFB-Spielern und -Betreuern in Kontakt. Eine Verbindung besteht auch zum italienischen Teamchef Robert Mancini, den Garics nach eigenen Angaben über gemeinsame Freunde mit schöner Regelmäßigkeit in Bologna trifft. "Er ist ein sehr, sehr guter Trainer und überhaupt kein hochnäsiger Typ, sondern ein sehr bodenständiger Mensch", erzählte der 41-fache ÖFB-Internationale.