Es waren aufregende Wochen und Monate für Oliver Kragl - im positiven, wie negativen Sinn. Privat läuft es gut für den ehemaligen Ried-Kicker, im Mai heiratete er seine Partnerin Alessia Macari.
Sportlich hingegen stieg er mit seinem Ex-Klub Foggia Calcio aus der Serie B ab. Doch der Zwangsabstieg von US Palermo hätte Foggia die Möglichkeit geboten, sich über die Playoffs doch noch in der zweithöchsten Spielklasse zu halten.
Dazu kam es aber nicht: "Sie haben halt einfach gesagt, dass sie die Gehälter nicht zahlen können", erklärt Kragl im Gespräch mit LAOLA1. Auch Foggia musste zwangsweise absteigen (in die Serie D, Anm.). "So wurde ich ein freier Spieler und konnte ohne Ablöse wechseln", sagt der Deutsche.
Am Ende entschied sich Kragl für Benevento Calcio und darf somit künftig unter Weltmeister und Champions-League-Sieger Filippo "Pippo" Inzaghi trainieren.
"Seriöser Klub"
"Benevento ist eine tolle Adresse. Es ist ein seriös geführter Verein, was in Italien leider nicht immer der Fall ist. Ich hatte auf jeden Fall sofort ein gutes Gefühl", sagt der Linksfuß. Auch aus der Serie A von Parma und SPAL habe er Anfragen gehabt, so Kragl. Er sei aber das Gefühl nicht los geworden, dass diese Klubs ihn nur wollen, weil er keine Ablöse gekostet habe. "Ich wollte aber zu einem Verein, bei dem ich auch Chancen habe zu spielen, auch wenn es nie Garantien gibt", so der 29-Jährige.
"In der Serie B hätte ich wohl fast zu jedem Klub gehen können, aber das Interesse von Benevento war schon länger da, sie haben sich wirklich bemüht", erzählt er. Und auch der berühmte Trainer habe keine unerhebliche Rolle gespielt, wie Kragl zugibt: "Inzaghi hat mich angerufen, er wollte mich schon zu Bologna holen, als er damals dort Trainer war, das kam dann aber nicht zustande. Er hat natürlich einen großen Namen, hat fast alles gewonnen. Ich kann sicher viel von ihm lernen."
Interesse aus Österreich
"Sturm Graz hat vor einem halben Jahr angefragt, aber sie konnten das Gehalt nicht bezahlen."
Mit berühmten Namen hat Kragl bereits Erfahrung. Sein Berater ist Matteo Materazzi, Bruder von Marco Materazzi, der spätestens seit dem Zidane-Kopfstoß im WM-Finale 2006 jedem Fußballfan ein Begriff ist. Die Zusammenarbeit mit Materazzi habe sich über eine Freundin seiner Frau ergeben, sagt er.
Doch nicht nur in Italien stand Kragl hoch im Kurs. "Von APOEL Nikosia, die ja Champions-League-Quali spielen, gab es ein Angebot", erzählt er. Viele Angebote seien aber aus finanziellen Grüden gescheitert: "Sturm Graz hat vor einem halben Jahr angefragt, aber sie konnten das Gehalt nicht bezahlen. In die 2. deutsche Liga schaue ich gar nicht mehr, auch in der Bundesliga. Nürnberg wollte mich, aber da hätte ich auf die Hälfte meines Gehalts aus Italien verzichten müssen."
Mit nun 29 Jahren müsse er aber auch einfach auf das Gehalt schauen und könne nicht einfach auf einen Großteil verzichten.
Mann klarer Worte
Eines wird Oliver Kragl aber immer sein: Ein Mann klarer Worte. Diese Eigenschaft zeichnete ihn bereits während seiner Zeit im Innviertel aus. Als Stefan Reiter bei der SV Ried abgelöst wurde, äußerte sich Kragl, der damals bereits in Italien kickte, auf Facebook zu dieser Thematik.
Mittlerweile ist er auf Instagram umgestiegen, was aber nichts an seiner Einstellung geändert hat. "Für mich ist es extrem wichtig, weil ich so Kontakt mit den Leuten haben kann, wegen denen ich Fußball spiele - den Fans", so Kragl.
Auch nach dem Aus bei Foggia wandte er sich mit einem emotionalen Post an die Anhänger.
"Es macht mir Spaß mit den Fans in Kontakt zu sein. Aber ich schreibe auch einmal schärfer zurück, wenn mich jemand attackiert. Ich bin auch nur ein Typ von der Straße, nur, dass ich halt Fußballprofi bin. So bin ich halt und das ändert auch keiner", sagt der Mittelfeldspieler.
Nun will er den Fans von Benevento aber auch dem Platz viel Freude bereiten. Wie jedes Jahr gibt es in der Serie B keinen echten Aufstiegsfavoriten. In der vergangenen Saison verpasste Kragls Neo-Klub den direkten Aufstieg nur ganz knapp, scheiterte dann im Playoff.
Dass es nicht geklappt hat, daran war auch Kragl nicht ganz unschuldig: "Ich habe ihnen letzte Saison zwei Dinger reingehaut und ihnen damit auch ein wenig den Aufstieg vermiest. Jetzt bin ich hier und werde alles geben. Es ist fast die identische Mannschaft wie in der letzten Saison, die klug verstärkt wurde. Aber es ist nicht so, dass wir die Vorgabe haben aufzusteigen."