Österreich, Deutschland, England, Dänemark und letztlich Kroatien: Ivan Lucic war in seiner Karriere für große und kleine Klubs tätig, sammelte überall Erfahrungen und landete schließlich bei Hajduk Split.
Der gebürtige Wiener mit kroatischen Wurzeln machte im zarten Jugendalter seine ersten Schritte, fand über die Nachwuchsteams von Post Wien, Stadlau und der Wiener Austria seinen Weg in Richtung der SV Ried. Für die "Wikinger" gab der heute 30-Jährige sein Debüt in der ADMIRAL Bundesliga.
Nach einer Leihgabe zu Union St. Florian folgte augenscheinlich der Durchbruch: Bayern München sicherte sich die Dienste des einstigen ÖFB-U-Nationalspielers. Es folgten bis Stationen bei Bristol City und Aalborg BK, ehe die Wiener Austria Lucic zurückholte und ihm zu 27 Pflichtspieleinsätzen verhalf.
Im ersten Coronajahr war in der Hauptstadt Schluss, im November 2020 ging es nach Kroatien - in das Land, das für ihn seit rund 4,5 Jahren die sportliche Heimat bildet. Zunächst bei NK Istra, wechselte der Torhüter ablösefrei im Winter 2023 zu Hajduk Split und mauserte sich zum Nummer-1-Torhüter.
"Kann sein, dass du keinen Cent ausgibst"
Der Schlussmann ist in Split Teil jener Mannschaft, die gegen HNK Rijeka um den Titel spielt. Beide Klubs halten nach 31 von 36 Runden bei 56 Punkten. Für Rijeka wäre es der erste Ligasieg seit 2016/17, für Split hingegen der erste seit 20 Jahren.
Lucic, der in der laufenden Saison bereits 26-mal im Einsatz gewesen ist und elfmal den Kasten sauber hielt, stieß eigentlich als Ersatztorhüter zu Hajduk, nahm die Reservistenrolle hinter Lovre Kalinic ein. Der Teamspieler verletzte sich allerdings am Kreuzband und fiel lange Zeit aus.
Die Chance packte Lucic beim Schopf, übernahm zwischen den Pfosten. Doch auch wenn der 30-Jährige um seine Chance weiß, in Kroatien Fußball zu spielen, ist es trotz des Mittelmeer-Feelings nicht immer einfach.
"Split ist eine Stadt von 200.000 oder vielleicht ein bisschen mehr 200.000 Einwohnern, und Hajduk als Verein hat 100.000 Mitglieder. Ich glaube, dass der Verein ein bisschen zu groß für die Stadt ist, was auch seine Nachteile mit sich bringt, wenn es einmal nicht so gut läuft", sagt er gegenüber der "Krone".
Das Verhalten der Menschen in der Stadt ändere sich "von Woche zu Woche", heißt es weiter. "Es ist wurscht, ob wir jetzt zehn Punkte vorne sind oder 15 Punkte hinten. Aber wenn es läuft, dann kann es sein, dass du mal einen Monat lang keinen Cent ausgibst."
Bei einer Flaute ginge es aber auch umgekehrt. "Wenn es mal nicht so gut läuft, dann kriegst du bei jeder Ampel ein paar Mittelfinger gezeigt."
Klub "in 20 Jahren nie näher" am Titel
Sollte Hajduk Split nach der 36. Runde den ersten Platz der SuperSport HNL belegen, wäre es die erste Meisterschaft seit der Saison 2004/05 und die siebte seit der Einführung der HNL-Liga. Die Stadt fiebert bereits dem langersehnten Titelgewinn entgegen. Am 18. Mai könnte die Entscheidung fallen, dann empfängt Split den Tabellenführer aus Rijeka.
"Ich glaube, dass Hajduk in den vergangenen 20 Jahren noch nie näher an der Meisterschaft dran gewesen ist als jetzt. Die Situation ist angespannt, es ist zum Greifen nahe, dass wir die Mannschaft sein können, die Geschichte schreibt. Wir haben es heuer bisher ganz gut gemacht und ich glaube auch, dass das die stärkste kroatische Liga seit Jahren ist", betont Lucic, der ergänzt, dass "jedes Spiel" wie auf "Messers Schneide" sei.