news

Saisonstart in Ukraine im Antlitz des Krieges

Im Schatten des Krieges rollt der Ball unter ganz speziellen Sicherheitsbedingungen:

Saisonstart in Ukraine im Antlitz des Krieges Foto: © getty

Nach monatelanger Unterbrechung aufgrund des russischen Angriffskriegs fällt am Dienstag der Startschuss in die neue Saison der ukrainischen Fußball-Meisterschaft.

Shaktar Donezk empfängt im ersten Auftritt Metalist Kharkiv, gespielt wird um die Mittagszeit in Kiew.

"Es wird ein einzigartiger Bewerb. Er findet mitten im Krieg, während militärischer Aggression und Bombardements statt", sagte der ukrainische Fußball-Verbandschef Andriy Pavelko gegenüber Reuters.

Leere Stadien, Luftschutzbunker und Sirenengeheul

Vier Partien finden beim Auftakt einen Tag vor dem Unabhängigkeitstag der Ukraine statt. Vor am Mittwoch exakt sechs Monaten startete Russland auch seinen Angriff gegen das Nachbarland.

In Städten wie Kharkiv, in Kiew oder im südukrainischen Odessa war lange nicht an Fußball zu denken. Legionäre verließen das Land in Scharen und oft chaotisch in Privat-PKWs.

Gespielt wird nun in leeren Stadien, Fans sind aufgrund der Gefahr von Luftangriffen keine zugelassen. Alle Spielstätten müssen Luftschutzbunker vorweisen, ertönen die Sirenen, wird die Partie gestoppt und Schutz gesucht.

Dauert dies länger als eine Stunde, wird in Absprache mit dem Schiedsrichter entschieden, ob das Spiel fortgesetzt werden kann. Alle genutzten Stadien befinden sich in Kiew, im Umland um die Hauptstadt sowie zwei davon in der Westukraine.

Fußball soll Moral in der Bevölkerung stärken

Zwei Vereine der obersten Spielklasse - Desna Chernihiv und der FC Mariupol - mussten ersetzt werden, nachdem ihre Arenen zerstört wurden. Die Zukunft des FC Mariupol ist aktuell ohnehin unsicher, nachdem die Stadt nach wochenlangem Kampf nun von Russland okkupiert ist.

Laut Pavelko soll die Rückkehr aufs Feld auch die Moral stärken. "Viele Leute von der Front haben uns gebeten, darüber nachzudenken, den Fußball in unserem Land wieder aufleben zu lassen", meinte der Funktionär.

Er bat demnach die Vereinschefs im März und April, ihre Teams nicht aufzulösen, sondern sich auf die nächste Saison vorzubereiten.

Donezk kennt die Situation bereits seit 2014

Shaktar ist das Exil gewöhnt. Seit 2014 spielt der Spitzenklub nicht mehr im ostukrainischen Donezk, nachdem das Gebiet von Separatisten besetzt wurde. Die Mannschaft führte die Liga an, als die Saison abrupt zu einem Ende kam.

Die zahlreichen brasilianischen Profis wie der nunmehrige Salzburger Fernando verließen das Land. Nun setzt Shaktar auf ukrainische Spieler. "Lange Zeit gab es ein brasilianisches Shaktar, eine Topmannschaft. Aber nun müssen wir das vergessen und dieses neue Team so schnell wie möglich bereit machen", sagte der neue Coach, der Kroate Igor Jovicevic.

Kommentare