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Rene Poms: "Ich habe zuerst Bjelica gefragt"

Der Österreicher erzählt im LAOLA1-Interview über seine erste Cheftrainer-Position bei NK Osijek, die er nach Nenad Bjelicas Entlassung im Herbst übernahm.

Rene Poms: Foto: © GEPA

Dass Österreich nicht nur großartige Fußballspieler, sondern auch Trainer hervorbringt, ist bekannt. Namen wie Oliver Glasner, Ralph Hasenhüttl oder Adi Hütter bestätigen diese These.

Unter den einheimischen Trainerexporten befindet sich neuerdings noch ein weiterer Name, der sich aufmacht, seine eigene Erfolgsgeschichte zu schreiben. Seit Ende August leitet Rene Poms die Geschicke beim kroatischen Erstligisten NK Osijek, einem Verein, der sich im Schatten von Dinamo Zagreb als einer der besten Klubs des Landes etabliert hat.

Der Steirer sammelte an der Seite von Nenad Bjelica viele Jahre lang wertvolle Erfahrungen und empfahl sich dabei für größere Aufgaben. Als Teil des Trainerstabs beim Wolfsberger AC folgte er dem ehemaligen Admira- und FC Kärnten-Spieler als Co-Trainer zu Austria Wien, Spezia Calcio, Lech Posen, Dinamo Zagreb und zuletzt NK Osijek.

Nach Bjelicas Entlassung blieb Poms dem Verein treu und agiert fortan als starker Mann an der Seitenlinie.

LAOLA1 sprach mit dem Trainer über dessen Laufbahn, die Verbindung mit seinem langjährigen Förderer und seine neue Wirkungsstätte in Kroatien.


LAOLA1: Sie standen jahrelang an der Seite von Nenad Bjelica, nun meistern Sie im Pro-Lizenz-Kurs die letzte Hürde zur eigenen Trainerkarriere. Wann haben Sie sich zu diesem Schritt entschieden?

Rene Poms: Ich habe eine lange gemeinsame Reise mit Nenad Bjelica hinter mir. Vor circa eineinhalb Jahren ist in mir jedoch immer mehr der Drang entstanden, selbst Cheftrainer werden zu wollen. Nach der erfolgreichen Aufnahme in den UEFA Pro-Lizenz-Kurs bin ich auf Nenad zugegangen und habe ihm meine Pläne erklärt. Er hat mich gleich bekräftigt, mir seine Unterstützung angeboten und so ist die ganze Sache schließlich vorangegangen.

Poms und Bjelica 2014 bei der Austria
Foto: © GEPA

LAOLA1: Wie sind Sie einst mit Nenad Bjelica in Kontakt gekommen, und wie kam es dazu, dass Sie so lange zusammengearbeitet haben?

Poms: Wir haben uns damals im Jahr 2011 über einen Bekannten kennengelernt. Es war sofort Sympathie da und wir merkten, dass - speziell auf den Fußball bezogen - sehr viele Ähnlichkeiten in der Herangehensweise, und wie wir den Sport sehen, vorhanden waren. Ich war in dieser Zeit bereits Cheftrainer im Amateurbereich. Als sich unser Kontakt intensivierte und sich die Möglichkeit beim WAC ergab, einen weiteren Trainer ins Trainerteam aufzunehmen, hat er sich für mich entschieden und mir die Chance gegeben. Die letzten zehn Jahre waren für mich irrsinnig spannend,voller Erfahrungen und sehr gewinnbringend.

LAOLA1: Als Bjelica bei Osijek entlassen wurde, blieben Sie beim Verein. Spielte dieser Entschluss, selbst Cheftrainer werden zu wollen, eine Rolle bei dieser Entscheidung?

Poms: Im Grunde wurde mir diese Entscheidung abgenommen. Als Nenad und der damalige Sportdirektor entlassen wurden, durfte der restliche Staff fürs Erste im Verein bleiben. Man weiß nicht genau, welche Idee der Verein dabei verfolgte, auf jeden Fall wurde es so gemacht. Ich habe dann interimsmäßig das Training geleitet, auch weil ich dazu vertragstechnisch verpflichtet war. Nach drei bis vier Tagen wurde es offenkundig, dass Osijek mit seinem Wunschtrainer keine Einigung erzielten konnte und ich als sozusagen die zweite Option im Rennen war. Als mir das Angebot unterbreitet wurde, habe ich zuerst mit Nenad gesprochen und ihn gefragt, wie er das Ganze sieht. Er hat mir versichert, dass er absolut dahintersteht und ich meine Karriere bei Osijek starten soll. Das war für mich dann auch das grüne Licht und erleichterte mir die Entscheidung, das Angebot anzunehmen.

"Er hat mir versichert, dass er da absolut dahintersteht und ich meine Karriere bei Osijek starten soll."

Poms über Nenad Bjelicas Zuspruch

LAOLA1: Osijek reiht sich seit 2016 immer zwischen Platz zwei und vier ein, ist das auch heuer das erklärte Saisonziel?

Poms: Das Ziel vom Verein ist, sich wieder international zu qualifizieren. Das bedeutet, dass wir unter die ersten Vier kommen sollten. Wir sind im Cup noch dabei, spielen im Viertelfinale gegen Hajduk Split, was sicher keine leichte Aufgabe werden wird, aber grundsätzlich bin ich auch da positiv gestimmt, dass wir eine Runde weiterkommen.

LAOLA1: Die kroatische Liga ist im internationalen Vergleich mit Sicherheit nicht zu unterschätzen. Wie schätzen Sie das Kräfteverhältnis ein?

Poms: Grundsätzlich ist es so, dass Dinamo Zagreb schon über die anderen Mannschaften zu stellen ist, aber es kann trotzdem jeder jeden schlagen. Das hat man auch zum Rückrundenstart gesehen, als der Tabellenletzte Gorica in Zagreb bei Dinamo ein 0:0 holte. Es kann sich also keine Mannschaft jemals ganz sicher über einen Sieg sein. Oft sind Spiele auf Messers Schneide, viele Ergebnisse sind sehr knapp mit nur einem Tor Unterschied. Es ist schon eine sehr ausgeglichene Liga.

LAOLA1: Wie würden Sie die kroatische Liga mit der österreichischen Bundesliga vergleichen?

Poms: Aus meiner Sicht sind sich die Ligen sehr ähnlich. Vielleicht war in Österreich das Spieltempo etwas höher, aber da hat man in Kroatien inzwischen aufgeholt. Technisch hat man dem kroatischen Fußball immer nachgesagt, dass er eine hohe Qualität hat und das würde ich auch unterstreichen. Ein guter Anhaltspunkt sind immer die Transfers aus der Liga. Wie in Österreich wechseln viele Spieler in die deutsche Bundesliga und können sich dort auch sofort durchsetzen. Die Qualität in der Liga ist mit Sicherheit vorhanden.

LAOLA1: Können Sie eigentlich Kroatisch? Wie funktioniert die Kommunikation?

Poms: Ich verstehe die Sprache und spreche selbst ein wenig, allerdings noch nicht gut genug, um problemlos kommunizieren zu können. Die Anweisungen am Platz funktionieren auf Kroatisch, das Training leite ich hauptsächlich auf Englisch und auch auf Deutsch, weil viele im Staff und in der Mannschaft unsere Sprache sprechen können. Deswegen gibt es keine sprachliche Barriere und das klappt grundsätzlich sehr gut und ist kein Thema.

LAOLA1: Wie in den meisten anderen Ländern machte die Weltmeisterschaft in Katar dem Ligabetrieb heuer im wahrsten Sinne des Wortes einen Strich durch die Rechnung. Wie stellt man sich auf die längere Vorbereitung in diesem Winter ein?

Poms: Für uns war es keine wirklich große Umstellung, da die Liga relativ früh begonnen hat. Ich habe den Spielern im November nach dem letzten Spiel drei Wochen freigegeben, ab 5. Dezember startete dann schon die Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte. Nach drei Wochen Training und ein paar Urlaubstagen zur Weihnachtszeit ging es eigentlich seit 28. Dezember wieder im normalen Rhythmus weiter. Von dem her war es auch für mich persönlich keine große Umstellung, gerade zu Beginn konnte man die zusätzliche Zeit ein wenig nutzen, um etwas mehr an den Basics zu arbeiten.

Ivica Ivusic wird Teamkollege von Daniel Antosch

LAOLA1: In punkto Transfers haben Sie drei schwerwiegende Abgänge zu verkraften. Dion Beljo wechselte zu Augsburg. Ist das so ein Fall, wo man dem Spieler einfach keine Steine in den Weg legen möchte?

Poms: Wenn ein Spieler die Chance bekommt, nach Deutschland zu wechseln, wird man ihm natürlich keine Steine in den Weg legen, das ist klar. Zweitens ist es auch so, dass der Verein Kapital generieren muss und deswegen auch Spieler verkaufen möchte. Als wir die Anfragen für diesen Spieler bekamen, haben wir uns entschieden, einerseits Dion Beljos Wunsch nachzugehen und andererseits unsere Kassen wieder aufzufüllen.

LAOLA1: Torhüter Ivica Ivusic wechselte für zwei Millionen Euro zu Pafos in die zypriotische Liga, wo er mit Daniel Antosch auf einen ÖFB-Legionär trifft. Der Transfer überrascht auf den ersten Blick, wie kam dieser Deal zustande?

Poms: Es ist nicht so einfach, für einen Torhüter viel Geld zu bekommen. Er ist auch mittlerweile in einem Alter, wo es für ihn wichtig war, den nächsten Schritt zu machen. Sportlich gesehen hört sich Zypern in erste Linie nicht so attraktiv an, aber da Pafos finanziell sehr schlagkräftig ist und auch internationale Ambitionen hat, war es für ihn am Ende vielleicht doch die richtige Entscheidung. Es war seine Entscheidung, er wollte wechseln und hat dieses Angebot angenommen. Ich wünsche ihm natürlich alles Gute in der zypriotischen Liga.

LAOLA1: Auch Laslzo Kleinheisler wechselte nach Griechenland. Würden Sie nicht sagen, dass die kroatische Liga den Anspruch hat, über der griechischen und vor allem der zypriotischen Liga zu stehen?

Poms: Ich würde schon behaupten, dass es so ist. Trotzdem ist Panathinaikos eine große Adresse, daher kann man den Wechsel schon nachvollziehen.

LAOLA1: Am Transfermarkt wurde man in Folge nicht mehr aktiv. Wie will Osijek die Abgänge kompensieren?

Poms: Das Ziel des Vereins ist ganz klar, vermehrt auf die Jugend setzen. Im Spiel gegen Gorica standen am Ende zwei 16-Jährige am Platz, das ist schon außergewöhnlich. Ich stehe zu hundert Prozent hinter diesem Weg und will diesen auch in Zukunft voll mittragen.

LAOLA1: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Sie haben Vertrag bis Juni 2024, wo sehen Sie ihre persönliche Zukunft und ist auch eine Rückkehr nach Österreich vorstellbar?

Poms: Im Fußball muss man für alles offen sein. Die Vergangenheit hat mir gezeigt, dass es oft sehr schnell gehen kann und oft in eine Richtung geht, die man vorher gar nicht abschätzen konnte. Ich persönlich sehe es aber relativ einfach: Ich arbeite von Tag zu Tag, versuche, das nächste Spiel zu gewinnen, und was sich aus dem heraus ergibt, wird man sehen. Aber wie gesagt: Mein Fokus liegt auf Osijek und darauf, mit dem Verein maximal erfolgreich zu sein.

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