"Mich reizt dieser Schritt als Mensch. Das ist eine riesige Aufgabe, die ich als Fußballer und als Mensch annehme", sagt Richard Windbichler.
Der 25-Jährige hat die Wiener Austria verlassen und in Südkorea bei Ulsan Hyundai angeheuert, wo er einen Einjahres-Vertrag mit Option auf eine weitere Saison unterschrieben hat.
Als LAOLA1 den Innenverteidiger erreicht, hat er gerade das Abendessen hinter sich. Er lacht: "Koreaner lieben scharfes Essen, das ist eigentlich so überhaupt nicht meines."
Doch der Eishockey-Fan hat auch Positives zu berichten: "Durch die Zeitverschiebung kann ich die NHL zum Frühstück schauen."
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Im Gespräch mit LAOLA1 erzählt Windbichler, wie es zu seinem Wechsel nach Asien gekommen ist, warum sein neuer Arbeitgeber gleich einmal verwundert war und ob er Bedenken wegen seiner Karriere als Fußballer hat.
LAOLA1: Wie ist es zu deinem Wechsel nach Südkorea gekommen?
Richard Windbichler: Mein Management hat mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Am Anfang habe ich geschluckt. Dann habe ich mich über den koreanischen Fußball, die Liga, den Klub und das Leben dort informiert. Am Ende bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass das alles sehr interessant ist und ich das Abenteuer wagen möchte. Für mich passt das gut, ich bin im richtigen Alter und habe noch keine Familie, auf die ich Rücksicht nehmen muss.
LAOLA1: Du betrittst komplettes Neuland.
Windbichler: Ich war noch nie in meinem Leben in Asien. Ich weiß, dass ich in einem Land, in dem keiner meine Sprache spricht und viele nicht richtig Englisch können, alleine sein werde. Mich reizt das aber irgendwie. Ich traue mir als Mensch diesen Schritt zu. Ich will es schaffen, mich einzuleben und zu integrieren. Ich kann viel fürs Leben mitnehmen. Das ist eine riesige Aufgabe, die ich als Fußballer und als Mensch annehme.
Serbests Ziele mit dem FAK:
(Interview wird unter dem Video fortgesetzt)
LAOLA1: Was hat deine Familie, was haben deine Freunde gesagt?
Windbichler: Eigentlich hat jeder genauso reagiert wie ich selbst, als ich zum ersten Mal davon gehört habe. Aber je mehr ich mit den Leuten darüber gesprochen habe, umso mehr positives Feedback habe ich bekommen. Meine Eltern stehen voll zu mir. Die Mama weiß endlich, was sie mit ihrem Urlaub anfangen soll. (lacht) Und es ist ja nur ein Abschied auf Zeit.
LAOLA1: Was sind die ersten Eindrücke, die du in Südkorea gewonnen hast?
Windbichler: Die Koreaner sind sehr freundlich. Zur Begrüßung verbeugt man sich als Zeichen des Respekts. Dass die Menschen so entgegenkommend sind, hilft mir auf jeden Fall. Die Mannschaft habe ich noch nicht kennengelernt, weil sie derzeit auf Trainingslager ist.
LAOLA1: Wird dir jemand zur Seite gestellt, der dich im täglichen Leben unterstützt? Wirst du die Sprache lernen?
Windbichler: Als ich am Flughafen abgeholt wurde, habe ich sofort gesagt, dass ich die Sprache lernen will. Mir wurde gesagt: „Wir kaufen dir ein Buch.“ Ich habe gelacht: „Mit einem Buch komme ich nicht weit, ich brauche einen Lehrer!“ Da waren sie ein bisschen verwundert. Die Legionäre vor mir dürften da nicht so engagiert gewesen sein. Für mich ist es aber eine Selbstverständlichkeit, dass ich versuche, mich so schnell wie möglich zu integrieren, mich an die Kultur anzupassen und die Sprache zu lernen, wenn ich in ein neues Land komme.
LAOLA1: Hast du Bedenken, was deine Karriere angeht? Du bist weit weg vom Radar.
Windbichler: Ich bin nicht weg vom Radar, ich bin auf einem anderen Radar. Österreich hat acht Millionen Einwohner, Südkorea hat 50 Millionen Einwohner und daneben ist China mit fast 1,5 Milliarden Einwohnern. Mir war immer klar, dass ich eines Tages ins Ausland will, weil man als Profi-Fußballer auch die Chance hat, die Welt zu sehen. Seien wir realistisch: Die englische Premier League oder ein Klub in der Champions League wären sich für mich nicht mehr ausgegangen. Jetzt habe ich die Chance, in der asiatischen Champions League zu spielen. Natürlich kann man erst in einem Jahr sagen, ob es ein guter Schritt von mir war, im Moment bin ich aber voll überzeugt davon.
LAOLA1: Man spricht als Österreicher ja ungern über Geld. Ich stelle die Frage trotzdem mal: Wirst du in Südkorea reich?
Windbichler: Nein, reich nicht. Es ist finanziell besser als bei der Austria, da will ich gar nicht lügen, aber ich kann mich nicht zurücklehnen.
LAOLA1: Warum ist es bei der Austria nicht so gelaufen wie sich das der Klub und du vorgestellt haben?
Windbichler: Ich habe mich zu zwei sehr ungünstigen Zeitpunkten verletzt – zum Saisonstart 2015/16 und in der aktuellen Saison vor der Europa League. Aber ich will das gar nicht alles auf diesen Verletzungen aufhängen, das wäre zu einfach. Die Art und Weise, wie ich Fußball spiele, hat einfach nicht ganz zu jener des Trainers gepasst. Manchmal ist das eben so. Nach eineinhalb Jahren war mir dann klar, dass das keine Love-Story mehr wird. Ich gehe aber nicht im Bösen, es hat einfach nur nicht gepasst.