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Windbichler beendet sein Südkorea-Gastspiel

Im Interview: Darum beendet Ulsan-Legionär sein Korea-Gastspiel.

Windbichler beendet sein Südkorea-Gastspiel Foto: © getty

Richard Windbichler ist der Exot unter den österreichischen Fußball-Legionären. Seit Jänner 2017, also zwei Saisonen, steht er bei Ulsan Hyundai in der südkoreanischen K-League auf dem Platz.

In seiner ersten Saison holt er den Cup, auch diese Saison steht der ehemalige Verteidiger der Admira und der Austria mit seiner Mannschaft im Cupfinale. Am 5. und 8. Dezember stehen die Endspiele gegen Daegun FC an.

Im Interview mit LAOLA1 verkündet Windbichler,dass für ihn mit Ende seines Vertrages am 31. Dezember das Abenteuer Korea beendet ist - unabhängig vom Ausgang des Cupfinales.

LAOLA1: Richard, deine zweite Saison in Korea ist fast zu Ende, ihr seid Dritter und steht im Cupfinale. Wie fällt dein Fazit aus?

Richard Windbichler: Das hängt jetzt vom Finish ab. Wenn wir das Finale verlieren und Dritter werden, war es durchschnittlich. Wenn wir den Cup verteidigen und Vizemeister werden, war es eine gute Saison.

LAOLA1: In der asiatischen Champions League seid ihr unglücklich gegen einen Ligakonkurrenten ausgeschieden. Woran lag es?

Windbichler: Die Mannschaften liegen hier sehr eng beisammen. In der Gruppenphase hast du vielleicht noch Teams aus Malaysia oder Thailand dabei, da kommst du noch drüber, aber dann in der K.o.-Phase hängt vieles von der Tagesform ab. Gegen andere koreanische Teams, gegen die Top-Teams aus China oder Japan stehen die Chancen immer 50:50. Leider sind wir früh ausgeschieden.

LAOLA1: Wie funktioniert das eigentlich mit der Verständigung?

Windbichler: Im Training haben wir einen Dolmetscher, der für uns ausländische Spieler alles übersetzt, was der Trainer sagt.

Keine Verständigungsprobleme in Korea
Foto: © getty

LAOLA1: Und während des Spiels mit den Kollegen?

Windbichler: Ach, das ist kein Problem. Die koreanische Sprache ist nicht so reich an Wörtern. Sie verwenden viele englische Begriffe wie "cross", "back" oder "header". Das Einzige, was schwierig ist, sind Diskussionen, die über eine dritte Person laufen, weil dann bei der Übersetzung doch meistens etwas falsch wiedergegeben wird.

LAOLA1: Wie machst du das im Alltag, du kannst ja die Schrift nicht lesen.

Windbichler: In Restaurants gibt es immer englische Menüs. Außerdem habe ich gelernt, dass alles Gewohnheitssache ist. Die ersten Wochen war es irrsinnig schwer, aber nach einer Zeit ist es ganz normal. Mir ist jetzt nichts mehr fremd. Generell glaube ich, dass sich Menschen sehr schnell an alles gewöhnen können.

LAOLA1: Seit kurzem gibt es öfter gemeinsame Sportteams von Nord- und Südkorea. In Europa hört man über Nordkorea nur Negatives. Wie bekommst du die Situation vor Ort mit?

Windbichler: Diese Frage bekomme ich immer wieder gestellt. Ich bekomme davon eigentlich gar nichts mit. Auch, weil ich logischerweise keine koreanischen Nachrichten schaue und keine koreanischen Zeitungen lese. Bei meinen koreanischen Teamkollegen habe ich auch nie etwas zu diesem Thema gehört. Ich fühle mich total sicher und hätte nie irgendetwas von einer Gefahr mitbekommen.

"Da gibt es kein Jammern und kein Raunzen."

Windbichler über die Unterschiede zu Österreich

LAOLA1: Trotzdem war es für dich sicher ein Kulturschock in Korea. Was ist für dich persönlich der größte Unterschied zu Österreich?

Windbichler: Koreaner sind extreme Arbeitstiere. Ich habe zum Beispiel in meinen zwei Jahren noch nie einen Obdachlosen gesehen – aber gut, ich lebe auch nicht in Seoul. Es ist einfach hier die Kultur, dass sehr viel gearbeitet wird. An so etwas wie Urlaub ist anscheinend nicht zu denken. Die Menschen machen das aber. Da gibt es kein Jammern und kein Raunzen.

LAOLA1: Verfolgst du in Korea die Bundesliga?

Windbichler: Sicher. Ich habe noch sehr viele Freunde, die in der Bundesliga spielen. Durch die Zeitverschiebung geht es sich immer sehr schön aus, dass ich nach unserem Match die Bundesliga verfolgen kann.                                                         

LAOLA1: Kommen wir zurück zum Sportlichen. Was hat dir der Wechsel nach Korea konkret gebracht?

Windbichler: Ich habe gelernt, mich durchzukämpfen und mich alleine in einer komplett neuen Umgebung zurecht zu finden. Im ersten Jahr ging es darum, den Durchbruch hier zu schaffen. Jetzt im zweiten war es noch schwerer, da musst du deine Leistungen bestätigen und dich nochmals beweisen. Ich denke, dass mir das ganz gut gelungen ist. Ich fühle mich wirklich sehr wertgeschätzt und bin mit meiner Entwicklung sehr zufrieden. Mit der persönlichen noch mehr als mit der sportlichen. Wobei ich mich fußballerisch auch ganz klar nach vorne weiterentwickelt habe.

LAOLA1: Körperlich bist du deinen Gegenspielern ja vermutlich überlegen.

Windbichler: Da will ich gleich einmal unterbrechen. Das stimmt so nicht. In der koreanischen Liga spielen eigentlich nur große und körperlich starke Stürmer, die fast alle aus dem Ausland kommen. Die koreanischen Angreifer sind, wenn sie gut sind, alles selbst Legionäre. Also von den gegnerischen Stürmern ist eigentlich keiner kleiner als ich.

Körperlich gefordert beim Kopfball
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LAOLA1: Die Frage wäre gewesen, warum es nicht mit mehr Kopfballtoren geklappt hat?

Windbichler: Naja, in meinen zwei Jahren waren es fünf. Das ist, denke ich, ein durchschnittlicher Wert. Du hast ja auch mal Pech mit einem Stangenkopfball. Ich denke, das ist schon okay.

LAOLA1: Klingt so, als würdest du den Wechsel nach Korea nicht bereuen.

Windbichler: Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es meine beste sportliche Entscheidung gewesen ist.

LAOLA1: Ihr habt in der Liga Auswärtsspiele dabei gehabt, da habt ihr vor nur 450 Zuschauern gespielt. Das ist doch sicher schwer, oder?

Windbichler: Naja, in Österreich sind jetzt auch nicht überall 10.000 Zuschauer im Stadion. Das hat aber einen einfachen Grund: Dabei handelt es sich um den Verein des Militärs. Koreaner müssen ja zwei Jahre Wehrdienst absolvieren und dann spielen sie in diesen Mannschaften und die haben halt kaum Fans. Es ist aber schon so, dass man angespannter ist, wenn viele Zuschauer im Stadion sind.

LAOLA1: Das südkoreanische Nationalteam hat bei der WM Titelverteidiger Deutschland rausgeschossen. Hat das keinen Fußball-Boom ausgelöst?

Windbichler: Davon hätte ich nichts gemerkt. Auch während der WM war von Euphorie nichts zu spüren – zumindest in Ulsan, wo ich lebe, nicht. Kann sein, dass es in Seoul Public Viewing gab. Aber wäre Österreich bei einer WM, wären alle Leute auf der Straße. Dieser Enthusiasmus fehlt beim Thema Fußball ein wenig in Korea. Nichtsdestotrotz habe ich mich sehr gefreut, dass es ihnen gelungen ist, bei der WM eine gute Figur abzugeben und Deutschland zu schlagen.

"Aktuell ist nur fix, dass ich in Korea nicht verlängere."

Windbichler zu seiner Zukunft

LAOLA1: Dein Vertrag bei Ulsan endet jetzt, ab 1. Jänner bist du vertragslos. Wie geht es weiter?

Windbichler: Aktuell ist nur fix, dass ich in Korea nicht verlängere. Ich möchte eine neue Herausforderung angehen, neue Leute und ein neues Land kennenlernen. Schon bei meinem Wechsel zu Ulsan habe ich gesagt, dass ich die beiden Jahre auf jeden Fall durchziehe, egal wie es rennt. Jetzt brauche ich etwas Neues.

LAOLA1: Hätte es denn die Möglichkeit gegeben, zu verlängern?

Windbichler: Ja, der Verein hat sich sehr ins Zeug gelegt, um mich doch zu überzeugen. Einerseits hätte ich gern verlängert, ich habe aber meinen Karriereplan und den möchte ich verfolgen. Über die Wertschätzung, die mir der Verein entgegengebracht hat, habe ich mich dennoch sehr gefreut.

LAOLA1: Viel Wertschätzung erhältst du auch von den Ulsan-Fans. Auf deinem Instagram-Profil zeigst du immer wieder Zeichnungen von Kindern, die sie dir schicken.

Windbichler: Stimmt. Das ist auch so ein Teil der koreanischen Kultur. Kinder sind hier sehr enthusiastisch. Wenn du als Fußballer irgendwo hinkommst, haben die Kinder überhaupt keine Scheu, dir zu schreien oder dich auch anzufassen. Deshalb sage ich, dass es mir sehr viel gegeben hat, als Profi in Korea zu spielen. Über die Zeichnungen der Kinder freue ich mich immer wahnsinnig, deshalb zeige ich sie auch stolz auf Instagram.

Admira-Abschied für immer?
Foto: © GEPA

LAOLA1: Gibt es schon eine Tendenz, wohin es dich jetzt ziehen wird?

Windbichler: Da will ich mich noch überhaupt nicht festlegen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass es ein Traum von mir ist, einmal in der Major League Soccer zu spielen. Aber im Fußball weiß man sowieso nie, was kommt. So war es ja auch mit meinem Wechsel nach Korea. Ich konzentriere mich auf die letzten Spiele, dann fliege ich erstmal nach Hause und werde mich in Ruhe mit meinen Beratern zusammensetzen. Erst dann kann ich sagen, was überhaupt zur Debatte steht.

LAOLA1: Ist eine Rückkehr zur Admira eine Option?

Windbichler: (lacht) Was soll ich auf die Frage sagen?

LAOLA1: Naja, vielleicht ob es gar nicht ein neues Land sein muss, sondern ob auch eine Rückkehr möglich ist.

Windbichler: Nein, es ist keine Option.

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