Ehrfürchtig steht Maximilian Wöber in der Amsterdam-Arena, erstmals im Trikot seines neuen Arbeitgebers Ajax Amsterdam.
"Es ist eine große Ehre für mich, bei einem der größten Klubs Europas mit so einer großen Geschichte zu sein. Es ist ein unglaublicher Tag für mich", offenbart der 19-jährige Wiener im Interview auf der Vereins-Homepage nach der erst kürzlich bestandenen Matura in einwandfreiem Englisch.
Wöber ist angekommen. Schon am ersten Tag erntet der Neo-ÖFB-Teamspieler viel Lob.
Overmars: "Intelligenter Fußballer, der offensiv denkt"
"Max ist ein intelligenter Fußballer, der gerne Fußball spielt und auch offensiv denkt, sich traut nach vorne zu spielen und sehr wissbegierig ist. Das ist sicherlich eine wichtige Eigenschaft", ist Sportdirektor Marc Overmars von den Qualitäten des Neuzugangs überzeugt.
Dieser soll die Lücke schließen, die der Kolumbianer Davinson Sanchez hinterlassen hat. Dieser kam um 2,5 Millionen Euro weniger vor einem Jahr zu Ajax und wurde nun um 40 Millionen an Tottenham verkauft.
"Es war nicht leicht, einen Nachfolger für Sanchez zu finden. Vor einem Jahr war Sanchez aber auch noch unbekannt. Dann war er natürlich in dem Jahr fantastisch, das Szenario kann man aber nicht immer erwarten", gesteht Overmars.
Auch wenn er sich eine ähnliche Entwicklung auch bei Wöber wünschen würde. Denn die Niederländer sind dafür bekannt, jungen Spielern eine Chance zu geben, sie auszubilden und teuer zu verkaufen.
"Das zeigt mir, dass ich eine gute Zukunft hier habe"
Auch das war ein Grund, der Wöber schlussendlich von einem Abschied vom SK Rapid überzeugte. Denn die Philosophie der berühmten Ajax-Schmiede taugt dem Hernalser einfach.
"Ich habe mit 17 bei Rapids Profis angefangen zu spielen, jetzt mit 19 kann ich sagen, dass ich Stammspieler war. Ich will mich hier verbessern. Ajax ist der einzige Klub in Europa, bei dem 17-Jährige 30 Spiele im Jahr spielen. Wenn man sich Matthijs de Ligt anschaut, der mit 17 Jahren im Europa-League-Finale spielt, zeigt mir das, dass ich eine gute Zukunft hier habe", baut der Defensivspieler darauf, den richtigen Schritt gesetzt zu haben.
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— AFC Ajax (@AFCAjax) 24. August 2017
Dass es überhaupt so weit kam, war alles andere als eine leichte Entscheidung. Denn Wöber hatte Ajax bereits einen Korb gegeben, wollte in dieser Saison bei Rapid seine Leistungen bestätigen und dann über einen Auslandstransfer nachdenken - obwohl er bereits bei einem Kurzbesuch beeindruckt war.
"Marc Overmars hat mir das Stadion und den Trainingskomplex gezeigt. Ich war sehr beeindruckt. Aber zuerst habe ich nein gesagt, ich bleibe bei Rapid. Dann hat sich die Situation wegen dem Sanchez-Transfer für mich beim Klub verändert. Wir hatten dann weitere Gespräche."
Entscheidung kostete Wöber viele schlaflose Nächte
Bei der gebotenen Summe von kolportierten 7,5 Millionen Euro plus zehnprozentiger Beteiligung bei einem Weiterverkauf wird auch Rapid darum bemüht gewesen sein, den Deal doch noch abzuwickeln.
Wöber, der noch bei seinen Eltern wohnte, musste aber länger nachdenken. "Für mich waren es viele schlaflose Nächte, weil ich über meine Entscheidung nachdenken musste. Es ist ein großer Schritt für mich, von Österreich, wo ich geboren bin, nach Amsterdam gehen. Hier bin ich auf mich alleine gestellt, mit meiner ersten eigenen Wohnung, ohne meine Familie. Aber ich bin sehr aufgeregt, was die nächsten Tage mit mir passiert."
Bereits am Abend wird der großgewachsene Youngster in "De Toekomst" erstmals ins Training einsteigen. Dort erwartet ihn eine Konkurrenzsituation, die er aber von Rapid bereits gewöhnt ist. Denn zur Ausgangslage in der Verteidigung meint Overmars:
"Die Chance ist groß, dass die Verteidigung jetzt steht. Orejuela kommt am Freitag (Anm.: Rechtsverteidiger aus Kolumbien). Dazu Wöber und Sinkgraven (Anm.: Linksverteidiger, der am Knie verletzt war), der gottseidank wieder am Feld steht. Dann ist die Konkurrenzsituation gegeben und wir lassen sie mal um die Plätze kämpfen."
Erinnerungen an Rapids Sieg bei Ajax
Die erste Möglichkeit für einen Einsatz bietet sich Wöber bereits am kommenden Sonntag in der 3. Runde der Eredivisie auswärts bei VVV Venlo. Möglicherweise kommt das Comeback aber aufgrund der kurzen Eingewöhnungszeit noch zu früh.
Bis dahin genießt der bisher teuerste Österreicher, der je von der Bundesliga ins Ausland wechselte, aber jede Sekunde. Schon alleine die riesige Arena in Amsterdam ist ganz nach seinem Geschmack.
"Es ist unglaublich, wenn du die Stiegen hinaufgehst und auf die Tribünen schaust. Es ist ein unglaubliches Gefühl und ich kann es nicht erwarten, hier zu spielen", fiebert Wöber seinem Heim-Debüt entgegen. Obwohl er das Stadion schon kennt und von einer "guten Erfahrung für Rapid" spricht.
Vom 3:2-Erfolg Rapids im August 2015, der nicht nur den Aufstieg gegen Ajax sondern auch jenen ins Champions-League-Playoff bedeutete, wo man dann an Shakhtar Donezk scheiterte. Mit dem Auswärtssieg damals wurde Geschichte geschrieben.
Wöber kann nun bei seinem neuen Klub Ajax seine eigene Geschichte schreiben. "Hier ist Geschichte geschrieben worden. Es ist unglaublich für mich, hier zu sein. Man kann die Atmosphäre spüren. Richtig cool!"
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