Ranked: Von Fans gegründete Vereine in Europa

Wie allseits bekannt ist, schreibt der Fußball so seine eigenen Geschichten.

Neben romantischen Comeback-Storys einzelner Akteure und Überraschungen kleiner Underdogs gegen große Übermächte zählt die Neugründung eines ganzen Vereins von den eigenen Anhängern, die diesen nicht sterben lassen wollten, ebenfalls zu großen Achtungserfolgen in der Geschichte der schönsten Nebensache der Welt.

Auf nationaler Ebene stellt das Beispiel von Austria Salzburg wohl den prominentesten Fall in der jüngeren Vergangenheit dar, aber auch im Ausland existieren zahlreiche Vereine nur oder nur mehr aufgrund engagierter Anhänger, deren Liebe zu ihrem Klub in unermesslichen Sphären liegt.

LAOLA1 liefert dazu einen Einblick und stellt einige der aktuell interessantesten Fanvereine vor:

Bury in den Tiefen des englischen Fußballs zu finden 

Beginnen wir unsere Reise mit einem Abstecher in die Tiefen des Amateurfußballs zum AFC Bury, der aktuell in der NWCFL Premier Division, der neunthöchsten Spielklasse Englands, und damit auf dem letzten Platz unseres Rankings zu finden ist. 

Aufgrund anhaltender finanzieller Schwierigkeiten wurde der 1885 gegründete Vorgängerklub FC Bury im Jahr 2019 aus der drittklassigen League One ausgeschlossen, wodurch seither der Spielbetrieb beim Traditionsklub ruht.

Als Reaktion auf den Schock gründeten einige Fans wenig später den AFC, um den Fußball in Bury aufrechtzuerhalten, was jedoch nicht bei allen Fans gut ankam und seither die Fußball-Gemüter der Stadt im Norden Manchesters spaltet.

Hamburger Lager seit 2014 ebenfalls gespalten 

Einen ebenfalls neuen Weg wollten 2014 einige Fans des Hamburger SV gehen, dessen Profiabteilung kurz vor der Ausgliederung in eine Aktiengesellschaft stand.

Aus Protest gegen jene Umstände traf man in weiterer Folge die Entscheidung, den ehemaligen Bundesliga-Dino zu verlassen und von nun an mit dem HFC Falke Hamburg einen eigenen Klub auf die Beine zu stellen.

Die Falken fingen zunächst im Keller des deutschen Ligasystems, der Kreisklasse fünf an. Durch den immerwährenden Glauben an sich selbst und einer konsequenten Arbeit innerhalb des Klubs schaffte man es mittlerweile in die siebtklassige Bezirksliga und hält dort ordentlich mit.

Berühmter Fanverein basiert auf Glazer-Protest 

Aus Hamburg geht es nun wieder auf die Insel nach Manchester, in eine Stadt die neben den Big-Playern Manchester City und Manchester United einen weiteren, hoch interessanten Verein beherbergt. Die Rede ist dabei vom FC United Of Manchester.

Im Jahr 2005 als Protest auf die Übernahme von Manchester United durch die höchst umstrittene Glazer-Familie gegründet, findet sich der Prominenteste Vertreter in unserem Ranking aktuell in der Northern Premier League wieder.

Bereits im Jahr 1998 gab es Pläne zur Gründung eines neuen Vereins vonseiten der Anhänger der "Red Devils", wobei damals die am Ende gescheiterte Übernahme durch Rupert Murdoch im Raum stand.

Als der Glazer-Deal im Mai 2005 fixiert wurde, riefen einige Fans den FC United Of Manchester aus. Das eigene Stadion, der Broadhurst Park, wurde im Jahr 2015 eröffnet.

Telford setzt lange Klubtradition fort

Weiter geht es mit dem AFC Telford United, der sich im Jahr 2004 aus Telford United, das bereits 1872 das Licht der Welt erblickte, neu gründete. 

Aufgrund einer schiefgelaufenen Professionalisierung zur Jahrtausendwende, die im Jahr 2004 in einer Liquidation des Vorgängers endete, entschied sich eine Gruppe von Anhängern die Tradition ihres Vereins aufrechtzuerhalten und startete mit dem AFC Telford in der Division One North der Northern Premier League. 

In den darauffolgenden Jahren konnte man sich durch solide Leistungen bis in die siebtklassige Southern League Central Division hocharbeiten und ist auf der Reise nach oben wohl noch nicht am Ende.

Fanvereine auch in Kroatien etabliert 

Nach einem kurzen Zwischenstopp beim FC Chester, der als Nachfolgeverein von Chester City im Jahr 2010 gegründet wurde, geht es nun weiter nach Kroatien zum 2011 von Fans des NK Varazdin neu gegründeten NK Varteks.

Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten konnte Varazdin im darauffolgenden Jahr an drei Auswärtspartien in Folge nicht teilnehmen, wodurch man suspendiert und in die letzte Liga durchgereicht wurde.

Dabei lag der vom Fanklub "White Stones" gegründete NK Varteks, der es bis in die vierte Liga schaffte, kurioserweise lange Zeit vor seinem Ursprungsverein.

Durch einen Formalfehler übersprang Varazdin jedoch nur ein Jahr später gleich drei Ligen und wurde prompt in die dritte Liga befördert. In der Saison 2018/19 gelang dann die Rückkehr ins kroatische Oberhaus, aktuell spielt man in der zweitklassigen 2. HNL.

Leipzig als Hauptstadt der Fanvereine

Neben England und Südeuropa gab es in der Vergangenheit auch die eine oder andere Erfolgsgeschichte auf deutschem Boden.

In Leipzig glückte das Kapitel Fanverein gleich zwei Klubs, denn sowohl Lok Leipzig, als auch Chemie Leipzig stehen, im Gegensatz zu RB Leipzig, für den Traditionsfußball der sächsischen Landeshauptstadt.

Die Geschichte von Chemie beginnt dabei im Jahr 1997, als man vonseiten der Fans den Charme aus der DDR und die namensgleiche, im Jahr 1990 in den FC Sachsen Leipzig aufgegangene, BSG Chemie Leipzig wiederbeleben wollte.

Jenes Vorhaben glückte und führte Chemie bis in die Regionalliga Nordost, in der man aktuell im Mittelfeld rangiert. 

In derselben Liga ist übrigens Stadtrivale Lok Leipzig zu finden.

Die neugegründeten Blau-Gelben entstammen aus dem Jahr 2003, als sich einige Anhänger in der Treibhaus-Kneipe dazu entschlossen, den zuvor insolvent gewordenen VfB Leipzig neuzugründen und den Nachwuchsmannschaften so eine neue Heimat zu geben.

Am 7. Oktober 2021 wurde Lok Leipzig letztlich wieder offiziell zu dem Verein, der er 1893 ursprünglich war: Zum 1. FC Lokomotive Leipzig.

Wimbledon und Hapoel Jerusalem durchwegs erfolgreich

Bereits seit Längerem im Profifußball vertreten und damit zu den besten internationalen Fanvereinen zählt neben dem AFC Wimbledon aus der drittklassigen englischen League One auch Hapoel Jerusalem aus Israel.

Der israelische Klub hat sich im Jahr 2020 mithilfe der eigenen Anhängerschaft neu etabliert, kehrte 2021 nach 21 Jahren Abstinenz in Israels Oberhaus zurück und spielt seither erstklassig.

Der Saisonstart verlief jedoch bislang nicht nach Wunsch, aktuell befindet man sich nach den ersten Partien nur im Tabellenkeller. 

GAK ebenfalls vorne mit dabei 

Kommen wir nun zu drei nationalen Vertretern, die den Sprung von der Neugründung in den Profifußball allesamt geschafft haben. Zum einen wird bei den aktuell erfolgreichsten Fanvereinen der Beinahe-Aufsteiger GAK vorstellig.

Nach finanziell aufreibenden Jahren, an deren Ende das vorläufige Aus des Traditionsklubs am 30. Oktober 2012 stand, gründeten die eigenen Fans ihren Traditionsklub neu und starteten als "GAC" neu durch.

Durch einen großen Anhang marschierte man in den Folgejahren von Aufstieg zu Aufstieg und kehrte in der Saison 2019/20 erstmals seit Neugründung in den Profifußball unter dem seit 2014 wiedererlangten Namen "GAK" zurück.

Blau-Weiß als Nutznießer von GAK-Ausrutscher 

In der vergangenen Saison der Admiral 2. Liga war man überdies drauf und dran, den Aufstieg zu fixieren, ein Ausrutscher am letzten Spieltag beim FC Dornbirn verhinderte jedoch die große Rückkehr, bescherte dafür einem anderen Fanverein den Aufstieg - dem FC Blau-Weiß Linz. 

Die Gründung der Stahlstädter im Jahr 1997 geht aus den beiden Vorgängervereinen FC Linz und SV Austria Tabak Linz hervor.

In den ersten Jahren war man in der 1. Landesliga OÖ aktiv, ehe zur Jahrtausendwende der Aufstieg in die Regionalliga Mitte glückte. Nach mehreren Jahren, mit zwischenzeitlichem Auf- und Abstieg, konnte man sich in der Saison 2016/17 fix in die 2. Liga vorarbeiten und blieb dort bis zum Ende der vergangenen Saison.

In einem spannenden Finish sicherte man sich mit einem Sieg gegen Sturm Graz II den erstmaligen Aufstieg in die Admiral Bundesliga und damit den Spitzenplatz in unserem Ranking.

Violett-Weißes Fußballmärchen nach Red-Bull-Schock

Ein weiteres famoses Beispiel auf nationaler Ebene für die erfolgreiche Neugründung eines Vereins durch seine Anhänger liefert zum Abschluss die Geschichte des SV Austria Salzburg.

Der in den Nullerjahren finanziell schwer angeschlagene Traditionsklub wurde bekanntlich im Jahr 2005 durch Getränkekonzern Red Bull übernommen, der die bestehenden Strukturen vollständig veränderte und den FC Red Bull Salzburg aus der Taufe hob.

Der dadurch ausgelöschte Traditionsverein aus dem Salzburger Stadtteil Lehen wurde daraufhin von den eigenen Fans wiederbelebt und zunächst in die unterste Liga eingeschrieben.

Durch großes Engagement und einen festen Glauben an eine glorreiche Wiederauferstehung gelang der Austria in der Saison 2015/16 mit dem Aufstieg in die 2. Liga das Comeback in den Profifußball, den man nun als Tabellenführer der Regionalliga West erneut in Angriff nehmen möchte. 

Das nun bevorstehende Duell mit den "Bullen" im ÖFB-Cup am kommenden Dienstag (ab 20:45 Uhr/LIVE-Ticker >>>) stellt das erste Wiedersehen beider Kampfmannschaften überhaupt dar.

Das Ranking der Fanvereine nach Ligazugehörigkeit:

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