Lionel Messis Kür zum Weltfußballer des Jahres 2023 hat selbst in seiner Heimat für Verwunderung gesorgt.
Eine "bizarre Situation" sah die Sportzeitung "Ole" bei der FIFA-Gala am Montagabend, als der Argentinier für den Großteil überraschend zum achten Mal als "The Best" ausgezeichnet wurde.
Messi war ebenso wie seine Konkurrenten Erling Haaland und Kylian Mbappe nicht anwesend. Er war lieber in Miami geblieben, wo die Vorbereitung auf die neue Saison der Major League Soccer begonnen hat.
Stars nicht anwesend
Bei der glamourösen Gala im Hammersmith Apollo sorgte die Verkündung Messis im Saal für Erstaunen und Irritation, hatte das Publikum doch überwiegend mit einer Auszeichnung Haalands gerechnet.
Der Applaus fiel verhalten aus. Die erwartete Video-Botschaft blieb aus. Da niemand vor Ort war, um die Auszeichnung entgegenzunehmen, schnappte sich Präsentator Thierry Henry ("Irgendwer muss sie nehmen") die Trophäe.
Enges Duell
Vor allem die norwegischen Beobachter fielen aus allen Wolken. "Ich muss mich erst einmal etwas beruhigen", sagte der ehemalige Profi Carl-Erik Torp, nun Experte beim Fernsehsender NRK in einer ersten Reaktion und ergänzte kurz darauf: "Ich würde sagen, das ist ein Skandal."
Die Entscheidung zugunsten von Messi war denkbar knapp. In der Summe bekam der 36-Jährige von den Kapitänen umgerechnet 13 Punkte, 11 von den Trainern, 11 von den Medien und 13 von den Fans.
Haaland kam auf 11 von den Kapitänen, 13 von den Trainern, 13 von den Medien und 11 von den Fans. Da Gleichstand herrschte, entschieden die Erststimmen der Nationalteam-Kapitäne deutlich für Messi.
Messi stimmte selbst für Haaland
Der Argentinier wurde unter anderen vom Engländer Harry Kane, Belgiens Romelu Lukaku, Edin Dzeko aus Bosnien und Herzegowina, Kroatiens Luka Modric, Dänemarks Simon Kjaer oder Ägyptens Mohamed Salah gewählt.
Auch Mbappe stimmte für seinen ehemaligen PSG-Kollegen ab. Messi selbst stimmte für Haaland vor Mbappe. David Alaba reihte Haaland ganz vorne.
"Lionel Messi hat damit begonnen, sich von den großen Auszeichnungen zurückzuziehen, aber die Fußballwelt wählt ihn noch immer", stellte die argentinische Tageszeitung "La Nacion" fest.
"Ole" sah den Preis "als Zugabe" für den seit Monaten abseits der großen europäischen Fußballbühne in Nordamerika spielenden Weltmeister. Mit Paris wurde er 2023 noch französischer Meister.
Kritik aus Norwegen
Zum Vergleich: Der aktuell mit einer Fußverletzung pausierende Haaland gewann mit Manchester City das Triple aus Champions League, Meisterschaft und FA-Cup und erzielte 52 Tore in 53 Pflichtspielen.
"Wie kann Erling Haaland nicht der beste Spieler im Jahr 2023 sein?", schrieb Jan Aage Fjörtoft auf X. Der einst für Rapid stürmende Norweger und nunmehrige TV-Experte meinte, mit solchen Ergebnissen würden die Preise "am Ende wertlos" sein.
Angesichts des Wahlverhaltens lautet die einfachste Antwort wohl, dass Messi (wieder) für seine Lebensleistung gewürdigt wurde. Dazu passt der große Zuspruch der Fans (613.293 Punkte im Vergleich zu 365.893 für Haaland).
Die Fachmedien sahen indes Haaland deutlich voran (729 Punkte im Vergleich zu 315 für Messi).