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Die längstdienenden Fußball-Trainer der Welt

Einer hat ein Haus am Stadiongelände, ein anderer ist sein eigener Präsident. Die 25 längstdienenden Trainer in den relevanten und weniger relevanten Ligen.

Die längstdienenden Fußball-Trainer der Welt Foto: © Midjourney

Thomas Silberberger ist seit fast zehn Jahren Trainer der WSG Tirol.

Das ist nicht nur für österreichische Verhältnisse eine erstaunlich lange Zeit. Doch wo reiht sich der Tiroler damit im internationalen Vergleich ein?

LAOLA1 hat sich alle relevanten und weniger relevanten Ligen dieser Welt angesehen, in den großen Fußball-Nationen bis runter in die dritthöchste Spielklasse und ein Ranking der aktuell längstdienenden Trainer erstellt.

In der Tabelle siehst du die Top 25. Darunter liest du die teilweise erstaunlichen Geschichten von Trainern, die ihre eigenen Präsidenten sind, die seit vielen Jahren nicht nur coachen, sondern auch selbst spielen und einem Mann, der sogar am Stadiongelände lebt.

Rang Name Verein Land/Liga im Amt seit
25 John Coleman Accrington England (3.) 18.09.2014
24 Jim Curtin Philadelphia Union USA (1.) 10.06.2014
23 Christian Michelsen Kristiansund Norwegen (2.) 06.02.2014
22 Adrian Mathers Moreland Australien (2.) 01.01.2014
21 Dinh Tan Vo Khanh Hoa FC Vietnam (1.) 01.01.2014
20 Chris Hughes Newtown Wales (1.) 07.11.2013
19 Thomas Silberberger WSG Tirol Österreich (1.) 01.07.2013
18 Roland Vieira Le Puy Foot Frankreich (3.) 01.07.2013
17 Chung-Ting Fung Central Western Hongkong (2.) 01.07.2013
16 Gruff Harrison Ammanford Wales (2.) 19.12.2012
15 Darren Mullen Newry City Nordirland (1.) 01.07.2012
14 Ruzikul Berdiev Nasaf Qarshi Usbekistan (1.) 09.01.2012
13 Arturs Zakresevskis JDFS Alberts Lettland (2.) 01.01.2012
12 Augustin Chromy Sigma Olmütz B Tschechien (2.) 01.01.2012
11 Ernest Nierras Stallion FC Philippinen (1.) 01.01.2012
10 Christian Streich Freiburg Deutschland (1.) 29.12.2011
9 Diego Simeone Atletico Madrid Spanien (1.) 23.12.2011
8 Gary Hamilton Glenavon Nordirland (1.) 15.12.2011
7 Peter Vermes Kansas City Wizards USA (1.) 10.11.2009
6 Pablo Vico Brown Adrogue Argentinien (2.) 21.03.2009
5 Qurban Qurbanov Qarabag Aserbaidschan (1.) 01.07.2008
4 Frank Schmidt Heidenheim Deutschland (2.) 17.09.2007
3 Suet-Fai Lee Wing Yee Hongkong (2.) 01.08.2006
2 Stephen Baxter Crusaders FC Nordirland (1.) 01.07.2005
1 Luigi Fresco Virtus Verona Italien (3.) 01.05.1982

Italien! Unglaublich! Das Ergebnis dieser Recherche klingt wie ein Scherz. Wie wahrscheinlich ist es, den weltweit längstdienenden Trainer ausgerechnet in jenem Land zu finden, in dem jeder nennenswerte Klub neben seinem Stadion einen Trainerfriedhof anlegen müsste.

Das ist, als ob man auf der Suche nach der Stadt mit den meisten Sonnentagen im Jahr in England fündig würde.

Naja, Luigi Fresco hebelt jedenfalls alle gültigen Fußball-Gesetze aus. Der Mann ist seit über 40 Jahren Trainer der aktuellen Drittligisten Virtus Verona. Während seiner Amtszeit hat Palermo 78 Mal den Trainer gewechselt.

Sieben Aufstiege, drei Abstiege

Fresco ist freilich mehr als nur Trainer dieses Klubs. Er ist der Klub. Mit acht Jahren kam er zum Klub, damals gab es noch keine Gelben Karten und keine Elferschießen, es war eben erst der Spielerwechsel eingeführt worden. Rasch stellte sich heraus, dass der kleine Luigi zum Kicken nicht wirklich taugt, also trainierte er schon als Teenager Kindermannschaften.

Mit 21 Jahren übernahm er schließlich das abstiegsbedrohte Männerteam, konnte es aber nicht retten. Virtus Verona war ganz unten angekommen, in der 8. Liga. Was folgte, ist eine sehr langatmig erzählte Cindarella-Story. Denn in den folgenden vier Jahrzehnten stieg Fresco mit der Mannschaft sieben Mal auf und nur noch zwei Mal ab.

An eine Trennung gedacht hat in diesem Zeitraum niemand. Geht gar nicht. Denn Fresco ist seit 1982 auch Klub-Präsident, also sein eigener Boss.

Seit über einem Jahrzehnt Spielertrainer

Das ist gewissermaßen auch Gary Hamilton, aber in anderer Konstellation. Der 42-Jährige ist bei Glenovan in der nordirischen Premiership Spielertrainer. Und das schon seit Dezember 2011.

Übermäßig zufrieden dürfte Coach Hamilton mit Stürmer Hamilton aber nicht mehr sein, er hat sich selbst im Laufe der Jahre immer seltener eingesetzt. Dafür setzte er im September 2022 den 13-jährigen Christopher Atherton im Cup gegen Drittligist Dollingstown ein. Das Kind (oder doch schon Teenager?) dankte es ihm mit einem Assist und heuerte im Februar 2023 dann im Chelsea-Nachwuchs an.

Dabei war Glenovan für Hamilton eigentlich nur eine Zwischenstation, er war als Spieler 2010 nur dorthin ausgeliehen, hat dann aber in zehn Spielen neun Tore erzielt und wurde fix verpflichtet.

Der Volker Finke Heidenheims

Frank Schmidt
Foto: © getty

Eine Übergangslösung war auch Frank Schmidt, als er 2007 zum Trainer des 1. FC Heidenheim bestellt wurde. Sein Debüt gab er in der Oberliga Baden-Württemberg gegen Normania Gmünd, jetzt ist der Aufstieg in die höchste Spielklasse zum Greifen nahe.

Dass der hemdsärmelige Schmidt nach wie vor in Heidenheim an der Seitenlinie steht, hat nicht zuletzt mit dessen ausgezeichnetem Verhältnis zu Holger Sanwald zu tun, der den Klub schon seit 1994 führt.

Kurios: Schmidt scherzte schon wenige Wochen nach seinem Amtsantritt, er wolle der Volker Finke Heidenheims werden. Der war bekanntlich von 1991 bis 2007 Trainer des SC Freiburg. Aber den nächsten Finke haben sie in Freiburg mit Christian Streich ja selbst gefunden.

Streich sitzt seit Dezember 2011 auf der Freiburger Trainerbank. Nur eine Woche kürzer im Amt ist Diego Simeone, der in über einem Jahrzehnt den einstigen Chaos-Klub Atletico Madrid zu einer Konstanten im spanischen Titelkampf gemacht hat. Und sollte sich jemand fragen, wer eigentlich vor Simeone Atletico-Coach war: Gregorio Manzano.

Vermes erbarmte sich

Eher passiert ist indes Peter Vermes seine schon mehr als 13 Jahre andauernde Amtszeit bei den Kansas City Wizards in der MLS. Er hat sich nach einer Trainerentlassung in seiner Funktion als Technischer Direktor eigentlich nur erbarmt, zwischendurch zu übernehmen, bis ein besserer Coach gefunden werde.

Das ist bis heute nicht passiert, Vermes hat unlängst seinen Trainervertrag um weitere fünf Jahre verlängert. 

Legenden in Aserbaidschan und Nordirland

Qurban Qurbanov
Foto: © getty

Und dann gibt es da noch die Legenden, die einfach unantastbar sind. Qurban Qurbanov bei Qarabag etwa. Er stand beim allerersten Länderspiel Aserbaidschans im September 1992 auf dem Feld, spielte 2005 noch für das Nationalteam und ist bis heute noch Rekordtorschütze seines Landes.

Mit Qarabag, wo er seit 2008 im Amt ist, sorgte der 50-Jährige auch international immer wieder für Aufsehen, schaffte es sogar in die Gruppenphase der Champions League. Von November 2017 bis Dezember 2018 fand er auch noch Zeit für einen Nebenjob – Teamchef seines Landes.

Stephen Baxter, der längstdienende Trainer eines Erstligisten, genießt bei den Crusaders in Nordirland ähnlichen Legendenstatus. Er war als Spieler schon zwei Mal beim Klub, hat da alles erlebt, mit dem Verein Titel gefeiert und ihn mit einem Hattrick zum Klassenerhalt geschossen.

Als er 2005 dann als Trainer am Seaview anheuerte, sagte Baxter: "Der Klub ist mein Blut." Man kann es ihm nur glauben.

In die Top 20 schafft es auch ein Österreicher. Thomas Silberberger ist seit fast zehn Jahren Trainer der WSG Tirol, die damals noch Wattens hieß. Er hat den Klub in der Regionalliga übernommen und gemeinsam mit seinem kongenialen Sportdirektor-Partner Stefan Köck in die Bundesliga geführt.

Ein Leben im Stadion

Aber all diese Männer fahren in der Regel am Abend wieder nach Hause. Nicht so Pablo Vico. Der Trainer des argentinischen Zweitligisten Brown Adrogue lebt auf dem Klub-Gelände. Das tat er schon, bevor er Trainer war, da arbeitete er nämlich als Hausmeister im Stadion.

Danach wurde der Gaucho mit dem beeindruckenden Schnauzer Nachwuchstrainer und ist seit Sommer 2009 Coach der Kampfmannschaft. Der Verein hat ihm inzwischen ein kleines Häuschen innerhalb der Stadionmauern gebaut. Vico gibt die Pressekonferenzen nach dem Spiel in seinen eigenen vier Wänden.

Und da wird vermutlich sogar Luigi Fresco in Verona ein bisschen neidisch.

Pablo Vico:

Luigi Fresco (Mitte):


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