"Die wollten den Tiger einsperren, der Tiger lässt sich aber nicht einsperren", sagte Peter Hyballa der "11 Freunde" einmal nach einem missglückten Engagement als Coach.
Derer gab es viele. 13 Stationen als Cheftrainer hat der mittlerweile 48-Jährige im Erwachsenenfußball hinter sich, hinzu kommen Jobs als Nachwuchstrainer von Bocholt, Preußen Münster, Bielefeld, Wolfsburg und Dortmund und ein Engagement beim DFB. Jogi Löws berühmter Satz im WM-Finale von 2014 an Mario Götze ("Zeig der Welt, dass du besser bist als Messi.") stammt von ihm.
Auf seinem Weg durch die Ligen und Länder hat Hyballa für Furore gesorgt – selten allerdings im positiven Sinn. Ein vorläufiger Karriere-Rückblick der etwas anderen Art.
Beginn in Namibia, kurzfristig nach Aachen
Die erste Station von Hyballa als Cheftrainer war eine ungewöhnliche: Sie lautete 2002 Ramblers FC Windhoek, erste Liga Namibia. Als das Angebot gekommen sei, habe er sich direkt in den nächsten Flieger gesetzt, erzählte Hyballa einmal.
Gut zwei Jahre nach seinem Amtsantritt in Afrika war er nach Deutschland zurückgekehrt, trainierte erst die U17 des VfL Wolfsburg, dann die U19. Nach 83 Spielen als U19-Coach des BVB sollte er eigentlich Coach bei Rot-Weiß Essen werden – der Traditionsklub wurde insolvent, der Vertrag noch vor dem ersten Arbeitstag aufgelöst.
Kurzfristig angelte sich stattdessen Alemannia Aachen den freien Trainer – für Hyballa ging es damit in die 2. Bundesliga. Nach 15 Monaten setzte es für den Trainer die Entlassung – sieben Spiele in Folge war Aachen da ohne Sieg.
Schon damals berichtete die "Bild", dass die Spieler ihren Trainer gestürzt hatten, der Mannschaftsrat hätte Sportchef Erik Meijer damals mitgeteilt, dass das Team dem Trainer nicht mehr vertraue. Hyballa wollte das damals nicht glauben. Auch der Aachener Aufsichtsrat agitierte damals Berichten zufolge gegen den Trainer.
Der "Fußballverrückte" in Österreich
Nach dem Aus in Deutschland zog es Hyballa – der mehrere Bücher über Fußball, Taktik und Trainingsgestaltung geschrieben und als Taktik-Experte für das ZDF gearbeitet hat – nach Österreich.
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Als Trainer der Red Bull Juniors stand er zwar nur elf Spiele an der Seitenlinie, machte sich aber dennoch interessant für Sturm Graz.
Geschäftsführer Sport Paul Gludovatz sagte bei der Vorstellung des neuen Trainers der "Schwoazn" im Mai 2012: "Er ist ein Mann, der sowohl großes fußballerisches Fachwissen, als auch die nötigen menschlichen Qualitäten für den Posten mitbringt. Er ist ein Fußballverrückter, im absolut positiven Sinne des Wortes."
Nach 33 Spielen wurde der Fußballverrückte in Graz freigestellt, Sturm war damals mit 22 Rückstand auf die Austria nur Vierter der Tabelle. Schon damals kursierten Vorwürfe von sozialer Inkompetenz gegenüber dem Deutschen, ein Spieler sagte anonym der "Steirer-Krone": "Hyballa hat alles kaputt gemacht."
Auch Fans protestieren, Sponsoren machten Druck. Bereits in Salzburg habe sich Hyballa mit seiner Art nicht nur Freunde gemacht (Hier nachlesen >>>).
Kurzzeit-Trainer in Holland und Polen
Bei einem späteren Engagement beim NEC Nijmegen in der Eredivisie wurde Hyballa entlassen, der Klub war akut abstiegsgefährdet. Dunajska Streda trennte sich im Winter 2020 vorzeitig von Hyballa, weil dieser seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern wollte.
Noch kürzer war Hyballas Zeit beim NAC Breda 2020. Nur sieben Spiele machte er als Trainer, ein öffentlicher Machtkampf mit Sportchef Tom Van den Abbeele wurde ihm zum Verhängnis. In einem Interview kritisierte er dessen Transferpolitik scharf.
Auch die Zeit als Trainer von Wisla Krakau fand ein rasches Ende, hier coachte Hyballa immerhin in 18 Spielen. Hyballas Vertrag wurde vorzeitig aufgelöst, offenbar sorgten nicht nur sportliche Gründe dafür, sondern auch der Umgang mit Mannschaftskapitän und Klubboss Jakub Blasczcykowski. Das soll für Kritik im Team, dem Klub und bei den Fans gesorgt haben, wurde berichtet.
Das Kapitel Dänemark
Zwei Wochen nach dem Ende in Polen heuerte Hyballa in Dänemark an. Bei Zweitligist Esbjerg fB kam er auf vier Partien.
Die damaligen Vorwürfe gegen ihn wiegen schwer: Hyballa würden fachliche und menschliche Qualitäten zur Führung einer Mannschaft fehlen, es habe Spott, sexistische und erniedrigende Bemerkungen und Spott gegeben. Durch das überharte Training hätten sich Spieler verletzt, Hyballa habe Spielern im Training zudem wiederholt mit ihrer Entlassung gedroht.
Einen seiner Spieler soll er zu Liegestützen verdonnert haben, diesem habe er gesagt: "Du hast größere Brüste als deine Frau."
Dass die Presse davon durch die Spieler erfahren hatte, bezeichnete Hyballa in der "SZ" als "schlechten Stil und total übertrieben". Berichte, wonach sogar Spieler geschlagen worden seien, dementierte er bei "Transfermarkt", sprach von "Rufmord" und einer "Hetzjagd", sogar seine Familie sei bedroht worden. "Das war einfach nicht in Ordnung, was passiert ist. Wir Trainer sind keine Drecksware", sagte er dem Portal.
Er sei eben ein "Malochertrainer", die Dänen seien seine Intensität nicht gewohnt gewesen, er hätte nur Probleme mit vereinzelten Spielern gehabt.
Gleich 21 Spieler des Vereins beschwerten sich in einem offenen Brief über seine Methoden. Auch im Klub wurde die Kritik lauter, einzig der US-amerikanische Investor des Vereins hielt ihm noch den Rücken frei.
Jeppe Curth von der dänischen Spielergewerkschaft, sagte: "Das, was in Esbjerg geschehen ist, sollte an keinem Arbeitsplatz in ganz Dänemark stattfinden."
"Das, was in Esbjerg geschehen ist, sollte an keinem Arbeitsplatz in ganz Dänemark stattfinden."
Hyballa habe nach der Zeit in Dänemark sogar Morddrohungen bekommen. "Mir ist seit der Dänemark-Nummer vieles egal geworden. Vielleicht bin ich hier auch in vier Wochen wieder weg, so ist das Geschäft", sagte Hyballa der "11 Freunde".
Rückkehr nach Deutschland
Trotz der Vorwürfe fand Hyballa rasch einen neuen Arbeitgeber, wenngleich die Zeit beim damaligen Chaosklub der 3. Liga, Türkgücü München, äußert begrenzt war. Das wilde Pressing – dafür ungeeignete Spieler seien direkt aussortiert worden – reichte nur für zwei Siege in sieben Spielen. Anschließend hatte Hyballa ein Burn-out.
Gut ein Dreivierteljahr war Hyballa daraufhin ohne Trainerjob, ehe ihn die AS Trencin wollte. Nach nicht einmal einem Monat war der Wunsch wieder verblasst. Hyballa kritisierte in dieser Zeit wiederholt die Infrastruktur, die Vereinsstrukturen und fehlende Transfers. Gegenüber "Transfermarkt" meinte Hyballa, dass er den Verein aus freien Stücken verlassen habe. Er sei unglücklich und müde gewesen, die Seele sei nicht frisch, Trencin nicht sein Ort gewesen.
Im Jänner 2023 kehrte Hyballa zum NAC Breda zurück. Er führte den Klub in die Aufstiegs-Play-offs, in der Folgesaison wurden zwischenmenschliche Differenzen aber wieder einmal zum Problem. Die Zusammenarbeit zwischen dem Trainer und seinem Arbeitsumfeld sei unzureichend geworden, so der Technische Direktor des NAC damals. Und weiter: "Als Management glauben wir nicht, dass diese Situation repariert werden kann."
Hyballa und "die Speckis"
Genauer wurde das niederländische Fußballmagazin "Voetbal International". Der Coach soll Trainingsgruppen anhand des Aussehens oder des Charakters der Spieler gebildet haben. Die Gruppe an Spielern, die ihm zufolge zu dick gewesen waren, habe er "die Speckis" genannt. Darunter habe sich auch ein Angreifer befunden, der zuvor seine beste Saison gespielt hatte, ihn soll Hyballa als "Weichei" beschimpft haben. Er verließ den Verein.
Auch schon ein Verteidiger bei Esbjerg wechselte wegen Hyballa den Klub. "Es gab so viele Dinge, die grenzübertretend und direkt wahnsinnig waren", sagte dieser in einem Interview Tage danach. Auch in Dänemark soll er Spieler schon als dick bezeichnet und ihnen an den Bauch gefasst haben.
"Ich werde meinem Spieler doch wohl noch sagen dürfen, wenn er zu viele Kilos auf den Rippen hat. Daran müssen wir dann arbeiten", meinte Hyballa gegenüber der "Bild".
Sex-Skandal in Südafrika
Nach dem Aus in Breda wollte Hyballa eigentlich nicht so schnell wieder als Cheftrainer arbeiten. Reisen, eigene Projekte vorantreiben, das war sein Ziel. Im Verein könne er nur arbeiten, wenn es eine Vision und inhaltlich gute Leute gebe.
Am 1. Juli trat der Deutsche seine neue Stelle als Chefcoach bei Sekhukhune United FC an. Erste Liga, Südafrika. Noch vor dem ersten Pflichtspiel war Hyballa bereits Geschichte.
Klubverantwortliche hatten Berichten von "Sunday World" zufolge ein Sex-Video aus einem Bordell zugespielt bekommen, auf diesem war Hyballa zu sehen. Der Klub wurde mit dem Video erpresst, Prostitution ist in Südafrika verboten – um sich nicht strafbar zu machen, hätten die Verantwortlichen die geforderte Summe nicht gezahlt.
Der Ex-Sturm-Coach habe dem Bericht zufolge den Bordell-Besuch zunächst geleugnet, dann aber gestanden. In weiterer Folge habe ihn der Klub zum Rücktritt aufgefordert, widerwillig habe Hyballa eingelenkt. Auf eine Anfrage der Zeitung antwortete Hyballa: "Why are you writing me shit questions. What is this?"
Die "Sunday World" spekuliert zum Grund für das Auftauchen des Videos: "He might have pissed off one of the girls, who decided to record him."